Das geschriebene Wort gehört letztendlich auf Papier, hergestellt aus einem Produkt der Natur: Holz.
Archaisch, denn seit Jahrtausenden arbeiten die Menschen mit diesem Werkstoff. Unsere Ahnen gaben ihre ‘SMS‘ geritzt in Holzstäben weiter. Sie gaben Botschaften oft in Sinnbildern wieder. Heilige Zeichen, deren Entstehung man sich entsprechend erklären mußte. Mysterien, die nur der Kundige verstand.
Die Aneinanderreihung von einfachen, lautwidergebenden Zeichen, lassen erst die für jedermann verständliche Nachricht entstehen. Heute muß man kundig sein, um zwischen den Zeilen zu lesen, wozu der eigene Kopf bemüht werden muß - nein, darf.
Viele der alten Geheimisse sind schon verloren und unsere schnellebige Zeit bringt tagtäglich neuen Verlust. Geist bleibt auf der Strecke. Ob in der Vergangenheit aufgeschrieben oder nicht, es werden immer weniger Menschen, die damit umzugehen verstehen.
Bedienungsanleitungen von Geräten, Montageanleitungen, die nur noch aus Bildern bestehen, damit der Hersteller nichts beschreiben muß. Denn dazu würde es bedürfen, Mitarbeiter zu haben, die das noch beherrschen.
Der Verlust der Handschrift ist allenthalben feststellbar. Ich erkenne es an mir selbst. Das Tastaturgeklimpere des Alltags, egal wo, nimmt uns die einfühlsame Fähigkeit, mit Hand und Schreibwerkzeug die Worte zu Papier zu bringen.
Schreibe ich auf elektronischem Weg, kann ich alles beliebig oft ändern, umstellen, korrigieren. Ein handgeschriebener Text hat eine andere Stellung, wie der gedruckte.
Bei einer Vervielfältigung fällt das selbstverständlich weg, es ist nicht als persönliche Ansprache gedacht, sondern dient der einfacheren Verbreitung, Gutenberg sei Dank.
Es ist vergnüglich, alte Texte zu studieren, als keiner vorgab, was, wie zu sein hat. Bedeutende Menschen in Briefen schrieben, wie ihnen halt der Schnabel gewachsen war. Heute sind wir exakter, müssen es sein, damit es zumindest von der Nordsee bis zum Alpenrand gleich ist. Will man Individualität, bedient man sich heute bei Texten der Mundart. Selbst der bekannte Gallier babbelt schon mal hessisch.
Es gibt Menschen, die haben eine Schreibschwäche, sie sind deswegen keine schlechteren Menschen. Vielleicht können sie anderes dafür besser. Singen vielleicht, wie weiland Reinhard Mey in seinem schönen Tango. Auch diese Menschen geben ihre Gefühle möglicherweise in Schriftform weiter, der Leser muß sie ganz einfach nur zu nehmen wissen.
Ich bin mir absolut sicher, das geschriebene Wort wird nicht aussterben!
Ebenso, wie das gedruckte Buch, das ich so liebe, allen elektronischen Medien zum Trotz!