Eine "runde" Persönlichkeit trägt von allen Ausprägungen etwas in sich. Nur wenn eine gänzlich fehlt oder eine einzige alle anderen Ausprägungen überstrahlt, wird´s schwierig. So gehört eine Portion Narzissmus in den Lebensrucksack hinein, und da braucht man nicht gleich zusammenzucken, wenn man bei sich selbst etwas davon findet oder im Gegenüber.
Narzissten üben anfänglich schon eine gewisse Faszination auf ihr Umfeld aus, die meisten Menschen im Umfeld werden aber wenig Lust dabei empfinden, immer nur zu applaudieren und wie ein Trabant um eine Sonne zu kreisen.
Das ist eine Scheinpassung im bdsm, nach meiner Meinung. Auch Subs nämlich müssen keineswegs vom Typ „selbstunsicher“ bis „abhängig“ sein, um Subs zu sein.
Nebenbei: Narzissten brauchen ihren Glorienmantel, weil sie eigentlich eine Riesenangst in sich tragen, wertlos zu sein. Das ist das Gegenteil von souverän. Und Souveränität ist vielleicht eher das Gewünschte an einem Dom.
Mit zunehmendem Alter lässt diese Störung m.W. häufig nach. Entweder das Leben schleift die Glorie ab, oder ein Narzisst geht durch so tiefe Krisen, dass nicht viel von ihm übrig bleibt.
(Wer auf Nummer sicher gehen will, nimmt sich also einen alten Sack *g.)
Bei Befragungen in den Szenen hat man übrigens keine engen Zusammenhänge zwischen Persönlichkeit und Neigung gefunden.
Aber wie überall, wird es auch im bdsm-Bereich auf lange Sicht verheerende Paarungen geben, die sich anfänglich super passend anfühlen, und es gerade deswegen langfristig nicht sind. Das ist dann aber kein Kennzeichen einer bdsm-Beziehung. Und dann sollte man nicht nur den Narzissten ´verantwortlich´ machen.
Ich habe eine Reihe Narzissten kennenlernen müssen und finde sie unendlich anstrengend. Sie wirken wie Aufmerksamkeits-Staubsauger und im Grunde so was von bedürftig. In der Politik und auf der Bühne fallen sie dagegen kaum auf und können ihre Stärken dann ausspielen; falls sie wirklich herausragend begabt sind und es sich nicht nur einbilden.
Und aus eigenem Erleben? Ich bin mehr Subs als wirklichen Doms begegnet. Meine Erfahrung dabei ist, dass Erstere überhaupt nicht durch Persönlichkeit abhängigen Typs im Leben auffallen. Und wer es ist, sollte sich anders behelfen als mit Neigung.
Bei den üblichen „kleineren Zacken“, die man so hat, kann eine Beziehung, auch eine Bdsm-geführte, durchaus Würze dadurch erhalten, oder kompensieren. So was halt; und muss deswegen nicht im Desaster enden.
Beziehung ist immer gefährlich *g. Erst im Nachhinein ist man klüger. Bei Wiederholung derselben Fehler würd ich dann mal in mich gehen.
Ich persönlich werde hellhörig, wenn jemand so gar nicht über seine Neigung reden kann oder will, und von „ist halt so“, „macht Spaß“, „bin schon als Baby-Dom auf die Welt gekommen“ abbügelt. Weil ein Narzisst nur eine einzige Referenzgröße kennt: naturgegeben und unhinterfragt sich selbst.
In Szenen hört oder meint man immer wieder mal zu sehen von dramatischen Ereignissen. Live war jedoch kaum jemand dabei. Das ist keine Grundlage. Ich vermute, wer im bdsm in Persönlichkeitsfallen tappt, würde das auch außerhalb tun. Denn Gelegenheit dazu gibt es auch außerhalb der Intimität zu Hauf.