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Die Sache mit den Freundschaften

Auf den Schattenzeilen haben wir uns, was Freundschaften betrifft, bewusst für ein vielleicht eigenwillig anmutendes Konzept entschieden. Wer die Hintergründe kennt, wird es aber nur auf den ersten Blick für eigenwillig empfinden. Hier kommt die Erklärung.

Ein Blogbeitrag von Jona Mondlicht.

  • Info: Veröffentlicht am 08.07.2012 in der Rubrik Gedacht.

  • Urheberrecht: Veröffentlichung, Vervielfältigung oder Verwendung sind nicht erlaubt. Mehr.

  • Inhalt: Blogbeiträge bilden die Meinung der Autorin oder des Autors ab.

Am Anfang war Leere

Es gab eine Zeit, da war das weltweite Netz vor allem eins: Weit. Endlos weit. Im Sinne von leer. Es war die Anfangszeit der Verknüpfungen, und es gab keine Communities, keine Nutzerinteraktion und nur vereinzelt ein paar Groups, in denen sich irgendwelche Freaks über noch freakigere Themen unterhielten. Kuschelfaktor: Null. Eigene Webseiten standen wie in Stein gemeißelt im weiten Raum und wenn man Glück hatte, traf man alle paar Monate jemanden, der wusste, wie man sie aufruft und dann anstandshalber auch mal vorbei schaute.

Später erwachten die ersten Gemeinschaften. Es entstanden Foren, in denen man sich tatsächlich unterhalten konnte - auch wenn man selbst kein Freak war oder notfalls einfach behauptete, einer zu sein. Man traf andere Menschen, rein virtuell, aber immerhin. Die Weite bevölkerte sich. War man früher erstaunt, jemanden zu finden, der aus dem eigenen Land und mit gleichen Hobby im Web daher kam, lagen die Treffer immer näher: Gleiche Region, gleiche Stadt, gleiches Wohnviertel. Mitunter traf man sich dann real und schloss Freundschaften. Echte Freundschaften.

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Kommentare von Leserinnen und Lesern

Nachtasou

Autor. Korrektor.

11.10.2018 um 23:57 Uhr

geändert am 11.10.2018 um 23:58 Uhr

hanne lotte

Lieber Nachtasou,

 

bloß gut, dass grad die Sonne so hell scheint, bei so viel Destruktion.

Liebe hanne lotte,

nein, gar keine Destruktion.

 

Zwischenzeitlich habe ich einen langen Vortrag von Rainer Langhans im Internet gehört (formal über Polyamorie), in der er das Internet preist. Dieser esoterische Revolutionär, der Politik ins Innere verlegte … sagt, dass noch nie in der Weltgeschichte Menschen so viel kommuniziert hätten wie seit kürzerer Zeit in sozialen Medien; und er zieht auch Trolle und Hetzer mit ein. Denn es sei allemal besser miteinander redend zu streiten als wirkliche, tätliche Auseinandersetzungen bis hin zum Krieg zu führen. Diese Sichtweise hat mich beeindruckt.

Follower, Freunde, und wie das alles heißt, ist bestimmt kein Ersatz für das Weggefährtentum (danke Gregor).

Aber Bezeichnungen sind halt Sprachwandel unterworfen. Und „Freund“ ist wahrscheinlich diesem auch ausgesetzt. Im Kern bleibt aber Interesse, und sogar eine Minimalform von Treue dabei erhalten?

Also kein Grund, diese Entwicklungen mit Oberflächlichkeit gleichzusetzen. Die realen Beziehungen existieren deswegen ja hoffentlich weiter und parallel.

Zu diesem Beitrag im Forum.

11.10.2018 um 15:54 Uhr

Ich hab Freunde und Facebook-Freunde... von denen auch mal der eine oder andere ein Freund wird.

Es geht allerdings auch umgekehrt.

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Gregor

Autor.

10.04.2018 um 21:19 Uhr

Freundschaft, Mannschaft, Herrschaft, Kundschaft, Kameradschaft,schlimmer Seilschaft und Sippschaft.

Vielleicht ist einfach eine Gesellschaft okay.

Freunde?

Nachtasou schrieb von einer Kaffeemaschine. Das hat Bestand in schnellen Zeiten.

So ein Spiralfuss ist mehr wert als 1000 Feespuck-Freunde, wenn auch ein wenig zu devot.

Ernsthaft, ich denke, es ist eine Begrifflichkeit, würde statt von Freunden lieber von Weggefährten sprechen.

Wenn ich mich gern an einen Weg erinnere, ist alles gut.

 

Aber ein Freund?

Darf ich mir einen aussuchen?

Mein Favorit ist Bernd das Brot.

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hanne lotte

Autorin. Förderer.

08.04.2018 um 09:14 Uhr

Lieber Nachtasou,

 

bloß gut, dass grad die Sonne so hell scheint, bei so viel Destruktion.

Das Schlimme ist ja, dass du wahrscheinlich recht hast.

 

Sonnige Grüße

hanne

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Nachtasou

Autor. Korrektor.

08.04.2018 um 02:17 Uhr

Ich bin ein paar wenigen Seelenverwandten zugeneigt. Diese Tümelichkeit romantischer Art gönne ich mir.

 

Sprachgebrauch ändert sich aber, und wer 193.000 Freunde auf Facebook zum Beispiel inflationär nennt, hat mit Sprachwandel nicht Schritt gehalten. Muss er ja nicht. Am Ende kann er ja auch öffentlich Monologe führen, wie ich.

Wer auf 193.000 Freunde kommt, kann zumindest eines, was andere nicht können: Sympathisch, verständlich und fleißig sein. Die Einsicht, das nicht  zu sein oder nicht zu können, tut weh, und dann sagt man halt, das im Leben nicht mehr als zwei oder drei wirkliche Freunde Bestand haben können. Für den Notfall. Oder für den Beistand, wenn man Scheiße baut. Oder zum Kopf-Gerade-Rücken. Letzteres tun aber auch die, die man Feinde nennt.

Also: Wieviele Feinde braucht man eigentlich? Denn wer keine Feinde hat, hat kein Profil.

 

Das Wort Profil hat sich aber auch schon wieder in seiner Bedeutung geändert.

Es ist zum Mäusemelken. Wie soll man sich da überhaupt noch verständlich ausdrücken können?

Vielleicht sind Freunde Menschen, die einfach zu viel Zeit haben, und sich die Mühe machen, dem Scheiß, den man so verzapft, doch einen Sinn unterstellen, den man selbst nicht sieht?

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hanne lotte

Autorin. Förderer.

07.04.2018 um 21:58 Uhr

Ich glaube sogar, dass sich die Definition von Freundschaft mit steigendem Alter verändert. Man wird wählerischer und geht sorgfältiger damit um. Also ich jedenfalls.

 

Liebe Grüße

hanne

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Söldner

Autor. Korrektor.

07.04.2018 um 20:21 Uhr

Vielleicht ist Freundschaft einfach eine Frage der Definition. Was einer Freund nennt, ist dem anderen ein guter Bekannter. Vielleicht ist Freundschaft eine Frage der Zeit und des Ortes. Vergehen Zeit und Ort, wandelt sich Freundschaft in Erinnerung. Vielleicht ist es so, dass über Zeit und Ort hinweg nur Mitglieder der Familie und der Lebenspartner beständige Freunde sind. Wer das hat, hat ganz schön viel.

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Schattenwölfin

Autorin. Förderer.

06.04.2018 um 16:17 Uhr

Le Papillon

Freunde sind die Menschen von denen du weißt, rufen sie dich mitten in der Nacht an und sagen Sie brauchen dich JETZT dann brauchen sie dich JETZT! Und du setzt dich ins Auto und fährst SOFORT. ( Fahrtüchtigkeit vorausgesetzt!) 😉

Weil du weißt sie würden das Gleiche für dich tun.

 

Witzig, wie lange sich dieses - in meinen Augen sehr plakative -  Merkmal in den Köpfen der Menschen hält. Ich stand und stehe dem skeptisch gegenüber. Klar mag der Freund/die Freundin mitten in der Nacht kommen. Könnte aber sein, dass er/sie anderweitig schon an meiner Grube gräbt ... oder am nächsten Tag damit beginnt. Schöne Freundschaft ...

 

Nachdenklich

Wölfin

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Gelöscht.

06.04.2018 um 15:23 Uhr

Freunde sind die Menschen von denen du weißt, rufen sie dich mitten in der Nacht an und sagen Sie brauchen dich JETZT dann brauchen sie dich JETZT! Und du setzt dich ins Auto und fährst SOFORT. ( Fahrtüchtigkeit vorausgesetzt!)

Weil du weißt sie würden das Gleiche für dich tun.

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Gelöscht.

07.12.2016 um 19:14 Uhr

Hallo Jona,

als Neuling hier und eher zufällig, naja doch mich ganz, bin ich über Dein Thema gestolpert: Freunde gibt es aktuell wie Sand am Meer, inflationär ist der Zuwachs an imaginären Freunden! parallel beobachte ich im echten Leben einen Rückgang der realen Kommunikation, dem echten Gegenüber in die Augen zu schauen, ihm etwas mitzuteilen - das wird für Viele immer schwerer, fast schon unmöglich. Weil ich sowohl die virtuelle Welt erlebe als auch die reale sehe ich hier einen echten Werteverlust. Gerade weil für mich der Mensch ein soziales Wesen ist, das auf Kontakt, körperlichen und emotionalen, wartet, hofft, berührt sein will mit Worten Gesten und Taten, sind diese Ausflüchte in die Scheinwelt ein Untergang der Person selbst.

So schließt sich der Kreis: das Thema Freund interessiert mich und fast schon automatisch lese ich alles was es dazu gibt.

Viele Grüße!

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