Gefühle in sich zu behalten, fällt schwer. Viel schwerer kann es aber sein, Gefühle mitzuteilen, sie herauszuschreien, schmerzgepeinigt gegen den Wind anzubrüllen und doch nichts weiter zu sagen, als dass man endlos liebt.
Der Wind fährt durch ihre Haare, streicht über ihren Körper, kühlt und ist doch warm und angenehm zugleich. Eigentlich müsste sie ihn als unangenehm empfinden, kalt - doch momentan besteht sie selbst nur noch aus Hitze, Feuer, und da ist jede Abkühlung recht.
War das eben wirklich sie, die gegen den Wind angeschrien hat, ihrem Schmerz mit abgehackten, jammernden Schreien Ausdruck verliehen hat? Ganz langsam landet sie wieder, beendet den Flug, auf den er sie geschickt hat und gleichzeitig wird ihr bewusst, dass sie es wirklich war, dass er sie soweit gebracht hat, ihm im Schmerz ihre Stimme zu schenken, und unbändige Freude, aber auch Stolz durchfluten ihren Geist.
Sie haben sich am Morgen getroffen und schon seit sie wusste, dass sie sich dieses Mal nur tagsüber sehen, hat sie sich gefragt, was sie wohl unternehmen würden, auf welche Art und Weise er ihre gemeinsame Leidenschaft in die Realität umsetzen würde, wenn sie sich nicht im Schutz der Dunkelheit oder aber in einem Zimmer aufhalten konnten.
Aber als sie sich dann bei der Autobahn-Raststätte trafen, waren all die Fragen wie weggewischt - es war so wie immer: sie sahen sich und ab diesem Moment existierten nur sie beide. Nach einem Kaffee waren sie dann zu dem stillgelegten Stahlwerk gefahren. Noch bevor sie den Wagen verließen, küsste er sie fast bis zur Besinnungslosigkeit, streichelte sie und schickte sie zum ersten Mal an diesem Tag auf einen Flug. Er hat ihr dann auch noch kurzzeitig den Atem genommen und als sie das Auto verließen, um ins Stahlwerk zu gehen, war sie wie in Trance, ließ sich von ihm an der Hand führen und hielt teilweise ihre Augen geschlossen, nur noch auf ihn, seine Stimme konzentriert.
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