Wäre das ein Gespräch, wäre es lustig, gelesen mag es anders klingen, dem !_geschuldet_! die Voraberklärung:
ich nehme mir die Freiheit bei dem -grundsätzlich gut geschriebenen Text- von einem hypothetischen Konstrukt auszugehen und meinen Kommentar ebenso hypothetisch zu konstruieren.
ich hab` s mehrmals gelesen. Was ich lese gefällt mir nicht, sofern ich ans reale Leben denke.
ich wünsche mir, es sei als Posse gedacht, finde dafür leider keinen Anhaltpunkt…
Erster Eindruck:
Der Titel „Dominanz“ passt nicht zur Handlung.
Dominanz bekommt kein Mensch zuerkannt und zugesprochen, die verdient sich niemand, weil sie nicht erwerbbar ist.
Eine kniende Frau, ob nun auf einen meterdicken Teppich oder einem Bahnhofsvorplatz, wird keinem Mann den allgemeingültigen Lorbeerkranz der Dominanz aufsetzen.
Sie kniet, na und?
Wollte sie es nicht, täte sie es nicht.
Täte sie es für jeden, liesse es Fallsucht vermuten.
Kniet sie für einen Mann, will sie was von ihm, verspricht sich geile Spielchen.
Kniet sie nicht für, sondern aus Bedürfnis, zu Füssen DES EINEN, tut sie` s in verbindender hingebungsvoller Liebe.
Dominanz ist angeborene und durch Erfahrung geprägte Mentalität. Sie birgt ein unerschütterliches Mass an Souveränität. Einem dominanten Menschen dringt maximal ins Ohr und rutscht am Hosenbein herunter, sagte ihm jemand, er sei nicht dominant. Er will gar nicht jeden dominieren. Wen er damit adelt, sucht er sich um seinethalben aus. Auf wen er entsprechend wirkt, ist nicht beeinflussbar. Das weiss ein dominanter Mensch, niemand macht ihn zum begossenen Pudel. Wer sich auf ihn nicht einlässt, spart ihm Lebenszeit.
ich setze den Fall:
Das Verhältnis der beiden ist zwiespältig.
ich frage mich: ‚Macht diese Frau sich unbedacht etwas vor? Ist das eine soziale Gemeinschaft, die dem Zweck dient, ab und zu das Gefühl haben zu dürfen, jemand angegliedert zu sein? Wertet sie ihn aus diesem Grund auf, weil sie zu niemand im Bezug stehen will, der ihren Ansprüchen nicht genügt?’
Die Divergenz:
Er befiehlt unmissverständlich?
Einen missverständlichen Befehl gibt es nicht, ausser jemand hat es mit den Ohren.
Sie solle knien. Selbst bei facettenreicher Fantasie finde ich keine Grundlage für ein Missverständnis.
Sie kniet sofort, dies ist dem Befehl geschuldet.
Sie kniet selbstverständlich, was mich letztendlich auf Liebe und Wahrhaftigkeit des Bedürfnisses hoffen lässt.
Sofort selbstverständlich auf die Knie zu gehen, zeigt in der Bedeutsamkeit der Sprache Ambivalenz oder künstliche Aufwertung.
Die Intimität der Gedanken und den daraus resultierenden Handlungen zwischen zwei Menschen können und müssen nicht angereichert werden, sofern sie echt sind.
Das ärztliche Bulletin, vermag ich an dieser Stelle nicht nachzuvollziehen. Sollte der Frau jemals eine Kontaktlinse auf den Boden fallen, wird sie -wo auch immer- ohne jede Anerkennung für ihr Bemühen, ungebremst auf ihren Knien rutschen müssen oder der Optiker verdient mal wieder was an ihr. Um kein Argumentum e Contrario zu entwickeln, möchte ich hier nicht weiter ausführen.
Ich würde so gern glauben, sie schenke ihm den Moment, vermag es jedoch nicht. Eher fühle ich, sie meint, sich die Ehre zu geben. (und irrt)
Jetzt, da sie um die Bestätigung ihres Selbst bittet, wird` s lebensfremd. Der Mensch erkennt sich im eigenen Denken und Handeln und nicht in der Legitimation eines anderen. Was er nicht selber weiß, muss er glauben. Schon die kleinste Sammlung geglaubten Nichtwissens ist Nährboden zweifelhafter Irrtümer. ( wie hier gezeigt wird)
Das Warten auf Anerkennung und Lob:
Wofür? Sie hat sofort selbstverständlich getan, was er unmissverständlich befiehlt, doppelter geht es nicht.
Gibt sie sich die Ehre, ihm den Moment zuzubilligen, ist das Bedürfnis nach Anerkennung und Lob allerdings nachvollziehbar. Schließlich wertet sie ihn auf, er ist demnach verpflichtet, dies entsprechend zu honorieren, sonst kann er sich nächstens selbst auf dem Bordstein vergnügen.
Befremdlich, umsomehr Bestätigung des –sich die Ehre gebens- ist der Hinweis, jener beim Küssen wunderbare Mann, betrachte die Welt ohne die Frau hinter Gardinen versteckt.
Warum dominanten Männern meist ein spöttisches oder diabloisches Lächeln angedichtet wird, frage ich mich oft. Reine Freude, Vergnügen, Ergötzen ist auch und insbesondere einem Mann eigen, BDSM tiefes Empfinden und nicht ausschließlich teuflisches Anliegen.
Das sofort selbstverständliche Knien wird degradiert, mit dem Abschätzen der Entfernung, die zurückgelegt werden soll. Handelte es sich hier um 23,6 Kilometer, wäre die richtige Stelle für das ärztliche Gutachten der Knie gefunden. Allenthalben erhebt nicht er sich über sie, sondern sie macht sich für einen Moment kleiner, und erlaubt ihm, die Welt ohne Tüllvorhang zu betrachten. Gnädig isse ja, die Dame, und so lange es ihr gefällt, auch großzügig.
Nachvollziehbar ist die Frage nach ihrem Verstand und wer sie sei. Jemand der von einem anderen die Bestätigung seines Selbst braucht, kommt um die Frage nicht herum.
Zum Schluss endet der Irrtum in Selbsttäuschung.
Sie dachte, es wird geil, wurde es aber nicht.
Sie steigt aus und meint, dieser Mann habe sie vorführen wollen. Hat er aber nicht.
Sie hat ihn zu ihren Gunsten erhöht, dann vorgeführt, jedenfalls meint sie das in ihrer Selbstüberschätzung.
Dann lässt sie ihn fallen, vor all den Leuten, die die Szene beobachten. Es macht ihr keinen Spass. Ihr wird klar, die könnten denken, sie sei die Schwächere.
Soweit will sie nicht gehen, wer ist sie denn. Tzzzz….
Realität ohne Beweihräucherung:
Der Versuch der Dame, sich selbst zu inzenieren scheitert kläglich.
Nicht sie lässt ihn wie einen begossenen Pudel stehen, sie setzt sich der selbst konstruierten Peinlichkeit aus, befriedigende Geilheit aus der Weiterführung eines öffentlichen Kusses ziehen zu wollen und nicht mehr, als schmutzige Hosenbeine zu bekommen.
Seine Dominanz bröckelt nicht von ihm ab, sondern ihr Irrtum wird demaskiert. Sie will nur nicht zugeben oder erkennt nicht ( Letzteres präferiere ich) das dick aufgetragene Make-Up nicht nur selbst mitgebracht, sondern auch für die übermäßige Verteilung gesorgt zu haben.
Der Mann bekommt, das überrascht nicht, keinen Raum sich zu äußern. Sie spricht für ihn, demontiert ihn oder hofft, es möge gelingen seinen Scheffel unter ihr Licht zu stellen.
Das gelingt nicht überzeugend. ich stelle mir eher vor, er hat seine Gardinen abgenommen, plaudert angeregt mit den Nachbarn und bekommt Luft, weil er sein darf wie er ist und nicht wunderbar sein muss, um respektiert zu werden und sich selbst lecken zu sollen.
Wer weiss das schon.
Passend wäre der Titel: „Selbstüberschätzung einer Kniekranken“, dann wär` s eine Posse, die ein Lächeln produziert, allerdings über die Dame und nicht über den leidenschaftlichen Küsser.
@pursoumise