Ich erlebe, dass Du mir nichts erklären möchtest. Nicht einmal verdeckt. Weißt Du, was ich damit meine? Du nimmst dich völlig raus. Das ist kein Text, der in zwei Tagen geschrieben wird, keine gute, schnelle Geschichte mit Pointe, Aha-Effekt und Überraschung. Ich denke, Du hast an der Geschichte wie ein Bildhauer gesessen.
Weisheit ist ein Zustand, in dem der Mensch aufhört, Anderen die Welt erklären zu wollen. Du gehst noch einen Schritt weiter. Du zeigst ohne Wertung, und das ist ein Kunststück.
Gehen wir in den Text? Zu Beginn Spiel mit den Zeiten, Gegenwart, Vergangenheit, ich lese unruhig.
Beim ersten Dialog am Telefon halte ich die Luft an. Ein Knistern, ruhend auf intensivem, besonderem Kennen über Zeiten, eine Begegnung nach der Schlacht. Und hier könnte schon Schluss sein.
Der Rückblick zieht mich so in vergangene Zeit, dass ich teilnehme. Wie sich Harry bemüht, ist mir fast unangenehm, das kenne ich, es holt mich ein.
Der sanfte SM-Kontext wirkt auf mich zu Beginn fast störend, als hätte ein Gärtner Koniferen zwischen Lilien und Rosen gesetzt, weil es der Hausherr so vorgibt. Aber gleich darauf dreht sich die Szene, schafft eine besondere Basis, macht vertraut, wird wichtig. Und was für eine Stimmung, so zeitlos der Sand, das Meer, Kiefern und Geruch nach Sommer. Harry und Katja glauben auf unterschiedliche Weise, einen Bund schließen zu können in Sommer und Getreide fern der Macht. Fort scheint die Monstrosität, das Große, die Einflussnahme der Zeit. Und Katja? Mensch, Nachtasou, ich denke, den eigentlichen Hammer in Deiner Geschichte wird man überlesen. Aber er ist nicht mehr wichtig. Manchmal braucht es dreißig Jahre bis Dinge gehen, bis genug Milde ist.
Doch irgendwo war da etwas, das Harry und auch Katja durch die Zeiten trug, stärker als jedes System, aber auch filigraner und verletzlicher.
Gut tat es mir, eine Geschichte von jemandem zu lesen, der weiß, worüber er schreibt.