Hallo Gregor,
nun ja, ich weiß gerade nicht so ganz, womit ich anfangen soll. Ich kann auch nicht aus Sub-Sicht oder männlicher Perspektive sprechen.
Vielleicht vorab als Einleitung einfach mal mein ganz persönlicher Eindruck zu FemDom-Stories im allgemeinen.
Sehr viele dieser Geschichten funktionieren nach immer ein und dem selben Schema F: Bösartige Femdom nutzt dummen devoten Mann aus (meistens materiell und häufig mit Ergänzung ála: wenn jemand so bescheuert ist, geschieht es ihm doch ganz recht, Dummheit gehört eben bestraft!). Richtig perfide wird es dann, wenn Einlassungen von Lesern wie „Einem richtigen Mann wäre so etwas nicht passiert!“ dazukommen. Aber dazu später noch einmal.
Manchmal kommen dann auch Kommentare wie „Einblicke in männlich-devote Fantasien“. Dem möchte ich zuerst einmal widersprechen. Nein, es sind keine "Einblicke“ in „die“ Fantasien von devoten Männern. Die gibt es nämlich genauso wenig wie die vielzitierten Männer- oder Frauenfantasien. Ich bin entschieden gegen solche Verallgemeinerungen. Es ist nur die Fantasie des Schreibers, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Das Thema haben wir schon ausführlich in einem anderen Thread. Trotzdem noch einmal: bitte nicht das niedergeschriebene Kopfkino eines einzelnen als das Paradebeispiel oder gar Normierung für alle mit der selben Neigung nehmen. Das wäre fatal und ungefähr so, als würde man SoG als Tatsachenbericht sehen oder vielleicht sogar noch als Gebrauchsanleitung betrachten.
Es wird sicher devote und/oder masochistische Männer geben, die solch Extreme, wie in etlichen dieser Geschichten beschrieben, anmachen, aber auch genügend andere, die damit nichts anfangen können. Weder ist es möglich, die weibliche Devotion zu verallgemeinern, noch haben alle submissiven Männer dieselben Wünsche. Das gilt natürlich auch für die devoten/submissiven/masochistischen Frauen. Auch hier hat doch jede ihre eigenen Vorlieben und möchte sicher nicht in eine Schublade gesteckt und behandelt werden nach dem Motto: “das gefällt schließlich doch allen `solchen`“. Es sind eben nur Geschichten, die nach meinem Dafürhalten mit der Realität sehr wenig zu tun haben dürften.
Leider sind aber, wie auch schon einmal von TekWolf angesprochen, die meisten FemDom-Geschichten ziemlich extrem, auch hier auf den Schattenzeilen. Ich hab’ mir in der letzten Zeit mal ein paar entsprechende Erzählungen zu Gemüte geführt (nicht nur hier), und ganz ehrlich, ich bin mittlerweile tatsächlich nur noch genervt von dem Bild, das darin von dominanten Frauen gezeichnet wird. Man möge mir verzeihen, wenn ich dem einen oder anderen Autor oder Autorin jetzt Unrecht tue, aber mir ist im Moment im Wortsinn die Lust auf solche Geschichten vergangen.
Ich habe bis jetzt nicht wirklich eine auch für mich aus meiner Sicht als FemDom gute Story gefunden. Und die Suche auf besseres zumindest für den Moment eingestellt. Stattdessen werden immer wieder die gleichen Stereotype bedient: geldgierig, gehässig, bösartig, letzten Endes nur auf einen Sklaven aus, den man finanziell ausnehmen kann und auf dem man nebenbei noch rumtrampelt, um möglicherweise noch ein paar vorhandene eigene sadistische Neigungen zu befriedigen. Kaltschnäuzige, völlig gefühllose Personen, beliebig austauschbar, zu keiner Emotion fähig, die nahezu ausschließlich die extremsten sadistischen Spielarten ausüben. Weibliche Menschen, denen der Zustand - sowohl der physische als auch der psychische - ihres Sklaven/Dieners/Opfers völlig egal ist. Sicher haben auch diese Varianten, genauso wie alle anderen, ihre „Daseinsberechtigung“, aber doch bitteschön nicht zur allgemeingültigen Normalität erklären. Bitte nicht Fantasien mit Realität verwechseln und auf Basis von solchen Stories gar Psychogramme von „den“ devoten Männern oder dominanten Frauen zeichnen. Nur weil in solchen fiktiven Geschichten nichts von Beziehung oder Bindung zu lesen ist, heißt es nicht, dass das die Mehrheit wäre geschweige denn die Realität abbildet. Denn was die Wirklichkeit ist, weiß niemand. Auch wenn hier auf den Schattenzeilen eine bestimmte Ausprägung weiblicher Sub zu männlicher Dom zu finden ist, kann diese erstmal nicht unbedingt als repräsentativ für den Rest der Gesellschaft bzw. der BDSM-Gemeinde angesehen werden. Und mal so ganz nebenbei, das Verhältnis von 460 submissiven Männern zu 545 dominanten Männern (Stand heute, 29.12.20) hier auf den Schattenzeilen würde ja eher bedeuten, dass der devote Mann nicht unbedingt ein Exot ist, oder? Auch die tagtäglich gelebte Rolle in der Gesellschaft und Familie sagt rein gar nichts nichts über die sexuelle Präferenz aus geschweige denn lässt sich daraus „automatisch“ über eine im BDSM-Kontext eingenommene Rolle Dom/Sub schließen.
Es wird leider eben häufig nicht akzeptiert - auch nicht in BDSM-Kreisen - wenn ein Mann sich als masochistisch oder gar devot outet. Wobei Masochismus - also konkreten Schmerz in Erregung verwandeln - anscheinend dabei noch eher akzeptiert wird als devotes Verhalten, zumindest kommt es mir so vor. Ich konnte auch hier schon - und nicht nur einmal - lesen, dass ein submissiver Mann eben doch kein richtiger Mann sei und nicht wirklich ernst genommen werden könne. Es stellt sich für mich häufig so dar, dass nicht dominante Männer sich entweder von vornherein nicht als solche zu erkennen geben oder nach entsprechenden Anfeindungen, manchmal auch nach vergeblichen Rechtfertigungs- oder Verteidigungsversuchen, schnell wieder in der Versenkung verschwinden. Musste je eine devote Frau hier auf den SZ für ihre Neigung in die Bütt gehen?
Trotzdem taucht dieses vereinfachende Muster - starker Mann = automatisch dominant, schwache Frau = logischerweise submissiv - immer wieder auf und scheint bei vielen auf fruchtbaren Boden zu fallen. Im Gegensatz zum männlichen Dom mit weiblicher Sub sind allerdings im umgekehrt gelagerten Fall meistens keine Emotionen vorgesehen, da FemDoms eben keine Gefühle haben oder zeigen dürfen, wenn man dem Blogbeitrag Glauben schenken wollte.
Und was mich an Deinem Beitrag, bester Gregor, gelinde gesagt ärgert, ist die gemeinsame Auflistung von Dominas und FemDoms. Es käme doch auch niemand auf die Idee, submissive Frauen mit Prostituierten gleichzusetzen. Eine Domina ist im Prinzip nichts anderes als eine Prostituierte mit spezieller Ausprägung und erhält Geld für ihre Dienstleistung, da gibt es selbstverständlich keine Gefühle für den Kunden geschweige denn eine Beziehung. Und woher will man denn wissen, wie eine Domina privat agiert? Das eine ist Beruf, Geld verdienen, das andere, private, kann genauso gut Vanilla, eine submissive BDSM-Neigung oder vielleicht auch eine homosexuelle Beziehung (mit oder ohne BDSM) sein. Diese hat nichts, aber auch gar nichts mit dem professionellen Teil, ihrer Arbeit, zu tun.
Spannend wird es aber dann, wenn Männer die Gefühlswelt und Beziehungen von dominanten Frauen beschreiben wollen. Und in meinem persönlichen Fall so völlig danebenliegen. Denn ohne Emotionen, ohne Liebe zu meinem Partner würde - vor allem und gerade auch während des Spiels - das Ganze überhaupt nicht funktionieren. Denn dann wäre ich tatsächlich nur Domina, aber keine FemDom.