Erfahrungen habe ich selbst (noch) keine gemacht.
Ich denke mal, wir leben in einem Land, in dem niemand wegen seiner sexuellen Neigungen Nachteile erfahren sollte, solange er sie im Einklang mit den Gesetzen auslebt. So dürfte sich kein Jugendamt der Welt zu weiterem Einschreiten veranlasst sehen, solange sich die Eltern nicht vor den Kindern verhauen. Der Staat übt hier bestimmt die gebotene Zurückhaltung. Dass überbesorgte Befürchtungen von überbesorgten Nachbarn dazu führen, dass einem das Jugendamt ins Haus kommt und nach dem Rechten schaut, ist ärgerlich. Sollen sie lieber da genauer hinsehen, wo Eltern ihre Kinder verprügeln und nicht, wenn Mama und Papa das im gegenseitigem Einvernehmen tun. Grundsätzlich begrüße ich aber, wenn die Jugendämter einem Verdacht nachgehen; umso besser, wenn er sich als unbegründet herausstellt, wie es bei BDSM-Eltern wohl in aller Regel der Fall sein dürfte.
Das stopft den überbesorgten Moralaposteln aus der Nachbarschaft zwar nicht das Maul, zeigt ihnen aber, dass sie in unserem Land Vielfalt in vieler Hinsicht geschützt ist.
Grundsätzlich stellt sich die Frage, warum sich öffentlich outen?
In Ordnung, wenn ich einen BDSM-Shop betreiben will, bleibt es nicht aus, dass eine Großzahl von Menschen aus meiner Umgebung das mitbekommt und es ist auch eher unwahrscheinlich, dass jemand einen solchen Laden betreibt, der selbst mit BDSM nichts am Hut hat (zwingend ist es nicht). Dann zieht das ein Outing nach sich.
Ich habe keinen solchen Laden und käme nicht auf die Idee, meine Neigungen in irgendeiner Form „zu Markte zu tragen“. Weder wissen meine Freunde davon noch trage ich für andere erkennbar symbolische Zeichen meiner sexuellen Präferenzen. Wer mich kennt weiß, dass ich heterosexuell bin, mehr muss auch keiner wissen. Mehr möchte ich auch von anderen gar nicht wissen. Ich gehe bei einem Paar davon aus, das sie Sex haben, was sie dabei im Einzelnen tun, interessiert mich nicht die Bohne, ganz egal ob es sich um Männlein & Weiblein oder um ein gleichgeschlechtliches Paar handelt. (Den persönlichen Austausch mit einer guten Freundin oder hier im Netz nehme ich aus).
Wenn ich mich so verhalte, gibt es nicht viele Möglichkeiten für andere, rein zufällig von meiner Neigung zu erfahren. Läuft man sich in einem einschlägigen Laden über den Weg, trifft den anderen die Situation genau so.
Verhalte ich mich so, dass meine Neigung für andere durchaus irgendwie erkennbar ist und dann auch erkannt wird, muss ich mit entsprechenden Reaktionen rechnen: Schlimmstenfalls weiß es bald die ganze Nachbarschaft, die bestenfalls so tolerant ist und mich deswegen nicht anders behandelt als bisher. Letzteres mag allerdings in den ländlichen Gegenden Süddeutschlands (katholische Erziehung & Sozialisierung) eher unwahrscheinlich sein. Weiter nördlich und in großen Städten sieht das sicher schon etwas anders aus. Ausnahmen bestätigen dabei wie immer die Regel.
Ich mache mir jedenfalls keine Sorgen.
Die Schattenwölfin