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Forum - Schreiben - Übungen

Blitzlicht (Staffel 1, Teil 4): Regen trommelt ans Fenster

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Jona Mondlicht

Autor. Korrektor. Teammitglied. Förderer.

13.05.2018 um 23:34 Uhr

Ihr Lieben,

 

das Blitzlicht der neuen Woche ist (jedenfalls aus meteorologischer Sicht) gegenwärtig gut vorstellbar:

 

Regen trommelt ans Fenster.

 

Ganz gleich, in welchem Zusammenhang das Thema Euren Protagonisten begegnet: Schreibt irgendetwas über den Moment, schreibt darüber, was gerade geschieht. Einen Gesprächsausschnitt, eine Beschreibung von Umgebung oder Gefühlen, eine verrückte Situation. Was immer Euch und Euren Protagonisten einfällt.

 

Schreibt keine Geschichte, sondern nur eine kurze Szene! Schreibt sie hierher, in diesen Thread.

 

Einzige Bedingung: Maximal 300 Wörter.

 

Sollte aus Eurem Text unerwartet eine Geschichte entstehen, dann gehört sie hierhin: Link.

 

Diese Übung eignet sich zum Warmschreiben, als Kreativitätsschub, um sich auszuprobieren oder einfach, um Spaß zu haben. Euer Text muss nicht perfekt sein. Niemand wird für das, was er geschrieben hat, niedergemacht. Herzen, kommentieren und diskutieren ist dagegen erlaubt und erwünscht.

 

Viel Spaß, viele Grüße und lasst Euch von Gewittern nicht beim Schreiben stören

Jona

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Knurrwolf

Profil unsichtbar.

15.05.2018 um 00:05 Uhr

Triefend nass!

 

Dunkle Wolken hatten sich über der Stadt versammelt und verhüllten die Sonne. Einem endlosen Wasserfall gleich, fiel ein heftiger Regen vom Himmel und wusch die Straßen sauber. Niemand wollte sich bei einem solchen Wetter vor die Türe wagen.

Dem Rhythmus der Natur folgend trommelten die Tropfen gegen die raumhohen Fenster des Hotelzimmers. Einem dichten Schleier gleich, verzerrte sich die Außenwelt dahinter. Bis man beinahe vergessen konnte, dass sie nur eine handbreit entfernt war. Und zumindest für zwei Personen, hatte sie aufgehört zu existieren.

Ein lautes Keuchen entlockte sich der Dunkelhaarigen, als sich die nackte Haut ihrer Unterarme gegen das kühle Glas drückte und ihre Hände vergeblich nach Halt suchten. Doch waren ihren Versuche erfolglos, bis starke Finger ihre Handgelenke umfingen und diese über ihrem Kopf vereinten. Wie zum Ausgleich der einsickernden Kälte presste sich ein Körper warm gegen den ihren und siedend heiß traf sein Atem ihren Nacken. Ihr leises Wimmern ging im Prasseln des Regens völlig unter, doch als seine Lippen ihr Ohr berührten, drangen die Worte klar und deutlich zu ihr vor.

Hätte jemand in diesem Moment den Schleier durchdringen können, so wäre ihm das verträumten Schimmern im Blick ihrer dunklen Augen aufgefallen. Bis seine Aufmerksamkeit von ihrem Mund eingefangen wurde. Denn dieser teilte sich, nur ein Stück weit. Gerade weit genug, sodass sie sich mit der Zungenspitze über die Lippen lecken konnte.

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Meister Y

Autor. Förderer.

15.05.2018 um 06:36 Uhr

Knurrwolf: Hach ist das schön  ! Einfach nur toll....

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Knurrwolf

Profil unsichtbar.

15.05.2018 um 12:57 Uhr

Meister Y: Vielen Dank für das Kommentar, wollte zeigen, dass ich auch ganz normale Geschichten schreiben kann

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Meister Y

Autor. Förderer.

15.05.2018 um 14:16 Uhr

geändert am 15.05.2018 um 14:18 Uhr

Knurrwolf: Wenn das ein Stück normale Geschichte ist, dann hätte ich gern mehr davon. Mit so wenig Worten derart das Kopfkino anzuwerfen ist nicht zu toppen.

 

Ich versuche auch mal was.

 

Dickschädel

 

Besorgt schaute Uwe durch das Küchenfenster des alten Bauernhauses. Fast schon bedrohlich wirkten die dunklen Wolken, die sich mehr und mehr zusammenschoben.

 

Karla indes kochte innerlich vor Wut. Die Hände im Nacken verschränkt stand sie mit nackten Füßen, den Blick zur Wand draußen in der Schmollecke zwischen Stalltür und Küchenfenster. Schaute auf die Eieruhr, die neben dem Küchenfenster an einem der alten Balken hing, noch nicht einmal bis zur Hälfte abgelaufen war. Karla ärgerte sich. Ärgerte sich über sich selbst, wusste, dass sie zu Recht dort stand. Genau zehn Minuten Zeit bekommen hatte um über ihre frechen Bemerkungen zu Uwe nachzudenken. Uwe wusste, dass diese Art der `Strafe´ bei Karla viel besser ankam, als Rohrstock und Gerte denen sie meist den Po entgegenstreckte. Uwe liebte seine Frau, sicher auch, weil sie ab und an vorlaut, besserwisserisch, ja sogar frech war. Auch wenn sie dies oft im nächsten Augenblick bereute. Oft aber nicht immer, so wie heute.

 

Dann passierte es, ein Blitz, ein Donner, im gleichen Moment prasselten Regentropfen an das Küchenfenster. Uwe sah, dass Karla nass wurde und öffnete das Fenster. „Los komm rein!“, rief er Karla zu. Trotzig schüttelte Karla den Kopf, nuschelte kaum hörbar ein „Du hast mich doch rausgestellt!“ vor sich hin. „Dickschädel“, raunte Uwe ihr zu und schloss das Fenster. Zog sich die Gummistiefel über, nahm einen Schirm und ging hinaus. Das Gewitter tobte sich aus, in Karlas Gesicht kehrte das Lächeln zurück, als sie das Knarzen der Tür hörte.

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Schattenzeilen

Autorin. Teammitglied.

15.05.2018 um 14:18 Uhr

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Knurrwolf

Profil unsichtbar.

15.05.2018 um 15:20 Uhr

Meister Y: Du hast ebenfalls eine sehr schönen Ausschnitt abgeliefert, der das Kopfkino anstacheln kann. Man kann sich richtig in die Situation hinein denken ... auch wenn ich an Uwes Stelle auf den Schirm "vergessen" hätte

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Knurrwolf

Profil unsichtbar.

15.05.2018 um 20:43 Uhr

Ich konnte nicht widerstehen ...

 

Blutregen

 

Schon seit Mitternacht prasselte der Regen gegen die hohen Fenster der Wohnung, in einem steten Rhythmus, der die meisten Leute entspannte. Manche verlangte es sogar nach dieser Geräuschkulisse, um ruhig schlafen zu können und sich geborgen zu fühlen. Doch er war nicht wie die meisten.

Nur mit den Pyjamahosen bekleidet stand er vor dem Fenster. Nathan hatte auf Licht verzichtet, um niemanden zu wecken, und wartete alleine in der Dunkelheit. Gelegentlich erhellte ein Blitz des fernen Gewitters die Nacht und tauchte die Wohnung in Sekundenbruchteile der Helligkeit. Genug, um zu erkennen, dass sich seine Muskeln regelrecht verkrampften, während er auf das Ende des Unwetters wartete. Zum Glück war Nathan erwacht, bevor die Albträume ihn in ihren Griff bekommen konnten, doch war das nur ein geringer Trost. Zu heftig kam der Regen und erinnerte an das tödliche Trommeln ganz anderer Art, während das Donnern der Blitze Bilder der Zerstörung erwachen ließ.

"Du hast mich alleine gelassen", ihre Stimme klang anklagend, als eine dunkelhäutige Frau zu ihm kam.

Sie hatte sich auf leisen Sohlen angeschlichen, waren ihre Füße ebenso unbedeckt wie der Rest ihres Körpers. Ohne in ihrer Bewegung innezuhalten, trat Uzuri vor ihn. Zärtlich strichen ihre langen Finger über seine Wange nach oben. Zeichneten die Narbe nach, die sein linkes Auge querte, in dessen milchigen Blindheit sich die Blitze widerspiegelten.

"Du hast damals versprochen, mich niemals alleine zu lassen", drang sie mit weiblicher Sanftheit durch die Mauer aus seinen dunklen Erinnerungen. "Ehrlichkeit ist wichtig, so war es doch? Zeig mir also, dass du kein Lügner bist Sir."

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Meister Y

Autor. Förderer.

16.05.2018 um 11:31 Uhr

geändert am 16.05.2018 um 11:39 Uhr

Knurrwolf: Ich habe nichts dagegen, wenn Du auf diese Art sozusagen in "alte Muster" verfällst  . Die Stimmung in diesem Blitzlicht ist jedenfalls wieder ausgeprägt schön.

 

Mich haben die Regentropfen, die seit Stunden an mein Fenster prasseln auch noch mal inspiriert und ich hoffe wirklich, dass sie das auch noch bei Anderen tun.

 

Angekommen

 

 

Völlig entspannt saß Karla da, genoss jeden Augenblick. Lauschte dem leichten Trommeln des Regens auf dem Fensterbrett. Nahm die wohlige Wärme, die das knisternde Kaminfeuer auf ihrer Haut hinterließ war. Meinte Uwes ruhigen Puls zu spüren. Ganz leise, fast schon nebensächlich klang Musik an ihr Ohr. Lediglich der Schein einer Leselampe passte nicht ganz zur Stimmung in dem sonst nur in Kerzenlicht getauchten Wohnzimmer des alten Bauernhauses.

Uwe schaute kurz auf, blätterte die Seite seines Buches um. Er trank einen Schluck Bier aus einem Deckelhumpen, blickte zum Fenster und sah die Regentropfen an der Scheibe nach unten rinnend ihre Bahnen ziehen. Uwe stellte den Humpen ab, widmete sich wieder dem Buch. Kurz stiebten ein paar Funken auf, als ein Scheit im Kaminfeuer zur Seite rutschte. Das Trommeln des Regens auf dem Fensterbrett nahm zu.

 

Völlig entspannt saß Karla da, genoss jeden Augenblick, schmiegte sich enger an. Spürte innere Ruhe, Schutz, Geborgenheit und das, was sie so ganz besonders mochte, Uwes Präsenz. „Möchtest Du noch einen Schluck Wein, bevor wir schlafen gehen?“, fragte Uwe, schlug sein Buch zu und legte seine Hand auf Karlas Kopf. Karla durchströmten Glücksgefühle, „Gern mein Meister.“, antwortete sie. Uwe nahm das Glas, beugte sich nach vorn, führte es langsam an Karlas Lippen. Vorsichtig trank Karla einen letzten Schluck. „Ich lese die Seite zu Ende, dann gehen wir schlafen.“, sagte er. Stellte Karlas Weinglas ab, trank den Rest Bier aus und schlug das Buch wieder auf.

 

Völlig entspannt saß Karla da, genoss jeden Augenblick. Nackt, auf dem Fußboden neben Uwes Beinen. Die Hände auf dem Rücken in schweren Handschellen liegend lehnte sie den Kopf an Uwes Knie. Tief in sich wusste sie: `Hier gehöre ich hin und genau hier will ich sein!´.

   

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Knurrwolf

Profil unsichtbar.

17.05.2018 um 15:36 Uhr

Meister Y: Eine sehr schöne Geschichte, man könnte fast glauben, dass es eine Fortsetzung der Ersten ist

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hanne lotte

Autorin. Förderer.

17.05.2018 um 21:27 Uhr

@Kaoru, @Meister Y,

 

so schöne Stimmungsbilder, das tut gut und ist fast wie Medizin. Letztere habe ich gerade nötig, um meine Erkältung auszukurieren.

 

Ich hoffe ja, dass das Personal morgen wieder einsatzbereit ist. Das Thema gefällt mir sehr.

 

Liebe Grüße

hanne

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