VerschmerzBar. Es sind Geschichten, nicht mehr.
Die auf den Schattenzeilen veröffentlichten Geschichten können unterhaltsam sein, erregend, lehrreich, provozierend, mehr oder weniger komisch, mehr oder weniger tiefsinnig und vieles mehr. Dass sie die Leser auch verunsichern können, erfuhr ich kürzlich im Chat.
Ein Blogbeitrag von Schattenwölfin.
Info: Veröffentlicht am 09.07.2013 in der Rubrik Gedacht.
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Inhalt: Blogbeiträge bilden die Meinung der Autorin oder des Autors ab.
In der VerschmerzBar treffen verschiedene Gedanken rund um das Thema BDSM aufeinander, die ich in loser Reihenfolge, aber hoffentlich immer ordentlich sortiert, unter dieser Rubrik zur Diskussion stelle.
Vor geraumer Zeit unterhielt ich mich im Chat mit einem damals neuen Mitglied auf den Schattenzeilen, einer Frau, so um die vierzig Jahre alt.
Dass Menschen, die erst kürzlich ihre BDSM-Neigung entdeckt haben, oft noch verunsichert sind, ist an und für sich nichts Neues. Meistens dreht sich die Verunsicherung um Fragen wie: »Ist das, was ich fühle, wirklich BDSM?«, oder: »Bin ich nicht doch vielleicht krank, weil ich so fühle?«
Wenn die erste Frage geklärt ist und die zweite Frage verneint, geht es häufig darum, wo und wie man am besten den passenden Partner findet.
So weit so gut, aber das alles beschäftigte meine Gesprächspartnerin nicht. Die Frau, mit der ich mich unterhalten habe, war aus einem ganz anderen Grund verunsichert -
wegen der Geschichten hier.
Da war ich einigermaßen überrascht und hakte nach. Sie erklärte es mir, und ich konnte und kann die Verunsicherung verstehen.
Wie oft dommen sich perfekte Frauen und Männer durch die Handlungen? Wie viele Frauen und Männer werden als perfekte Subs geschildert?
Wie auch anders? Die Doms legen den Maßstab kraft ihrer Rolle selbst an. Natürlich nur in den Geschichten. Die Subs müssen den Ansprüchen der Doms genügen. Wo sie dies nicht von Anfang an tun und nicht wenigstens bis auf das letzte Härchen glatt rasiert sind, wird der Forderung nach Perfektion im Verlauf der weiteren Handlung Nachdruck verliehen. Natürlich nur in den Geschichten.
Eine Frau, die sich nun fragt, ob sie je dem Bild einer solchen Sub und damit einem perfekten Dom gerecht wird, kann verzweifeln, wenn bei ihr alle Enthaarungsmethoden im Intimbereich zu eitrigen Pusteln führen.
Hat jemand von Euch schon einmal von eitrigen Pusteln in einer Geschichte gelesen? Ich nicht. Hat einer der Autoren unter uns schon einmal eitrige Pusteln beschreiben wollen? Ich nicht.
Was machen Männer, die beim Lesen einer Auspeitschungsszene eine schmerzhafte Dauererektion bekommen, deren bestes Stück aber eher einem Häufchen Elend gleicht, wenn sie den Rohrstock in der Hand halten und den Popo ihrer Liebsten mit richtigen Hieben verwöhnen möchten? Vielleicht weil der Kopf dem besten Stück in die Quere kommt und raunt: »Darf das sein?«
Ob diese Männer darauf vertrauen, dass Sub sich umdreht und sagt, das könne doch dem besten Dom passieren?
Was ist mit den Frauen, die sich auf ihr erstes BDSM-Spiel einlassen, und denen beim Biss in die Brustwarze nicht sofort schwallartig ihre Nässe die Schenkel hinabläuft? Vielleicht, weil auch hier ein Kopf erst einmal sortiert, was da gerade abgeht und ob das sein darf.
In den Geschichten kommen unrasierte Frauen, Schlappschwänze und Vaginalsalben nicht vor.
Sind Frauen mit Scheidentrockenheit und voller Schambehaarung oder Männer mit (temporären) Erektionsproblemen überhaupt richtig auf den Schattenzeilen?
Ich meine, sie sind es. Was wir hier lesen sind nämlich Geschichten, nicht mehr.
Aber auch nicht weniger.