Ich stelle mir vor, wie sie vor mir stehen wird, die Arme gefesselt, die Beine mit einer Spreizstange auseinander gezwungen. Erstarrt in angespannter Erwartung, mir ausgeliefert. Dann lasse ich von ihr ab.
Ich schaue Dich an, lasse mir Zeit, viel Zeit. Tauche in ihre Augen ein, während sie meinem Blick ausweicht. Ihr wunderschöner, langer Hals, wie geschaffen für ein Halsband. Ihre Brüste – vielen Männern wären sie wohl zu klein, ich finde sie perfekt. Gerade die gute Hand voll, die ich liebe. Der schöne, wohlgeformte Bauch. Das Piercing, das ihren Nabel schmückt. Und diese Beine, es ist eine Dreistigkeit, so schöne, lange Beine noch mit hochhackigen Stiefeln zu betonen!
Ich betrachte sie mit einem leisen Lächeln, lasse mir Zeit. Stelle mir vor, wie sie vor mir stehen wird, die Arme gefesselt, die Beine mit einer Spreizstange auseinander gezwungen.
Kurzgeschichten wie diese, so für zwischendurch, mag ich wirklich. Diese beschreibt wunderschöne Vorstellungen, zeigt, wozu Phantasie in der Lage ist, wie weit sie einen mitnehmen kann. Dann endet sie überraschend und dennoch genial aufgelöst.
Mit der Entlarvung als Tagtraum ist sie in sich abgeschlossen und jedem Leser nah. Und genau in der Mitte des Textes steht ihr Vorwurf. Oder seine Provokation.
Ohne Vorwurf, ohne Schuld, der Kristallisationspunkt dieses Augenblickes, wie schön.