Sie geht in die Hocke und wischt den Boden. Schade, dass sie sich dabei nicht bückt, wie gestern, als sie nichts unter dem Rock trug. Das wäre jedenfalls besser als das Abendprogramm im Fernsehen. Aber: Ist es auch günstiger?
Da steht sie und wischt den Boden. Jetzt geht sie in die Hocke und benutzt einen Schaber, um den eingetrockneten Papageienschiss vom Boden zu kratzen. Schade, dass sie sich nicht bückt, denn sie trägt einen recht kurzen Rock, wie gestern, und gestern bückte sie sich, und sie hatte doch tatsächlich nichts darunter an. Die beiden grauen Papageien sehen ihr amüsiert zu. Ich auch. Noch immer gibt es glücklicherweise keine Vorhänge, obwohl die schon vor drei Wochen eingezogen sind. Dass der unförmige Papageienkäfig ausgerechnet vor dem Fenster stehen muss, das er halb verdeckt, nervt. Sie ist verdammt hübsch, diese Frau. Er muss bald kommen, kommt immer so um halb sechs, Beamter wahrscheinlich. Vorhin trug sie Geschirr ins Nebenzimmer, das ich nicht einsehen kann. Aber er macht es gern auf dem Küchentisch mit ihr, fast jedes Mal, wenn er heimkommt. Dann muss sie sich über den Küchentisch legen und er versohlt ihr den nackten Hintern mit einem langen Kochlöffel.
Als Schriftsteller hast du auch Verantwortung. Diese hier ist verantwortungslos. Weil du eine kriminelle Handlung - denn das ist Erpressung - versuchst in die Lächerlichkeit und Verharmlosung zu ziehen!
Hallo Axel,
gibt die Genre Krimis, Horror, Thriller, es gibt blutige und unfaire Handlungen, es werden mordende und rachsüchtige Menschen beschrieben, ganz ohne Belehrung am Textende. Dürfte auch das nicht mehr veröffentlicht werden?
Dass Du Betroffener einer bekannten Erpressungsmasche bist, tut mir leid. Solche Wellen von Mails kamen in den letzten Jahren leider immer wieder vor, die Betrüger spielen mit unkonkreter Angst. Daran ändert auch ein Autor nichts, wenn er einen Erpressungsversuch - hier übrigens mit taffem Protagonisten - als Thema verwendet.
Aktuell passiert mir das gerade: ich werde per eMail erpresst. Angeblich hätte man meinen Rechner und damit die Webcam gehackt und droht mir ein Video von meiner Wichserei zu veröffentlichen. Nun weiß ich in diesem Fall, dass es ein Fake ist - meine Webcam ist abgedeckt. Und ich habe auch Strafanzeige gegen Unbekannt bei der Polizei gestellt. Rein vorsichtshalber.
Aber deine Geschichte ist ziemlich real und sie ist nicht schön und auch nicht satirisch. Sie ist, ganz ehrlich, ziemlich mies! Weil deine Geschichte real ist. Und sowas kann Menschen zerstören.
Als Schriftsteller hast du auch Verantwortung. Diese hier ist verantwortungslos. Weil du eine kriminelle Handlung - denn das ist Erpressung - versuchst in die Lächerlichkeit und Verharmlosung zu ziehen!
Man rechnet überhaupt nicht mit dieser Wendung. Aber wenn sich Herr Biedermann ein Nachtsichtgerät zulegen möchte, sollte er das vielleicht nutzen, um das Erpresservideo von sich zu bekommen.
Sehr gut erzählte Geschichte. Auf den ersten Blick alles schlüssig. Die Haltung des Autors ist klar erkennbar.
Auf den zweiten Blick kommen doch schon mal Fragen auf: woher kommt diese kriminelle Energie, was soll der Seitenhieb auf die GEZ, wie wird sich der Herr Biedermann verhalten? usw. Die Geschichte muß jeder in seinem Kopf zu ende schreiben. Gefällt mir gut! Danke
Vielen Dank für diese Geschichte! Ich hab beim Lesen so gelacht und die überraschende Wende am Ende ist wirklich klasse. Ich werde sie bestimmt immer wieder lesen.
Ich sehe beim Lesen vor meinem inneren Auge einen Film ablaufen, zum Beispiel mit Didi Hallervorden. Ich kann richtig sehen, wie er vor Erregung zappelt und wie ihm nachher die Kinnlade runterklappt.