Sie möchte kein Pferd sein, auch nicht das Pferd ihres Herrn. Sie ist gerne Sklavin, trägt voller Stolz sein Halsband, lässt sich Masken anlegen, bis zur Bewegungslosigkeit fesseln. Aber sie weiß, wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hat, dann zieht er das durch.
Als sie die Tür zu seinem Arbeitszimmer öffnet, sitzt er nicht vor dem Rechner. Also hat sie richtig gehört, er ist ins Bad gegangen. Und hat das Buch mitgenommen, das er schon den ganzen Abend mit sich herum trägt. Um den Titel macht er ein großes Geheimnis, er hat den Schutzumschlag abgenommen. Und ihre Frage, was er denn so tolles lese, dass er nicht mal ihre neuen Heels lobt, hat er lediglich mit einem Grinsen beantwortet. Auf diese ihr nur sattsam bekannte zweideutige Weise. Das hat sie misstrauisch gemacht. Und wenn sie misstrauisch ist, dann wird sie neugierig.
Sie geht zum Fenster, lässt dabei ihren Blick durchs Zimmer schweifen. Nirgends liegt etwas herum, das aussieht wie ein Schutzumschlag. Sie kann auch keine Tüte mit der Aufschrift seiner Lieblingsbuchhandlung entdecken. Nachlässig wie er manchmal ist, könnte sich darin noch der Kaufbeleg befinden.
Um eine glaubwürdige Ausrede parat zu haben, was sie in seinem Arbeitszimmer macht, öffnet sie das Fenster. Sie dreht sich um, lauscht Richtung Bad. Von dort kommt kein Geräusch, also geht sie zum Schreibtisch.
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Kommentare von Leserinnen und Lesern
Gelöscht.
04.08.2022 um 17:20 Uhr
Reizend und schön geschrieben. Interessant wäre die Story, wenn die allerletzte Wendung ausgeblieben wäre. Ich mag Ponygeschichten sehr und diese Geschichte wäre ein wunderbarer Anfang gewesen...
Das war jetzt spannend auf die falsche Fährte geführt. Manchmal macht einen die Aufregung um das ws kommen wird ziemlich kirre. Und wenn dman dabei noch auf die falsche Fährte geführt wird...
Eine gute Freundin von mir sagt immer, sie sei überhaupt nicht neugierig, wöllte nur immer alles wissen...
Mit dieser "Tugend" so umzugehen, sie so auf die Folter zu spannen kann man nur als genial bezeichnen. Wunderbar geschrieben, klasse zu lesen, kein Wunder, dass so mancher da das Herz in die Tasche rutscht.
Puh, grad noch mal gut gegangen. Ich hab ja so mitgefiebert. Mitgeschnunzelt auch. Und mir am Ende vorgestellt, wie er schon fast im Arbeitszimmer war, Hase am Rechner gesehen hat und dann schnell zurück ins Bad gegangen ist um sich da dumm zu stellen.
Sehe, das Leben bleibt spannend, weil man nie genau weiß, welche Ideen er vergisst und welche nicht.