Der Untertitel dieses Buches passt super und hält voll, was er verspricht: Ein Übungs- und Inspirationsbuch zum Schreiben schamloser Texte.
Mein erster Gedanke beim Blick auf das Inhaltsverzeichnis: Das sind ja viele Kapitel! Dann der zweite: Oh, die sind ja nach dem Alphabet angeordnet. Und geradewegs werden auch die Lesenden aufgefordert, ihr eigenes Abecedarium zu erstellen. Zu jedem Buchstaben sind Begriffe zu finden, die einem Gänsehaut bescheren; wie viele jeweils, die Reihenfolge, nach und nach oder gleich spontan zusammengesammelt, dies darf und soll nach persönlichem Gusto geschehen.
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Als anschließende Übung gilt es, zu diesen ABC-Worten einen kurzen »erotischen Kick« zu notieren, zum Beispiel auch im Stile von »mein/e Freund/in hat mir geflüstert ...«.
Das Inspirieren hat bei mir super funktioniert.
Bei »A« habe ich »Aura« notiert.
Ich finde es unglaublich spannend, einem Fremden zu begegnen, in den öffentlichen Verkehrsmitteln oder im Kino, und unwillkürlich, nach nur minimalem Blickkontakt und über eine Entfernung, die definitiv nicht mehr das Erspüren der anderen Körperwärme zulässt, eine Welle seiner Aura-Energie zu fühlen. Es ist, als ob die Teilchen meiner Aurawellen auf Entdeckungsreise gehen, auf fremde, interessante stoßen und intuitiv mit ihnen in Kontakt treten. Dieser schwingende Tanz wahrzunehmen löst ein intensives Kribbeln aus, fast schon ein bisschen unheimlich.
Bei »Z« steht bei mir »Zähne putzen«.
Eine Freundin erzählte mir einmal, dass sie zu Kennlernzeiten ihres Freundes, sich nichts sehnlicher gewünscht hatte, als einfache, gemeinsame Rituale mit ihrem neuen Geliebten erleben zu dürfen. Beide hingen noch in anderen Beziehungen und sie malte sich nach heimlichen Treffen oft aus, wie schön es wäre, das abendliche Zähneputzen in etwa, miteinander zu erledigen. In ihrer Vorstellung standen sie dabei ganz gemütlich, nackt und dicht aneinandergelehnt kuschelnd vor dem Waschtisch, einträchtig Körperpflege betreibend. Manchmal genoss sie in Gedanken einfach das harmonische, einträchtige Handeln, mit dieser großen Portion Selbstverständlichkeit. So manches Mal gestaltete ihre Fantasie diesen Akt auch übermütiger. Da kreisten ihre Zahnbürsten gegenseitig auf den erfreuten Nippeln und sie verteilten lachend Zahnpastaküsse in Wellenlinien über die weiche Haut der Bäuche. Schaumige Rinnsale bahnten sich keck den Weg nach unten, Finger folgten ...
So geht es weiter mit Schreibanregungen und -tipps, kleinen Geschichten und Gedichten, Anekdoten und persönlichen Bezugnahmen. Immer schön am Alphabet entlang, wobei es für die Lesenden allerdings nicht nötig ist, die Reihenfolge einzuhalten.
Ein bisschen stößt mir die äußere Qualität des Buches auf bzw. die Nichtqualität; es lässt sich nicht komplett aufklappen. Schon beim Lesen habe ich Schwierigkeiten, den »wabbeligen« Einband ordentlich zu halten, umso mehr, wenn ich etwas in die Seiten hineinschreiben möchte - und vorhabe, nicht nur den äußeren Rand zu nutzen!
Die Idee, direkt leere, linierte Seiten für spontane Impulse oder inspirierte erste Notizen in das Buch einzufügen, ist zwar gut gemeint, aber in dieser Gestaltung nur schlecht nutzbar.
Vieles, was die Autorin schreibt, kann ich einfach nur doppelt unterstreichen. Sie sagt, Erotik und Schreiben haben vieles gemeinsam: Insbesondere die Fantasie! Größtes Sexualorgan ist schließlich der Kopf - und den benutzen wir auch zum Schreiben. Für den Genuss im Alltag empfiehlt sie (passenderweise auf Seite 69): Das Geheimnis ist es, nicht auf den »richtigen« Moment zu warten, sondern es einfach zu tun!
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