Ich blieb gestern am Begriff des »Zerstörens« und in den »eigenen Abgrund schauen« hängen. Zumindest die Befürchtungen kenne ich. Das kann, wie ihr schreibt, diese drastische Folge haben. Vielleicht gibt es noch zwei mildere Gründe, weshalb sich jemand zurückzieht; ohne gleich zerstört zu sein.
Den Ersten möchte ich mal »Gesichtsverlust« nennen. Immerhin habt Ihr mitten im Ablauf das Ruder übernommen. Ihr nennt es Macht. Tatsächlich mag Euer Herr gemerkt haben, dass seine Dominanz Eurem kraftvollen Wollen nicht gewachsen ist. Wie sollte er das nächste Mal Euch gegenübertreten in dem Wissen, dass sein Standing nicht ausreichte?
Auch wenn zwei Menschen ein passendes Neigungsprofil haben, sie sich sprachlich einig waren, können ja immer noch hinsichtlich der Härtegrade deutliche Unterschiede bestehen. Denn was heißt schon hartes Schlagen? Absolute Maßstäbe dafür gibt es nicht.
Ein anderer Grund mag die so genannte Empathie sein, in der ein Aktiver überstrapaziert wird. Ein Sadist bezieht ja angeblich einen Teil seines Genusses daraus, dass er eben nicht kalt ist, sondern sich starke Gefühle bei ihm über die Empathie vermittelt einstellen. Ohne diese innere Beteiligung wär es ja für einen Aktiven ansonsten wie Geschirrabtrocknen. Auch wenn die eigenen Phantasien weitgehen mögen, hat auch ein Ausführender innere Schwellen. Ich find aber, es ist nicht Job des submissiven Parts, diese zu berücksichtigen. Das ist sein Part, und dann wäre man wieder beim obigen Punkt.
An einer ausgewachsenen Hardcore-Masochistin würde ich mich mit meinem zartbesaiteten Seelchen zum Beispiel erst gar nicht versuchen, weil das nicht gut gehen kann. Ich würde Dominanz auch nicht mit grenzenloser Hiebfestigkeit gleichsetzen. Es ist einfach eine Frage der Passung. Und nur weil es nicht passt, ist es kein Grund, seine Neigung an den Nagel zu hängen oder sich minderwertiger zu fühlen. Das gälte umgekehrt auch für Subs.
»Trau schau wem«.
Desto mehr wunderte mich, dass sich solche bösen Überraschungen selbst in etablierten Beziehungen (Devanas Posting) einstellen.
Vielleicht lebt BDSM sogar von diesem Stück Restunsicherheit (inkl. Absturz), weil nichts abtörnender wäre als absolute Vorhersehbarkeit.