Ich unterwerfe mich! Aber - da gibt es noch eine andere Seite, nämlich die selbstbewusste Alltags-Frau, die bisherige Identität, all das, was man bisher über sich wusste und dachte. Diese Persönlichkeit verschwindet nicht einfach. Will sie auch nicht. Was tun mit diesem Widerspruch?
Es geht wohl vielen so, die anfangen, ihre viele Jahre weggedrückten BDSM-Fantasien auszuleben: Ist endlich ein passender Partner gefunden, schwebt Sub im siebten Himmel und erlebt all das Neue als einen mitreißenden Rausch, der keinen Stein des bisherigen Lebens auf dem anderen lassen will.
Insbesondere der im ›normalen Leben‹ für heutige Frauen gar nicht mehr in Betracht kommende, ja sogar tendenziell tabuisierte Wunsch, sich einem Mann zu ›unterwerfen‹, seiner Lust zu dienen und seinen Befehlen zu gehorchen, entfaltet im Fall der Erfüllung in Gestalt einer sogenannten ›DS-Beziehung‹ einen starken Sog. Gerade WEIL frau sich überwunden hat und nun etwas ganz entgegen der allgemeinen ›Moral‹ auszuleben bereit ist, wirkt das Neue ganz außerordentlich spektakulär und beglückend. Genau wie die Entspannung nach einer heftigen körperlichen Anstrengung sehr lustvoll sein kann, so ist auch das letztendliche Ausleben eines bisher unterdrückten Begehrens ungemein beglückend: Man hat das Gefühl, ›endlich angekommen‹ zu sein und hält das Entdeckte nun für das eigene ›wahre Wesen‹.
Als eine solche ›erstbegeisterte‹ Einsteiger-Sub möchte man am liebsten ›ewiges Eigentum‹ des Mannes sein, der fortan gerne großgeschrieben ›der HERR‹ ist. Verträge, Rituale und Zeichen, Halsband und O-Ring, manchmal auch Tattoos, Brandings und Piercings sollen den neuen Status demonstrieren und zementieren - ja, manche wünschen sich, dass die ganze Welt am neuen Glück teilhaben solle. (Was ja kein Problem ist, solange es eine ›SM-Öffentlichkeit‹ betrifft, jedoch Konflikte birgt, wenn der Drang Richtung ›Outing‹ im normalen Leben geht - aber das ist ein Thema für sich).
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