Er war ihr durch allzu viele Straßen gefolgt. Hatte sie nie aus den Augen gelassen. Immer einen Abstand wahrend, ihr nicht zu nahe kommend. So fasziniert war er von ihrer Erscheinung. Das gleichmäßige Klackern ihrer spitzen Absätze ließ ihn zärtlich berührt und mit geschlossenen Augen ihr blind folgen.
Als er um die Ecke des Gebäudes herum ging, um in eine andere Straße einzubiegen, blieb er plötzlich unvermittelt stehen. Einige Meter von ihm entfernt erblickte er, wie sie vor einem zu dieser Zeit nicht mehr voll erleuchteten Schaufenster stehen geblieben war und sich scheinbar die Auslagen ansah.
Er hielt inne, hoffte, dass sein Abstand zu ihr groß genug war, dass sie ihn nicht bemerkte. Er versuchte sich so unauffällig wie möglich zu verhalten, um nicht die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
Mit einer ungetrübten Lässigkeit, als ob es nichts Normaleres gäbe, als zu dieser nächtlichen Uhrzeit hier zu stehen, lehnte er sich mit dem Rücken an die Hauswand. In fast schon lächerlich anmutender, jugendhafter, rebellischer Pose winkelte er ein Bein an und stütze es an der Wand ab, fischte eine Packung Zigaretten aus dem Jackett seines Anzuges und zündete sich eine Zigarette an. Er hielt die Zigarette bewusst in seiner Handinnenfläche. Das hatte er aus den alten Film-Noir Klassikern gelernt, damit die brennende Glut ihn nicht in der Dunkelheit verraten würde. Diese sah er immer sehr gerne, diese alten Schwarz-Weiß Filme. Jede Frau glich einer Diva. Verrucht und unnahbar und doch so begehrenswert. Jede Nahaufnahme ihres Gesichtes umlegt mit einem sanften Schleier, als wollte man unterstreichen, dass sie immer etwas Göttliches umgab. Und diese gottgleichen Wesen hatten nichts Besseres zu tun, als ihre Zeit in verruchten Clubs oder Tanzbars zu verbringen.
Er war ihr durch allzu viele Straßen gefolgt. Hatte sie nie aus den Augen gelassen. Immer einen Abstand wahrend, ihr nicht zu nahe kommend. So fasziniert war er von ihrer Erscheinung. Das gleichmäßige Klackern ihrer spitzen Absätze ließ ihn zärtlich berührt und mit geschlossenen Augen ihr blind folgen.
So wie schon einmal in dieser Nacht kniete er sich vor ihr nieder und nahm den Stöckelschuh vom Boden auf in seine Hände. Wie ein Relikt einer obskuren Religion hielt er vorsichtig den Schuh in seinen Händen. Das nennt man wohl Fetisch, hatte er mal gelesen, oder halt ein Märchen. Nur, dass sie nicht Aschenbrödel war und er kein Prinz. Aber ein Märchen, ein Märchen war das hier wohl schon.
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Wirkliche Erotik, gemalt wie ein Gemälde der alten Meister, ohne direkten Sex auskommend, einfach toll. Ich fand diesen Fetish brilliant in Szene gesetzt, total nachvollziehbar erzählt. Die Rückblenden auf alte Filme, ihren Gang durch die Nacht, seine Empfindungen.
Danke, dass ich diese Zeilen, die definitiv Lust auf mehr machen, lesen durfte.
Ich mochte die beiden Zeitsprünge, die Erklärung warum er sie verfolgt kam im richtigen Moment, so das man nicht lange darüber nachgrübeln musste, warum er sie verfolgt und sie es zulässt. Schön waren auch die Beschreibungen der Gefühle und einzelner Szenen mit alten Filmen. Sprachlich fand ich die Geschichte dezent und anmutig, gut und angenehm zu lesen. Bin nun wirklich gespannt auf den zweiten Teil und wie dieses ganz besonders erotische und andere Spiel weitergeht. Danke für diesen gelungenen ersten Teil.