Träume und Wünsche sind mächtig. Sie beginnen klein, halten sich aber fest, wachsen so lange, bis man keine Gelegenheit mehr findet, ihnen zu entkommen. Eine lange, aufwühlende Zeit voller Selbstzweifel, und irgendwann gibt man sich doch dem Verlangen hin, erlebt, will erleben - und wird schließlich süchtig danach.
Es ist soweit. Endlich sind die Monate, Tage vergangen, an denen ich wie eine Gefangene in ihrer Zelle die Tage durch einritzen der feuchten Mauerwand zu zählen versuchte.
Heute ist es soweit, ich werde ihn treffen. Ich hoffe ihn zu fühlen, seine Dominanz zu spüren, ihm Macht über mich zu geben. Wie wird er sein?
Ich parke nicht unweit von dem alten Schloss entfernt bei einer kleinen Pension. Schüchtern steige ich aus meinem Wagen, nehme meinen Koffer und checke dort ein.
Es ist ein Zimmer für mich reserviert. Wie vereinbart nenne ich seinen Chatnamen. Auf seinen Nick hin weist man mir sofort den Weg zu meinem Zimmer. Ich betrete es und bleibe unvermittelt stehen. Ich bin gerührt. Mindestens fünf große Vasen, prall gefüllt mit dunkelroten Rosen erfreuen meinen Blick. In der Mitte steht eine große Schale mit Obst, daneben ein Kühler, gefüllt mit Eis und einer Flasche Moet de Chandon, ein großer, schon angezündeter Kronleuchter verbreitet der Lage angemessenes Licht. Ein kleines Kärtchen lugt zwischen den Blättern heraus, ich greife danach und im selben Moment bohrt mein Finger sich tief in einen Rosendorn. Meine Hand zuckt zurück, ich schaue auf den Tropfen Blut und muss unwillkürlich lächeln. Böses oder gutes Omen?
Während ich das Blut von meinem Finger lecke, lese ich seine Zeilen...
"Du hast es gewagt, bist an dem Ende deiner Reise angekommen.
Du mutige, starke Frau. Ich werde dich erwarten.
Unnötig, mich zu beschreiben, denn ich werde dich erkennen."
***
Ich genoss die Fahrt im offenen Cabriolet. Ein wunderschöner, warmer Frühlingstag, blühende Bäume, strahlend blauer Himmel. Ich schmeckte förmlich den unverwechselbaren Duft, der in der Luft lag. Die warme Luft umspielte mein Haar. Ich fuhr nicht schnell, nicht hektisch, es kam mir vor, als schwebte ich über die hügelige Landschaft hinweg. Ein Gefühl des Friedens, der Freude und der Geborgenheit durchströmte mich, und mit einem Mal empfand ich immer mehr das Gefühl einer Leichtigkeit. Meine Gedanken konnten plötzlich fliegen, Zeit und Raum überbrücken.
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02.12.2022 um 11:47 Uhr
Gregor bringt es auf den Punkt mit dem Wörtchen märchenhaft. So der vorgefundene Stil und die gestaltete Szenerie. Dritter und vierter Fall sind bei fühlen, nicht gravierend aber sichtbar, die verrutschten Kiesel auf dem Weg. Erinnern mich kurz an die frisch geharkten Wege von Zen-Brüdern. Ein Halbsatz blieb bei mir besonders hängen: "... man müsste sich vielleicht sogar trennen, um neue Wege beschreiten zu können."
Einige werden meinen, dass moderner Kitsch. Andere sicher in Romantik a la Zola schwelgen. Unerheblich wie. Für die gewählte Form ist es gut geschrieben. Meinen Geschmack außen vorlassend, verdient es vier Sterne von mir.
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