Na da habe ich ja ganz schön was losgetreten, oder? Dabei wollte ich doch lediglich auf den Aspekt des "Fliegens" aufmerksam machen, den Nachtasou meiner Meinung nach wunderbar in der Geschichte betonte. Nun ja, aber ich komme nicht umhin noch einmal meinen Senf zu der Thematik dazuzugeben. Einfach auch, weil in dieser Diskussion so viele Aspekte/ Sachverhalte angesprochen wurden, die (laut meinem Gefühl) noch ein Kommemtar bedürfen.
Die Formulierungen Versöhnung von Geist und Körper und das Heilsein sind Wendungen/Begriffe, die mich aufhorchen lassen, setzen sie doch voraus, dass es einen Konflikt oder ein Kaputtsein gab/gibt, das dem vorausgegangen ist. Das mag es geben, aber das muss doch nicht so sein.Kann man seine Neigung nicht als Wohlfühlbestandteil der eigenen Person wahrnehmen?Haben sich die frühkindlichen Fantasien nicht toll angefühlt?
Verschiedener Beiträge in Foren und Euren Vorstellung konnte ich entnehmen, dass ihr beide dem Personenkreis angehört, die sowohl ihre Neigungen im Kindes- oder Jugendalter entdeckten, als auch zu denen, die diese ausleben, vorzugsweise noch mit dem (Ehe-)partner. Nun, nicht alle haben ein solches Glück. Viele entdecken ihre wahre Sexualität erst im Erwachsenenalter, empfinden diese (mitgeprägt durch gesellschaftliche Normen) zunächst als abartig und krank. Manche haben ein Leben lang Schwierigkeiten diese zu akzeptieren. Um den Bezug zu Nachtasous Kurzgeschichte herzustellen: so lese ich auch Irene, die ihr Leben lang sucht und sucht, ihre Phantasien und Neigungen als krankhaft empfindet und selbst versucht diese psychiatrisch behandln zu lassen. Demzufolge existiert doch defintiv ein Konflikt/ ein Kaputtsein, dass es zu "heilen", zu "versöhnen" gilt um in Nachtasous Worten zu sprechen. Dies kann ich auch weiter differenzieren: BDSMer welche nicht das Glück haben ihre Neigungen (aus Scham oder aufgrund gewisser Lebensumstände etc.) ausleben zu können oder aber lediglich mit einem anderen Partner als dem eigenen, besteht da kein Konflikt, kein Kaputtsein? Ich denke für jeden ist SM das, was er darin sieht. Manche leben es einfach nur, weil sie das Verlangen danach haben, andere hingegen aber vielleicht um sich eben wieder "ganz" zu fühlen.
Also am besten keine Sehnsucht, nichts mehr wollen ... kann man sich das wirklich wünschen, bloß wegen einem dumpfen Gefühl von irgendwas oder einer störenden Phantasie? Will sie einfach nur, dass diese Phantssie weggeht ...
Liebe Hanne, hast Du noch niemals nach etwas oder jemanden eine solche Sehnsucht empfunden, dass es Dich schmerzte, innerlich zerriss? Ich schon. Gerade während meiner Findungsphase empfand ich so. Ich konnte keinen klaren Gedanken fassen, war zu kaum etwas Ordentlichem im Stande, weil ich so sehr mit meinem Empfinden zu kämpfen hatte. Und ja, in dieser Zeit hätte ich mir nichts sehnlicher gewünscht als diese Sehnsucht, meine Neigung nicht zu haben, weil ich einfach den Eindruck hatte, dass es mich auffrisst, vereinnahmt und kaum etwas von mir übrig lässt. Und dies bloß wegen einem dumpfen Gefühl oder irgendeiner Phantasie! Und um auch hier wieder Irene und Nachtasous Text ins Spiel zu bringen, um den es ja letzten Endes geht, so empfand ich es im Text so, dass sich Irene bereits ihr ganzes Leben eben damit quälte, weil sie ahnte aber nicht annehmen konnte, dass sie anders ist, sie flüchtete in Dinge und Zustände, die sich abstumpfen ließen und an sich vorbeileben.
Ich mag solche Texte, die so viel Spielraum bieten
Ich auch Hanne. Nachtasous Texte sind immer sehr tiefsinnig, zumindest sehe ich dies so. Jedoch enthält es auch immer eine Aussage, die uns der Autor miitteilen wollte. Im Deutschunterricht bei Interpretationen war es schon immer die Aufgabe gewesen die Kernaussage des Textes herauszufiltern. Nur leider konnte man die Autoren nicht wirklich befrage, weil eine Vielzahl ja bereits verstorben waren. Der Autor dieses Textes hingegen kann uns auf die (richtige) Spur bringen, sofern man das will, sofern man erfassen möchte, was der Autor mit der Geschichte ausdrücken wollte, und nicht ich als Leser darin sehen will. Vielleicht nimmt man das einfach an?
Wie bereits in der Einleitung des Kommentars dargelegt, ging es mir anfänglich lesiglich um den Aspekt des "Fliegens", den ich einfach überlesen hatte. Der WUnsch nach diesem Zustand ist defintiv eine Sehnsucht, ob ich dies nun als Mangel oder als Triebkraft beziechne, positiv oder negativ bewerte, ist doch am Ende ganz egal. Die Empfindung/ das Erlebnis war schön, das Gefühl der Geborgenheit, Losgelöstheit für ein paar köstliche Minuten. Und auch danach sehnte sich (laut meiner Auffassung) Irene, einfach nach Erfüllung und Befriedigung, die einen vor Glückseligkeit "fliegen" lässt. Ich fand es in der Geschichte super dargelegt, Nachtasou, und das wollte ich Dir auf diesem Wege lediglich mitteilen.
Liebe Grüße Doro