Kurz vor Weihnachten konnten Kerstin und Fred sich ihren Baum im nahe gelegenen Forst aussuchen und selbst schlagen. Inzwischen eine langjährige Tradition. Vor Zeiten waren die Kinder noch mit von der Partie. Der Hänger wurde am Auto befestigt, Werkzeug eingepackt und auch ein kleiner Picknickkorb mit heißem Tee, Punsch und Plätzchen fertiggemacht.
Je nach Wetterlage ging es hoch in die Berge und tief in den Wald. Nur in bestimmten, zu eng stehenden Baumbeständen durfte gefällt werden. Den Kindern machte es einen Heidenspaß, sich durch die dichten Gehölze zu schlagen, jeder meinte, den schönsten, den besten Baum gefunden zu haben, um nach genauerer Begutachtung doch noch einmal auszuschwärmen und Ausschau zu halten. Oft war es ein tagfüllendes Programm, das nur durch Dunkelheit oder Wetterwidrigkeiten begrenzt war, bis am Ende ein Baum auf dem Anhänger festgezurrt wurde.
Nun ja, die Kinder waren aus dem Haus, geblieben war die Tradition und das zeitraubende Suchen, weil Kerstins ästhetische Ansprüche gefühlt jedes Jahr stiegen.
Fred hatte schon das Auto mit dem Hänger und den Werkzeugen startbereit.
Wer fehlte, war Kerstin. Etwas angenervt davon, dass sich das Ganze nun ohne Kinder genauso langziehen konnte, ging Fred nochmal ins Haus, um nach seiner Frau zu sehen. Fröhlich trällernd fand er sie in der Küche, wo sie ein Picknick vorbereitete.
‚Jedes Jahr das Gleiche!‘, dachte er. ‚Gut und schön mit dem Picknick, das heiße Getränk brauchen wir bei der ewigen Sucherei nachher bestimmt.‘
Grübelnd stand er im Türrahmen und betrachtete seine Frau mit ihren weiblichen Rundungen.
‚Mir reicht es, hier wird was geändert!‘ Fred schlich in die obere Etage, um seine ganz eigene Ausrüstung zu packen.
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