Auf Schmetterlinge war er aus gewesen. Sollte eine Reportage über das Sterben der Insektenarten schreiben. Volle Fotoausrüstung dabei samt Farbfiltern, Tele, Weitwinkel, Makro - alles, was seine Reportertasche hergab. Langweiliger Job, aber was half’s. Aber dann das.
Da drüben auf dem Altwasser, nahe dem gegenüberliegenden Ufer, durch herabhängende Brombeerranken verborgen: der Kahn. Einer der Mietkähne von Fischer-Fred, der diesen Ruderbootverleih betrieb. Er hatte sein teures Jagdglas dabei und visierte das Boot an. Was er sah, ließ ihn die Schmetterlinge vergessen.
Seit drei Jahren arbeitete er jetzt für Deutschlands auflagenstärkste und buchstabengrößte Zeitung, und all die Jahre hatte er auf seinen Knüller gewartet, um wegzukommen von den langweiligen Berichten, zu denen sie ihn geschickt hatten, immer das Gleiche, Raufereien in Bars, Autounfälle, Polizeirazzias in Flüchtlingsunterkünften und so weiter. Der Sensationsaufmacher, der dem Chef gezeigt hätte, was in ihm steckte, dass man ihn auch an die großen Dinger ranlassen konnte! Wie einen Volontär hatten sie ihn behandelt, wie einen Anfänger, all die Zeit. Aber jetzt das!
Erst hatte er ja gedacht, gut, Liebespaar im Kahn, nichts Besonderes, obwohl sie nackt war, der Kerl noch nicht, aber das würde nicht viel hergeben, zumal man die Fotos nicht würde veröffentlichen dürfen. Erst auf den zweiten Blick hatte er ihn erkannt: Der Bürgermeister von Hinterkahlenberg vergnügte sich da! So weit so gut, aber dann kam das Pikante: Die Nackte war ganz klar nicht seine Frau, denn die Frau Bürgermeisterin war stattlich und breit von Figur, die kannte er, die Lady hier aber war schlank und rank, hatte lange dunkle Haare wie seine eigene Frau, und dann kam aber erst das Salz in der Suppe: Er hatte ihr offensichtlich die Augen verbunden und Handschellen angelegt.
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