Enttäuscht legte Karla ihr Smartphone beiseite. `Das war´s dann mal wieder´, dachte sie, spürte, wie sich Unzufriedenheit, sogar Frust in ihr ausbreitete. Gerade hatte Uwe angerufen und ihr gesagt, dass es ihm leidtue, er aber doch nicht pünktlich oder gar früher nach Hause kommen könne. Nun läuft es wohl wie immer, vermutete Karla. Irgendwann und garantiert viel zu spät würde er sich melden, dreißig Minuten später zu Hause sein, müde und abgespannt, ohne sich das anmerken zu lassen, eine Kleinigkeit essen, ein Feierabendbier genießen, mit ihr über den Tag sprechen und dann todmüde ins Bett fallen. Karla wusste, wie wichtig Uwe der Job und seine vielen Ehrenämter waren. Karla wusste aber auch, wie sehr sie beide darunter litten, dass Zeit füreinander schon immer selten war und nicht nur gefühlt immer weniger wurde.
Dabei hatte sie sich extra diesen Nachmittag freigenommen, vorhin noch ein bisschen geträumt. Geträumt davon, dass sich Uwe, der für Karla mehr als der Mann an ihrer Seite war, sich Zeit für sie nehmen würde. Geträumt davon, Uwe ein bisschen zu verführen, um dann unter seinen kundigen Händen, vielleicht gar unter mehr, in einem Feuerwerk der Lust zu glühen. Geträumt davon, noch morgen mit Stolz die Spuren eines solchen Feuerwerkes zu tragen, erinnert zu werden an Hingabe, Lust und mehr. Über fünf Jahre war es her, dass Uwe und Karla sich ihre Neigungen offenbart hatten, genau fünf Jahre war es her, dass Uwe Karla als Sub angenommen hatte. Seitdem lebten sie nicht nur als Mann und Frau, sondern lebten ihre eigene Art D/S.
Karla schob das vorbereitete Gemüse in den Kühlschrank zurück, nahm im Hintergrund wahr, dass ein Grollen draußen das nächste Gewitter ankündigte.
So wie sie Uwe erwartet hatte, nur mit einer knappen Schürze bekleidet, ging Karla auf die Terrasse, holte ihr Buch und ihre Brille, die noch auf der Hollywoodschaukel lagen. Als sie die Auflagen zusammenklappte, um sie ins Haus zu holen, trafen sie erste Regentropfen. Karla legte die Auflagen in den Wintergarten, ging wieder hinaus und schaute nachdenklich eine Weile dem Regen zu. Dann legte sie sich auf das Sofa, nahm ihr Buch zur Hand und las.
Als Uwe wenig später nach Hause kam, lag Karla noch immer, war beim Lesen eingeschlafen. Uwe legte die dornenbewehrte Rose, die er gerade im Garten geschnitten hatte, zwischen Karlas Beine. Lächelte, als er sah, dass sie nichts als die zur Seite gerutschte Schürze trug. Dann räusperte er sich laut und sagte in betont strengem Tonfall: „Wolltest Du nicht kochen? Ich meine, wir hätten etwas zu feiern!“
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