Ihr Telefon klingelt. Eine Nachricht von ihm. Sie sitzt wie erstarrt, glaubt nicht, was sie sieht. Aber sie täuscht sich nicht. Er ist es. Dabei hatte sie ihn aus ihrem Gedächtnis gestrichen, seit Monaten nicht mehr über das Geschehene nachgedacht.
Das Piepsen des Mobiltelefons auf dem Tisch reißt sie aus ihrer Tabellenkalkulation. Eine Nachricht von ihm. Für den nächsten Moment sitzt sie wie erstarrt, glaubt nicht, was sie sieht. Er ist es. Obwohl nicht mehr in ihrer Kontaktliste abgespeichert, erkennt sie sofort seine Nummer. Das Profilbild ist dasselbe wie damals.
Sie hatte ihn aus ihrem Gedächtnis gestrichen, seit Monaten nicht mehr über das Gewesene nachgedacht. Ein langwieriger Prozess war das. Zu groß war der Schmerz über den Grund der Trennung. Unverständnis fühlt sie noch heute über die Art und Weise seines Geständnisses, das damals alles zerstörte. Lange hatte sie mit ihren Emotionen zu kämpfen gehabt. Von Liebe über Zorn und Enttäuschung erlebte sie jede einzelne Gefühlswelle. Sie brauchte Zeit, ihn zu überwinden. Nach einem dreiviertel Jahr kehrte Ruhe in ihr Leben ein, sie akzeptierte die Vergangenheit.
Der Cursor auf dem großen Arbeitsmonitor blinkt und wartet auf die nächste Eingabe. Sie sitzt am Schreibtisch in ihrem Büro, starrt auf das Telefon in ihrer Hand. Noch bevor sie die Nachricht liest, rutscht ihr das Herz in die Hose. Alles ist präsent. Alles. Nichts mit Vergessen. Nichts mit überstandenen Gefühlen. Gefühle ... Was spürt sie eigentlich? Jetzt, nach zwei Jahren?
Sie hatte ihn unheimlich geliebt und geglaubt, er erwiderte ihre Liebe ebenso, obwohl er es nie aussprach. Naivität oder Hoffnung ihrerseits? Sie sah darüber hinweg. Denn alles schien perfekt zwischen ihnen zu laufen. Ihre Neigungen passten hervorragend zueinander. Bis zu dem Tag, als er sie abwies.
Es gefällt mir, dass die Geschichte kein klischeehaftes Bild einer dominanten Person zeichnet, sondern zeigt, dass Gefühle auf beiden Seiten da sind und auch auf beiden Seiten verletzt werden können.
Ungezwungener, lockerer und sehr persönlicher Stil, das liest sich flüssig und wirkt total ehrlich und authentisch. Wenn ich einen Stern weniger gebe, dann liegt das nur an dem deprimierenden und weiblich-komplexen aber vielleicht gerade deshalb realistischen Verlauf, die künstlerische Umsetzung finde ich meisterhaft. Falls die Story nicht echt war, dann ist sie jedenfalls sehr gut erfunden, so richtig aus dem Leben.
Ich habe ein wenig Mitleid mit den Beiden. Sie wurde emotional verletzt und mir scheint es als wäre sie keineswegs über die Verletzung hinweg. Und Mitleid mit ihm, er war vielleicht noch nicht so weit, oder wurde auf dem falschen Fuß erwischt.
Nichts in der Geschichte weist darauf hin, dass einer der Beiden die nächste Seite seines Lebensbuches aufgeschlagen hätte. Mir scheint als blockierten sie sich gegenseitig beim weiter kommen, wie traurig.
Wie soll ich es sagen? Du stehst da, blickst starr in die Ferne. Eigentlich ins Nichts. Gedanken reisen, Bilder rauschen, Worte schwirren durch vermeintlich leeren Kosmos. Doch in Wahrheit finden pausenlos Kollisionen statt, unzählige Zwischenstopps auf Materie jeder Art. Hinterfragst etliche Dinge, Erlebnisse, Entscheidungen und Menschen ... dich selbst. Imgrunde passt diese Erzählung wie eine Art Zwilling zu etwas, was ich vor etwa vier Wochen schrieb. Es ist von mir nicht eingereicht worden. Ich selbst und die Erlebnisse der letzten Wochen verhinderten das. Deine Geschichte hätte für mich zu keinem besseren Zeitpunkt das Licht der Welt erblicken können. Was mich für Dich selbst freut? Dass sie bis auf einen einzigen Kommafehler fehlerfrei ist. Den schreibe ich dem Umstand zu, dass mutmaßlich aus ursprünglich einer Person in ihm zwei Personen wurden. Das verwandelt das Konstrukt in zu trennende Hauptsätze. An Sternen hätte die Episode ein komplettes Sternbild verdient. Ich selbst würde den Orion oder die Zwillinge wählen. Leider nur vier zur Auswahl. Inhaltlich ließe sich vieles dazu sagen. Möchte jedoch niemandem die eigene Reise beeinflussen.
Danke Sophie Amalia für diese kurze Geschichte, die in wenigen Worten so vieles erzählt.
Was mir besonders gut gefällt, ist die Darstellung einer dominanten Person, als empfindsames und gefühlsbetontes Wesen. Dieser Teil wird häufig in Geschichten vernachlässigt.
Gerne hätte ich das Lächeln, bevor sie die Nachricht löschte, gesehen. Denn ist es wirklich Stärke, die sie die Nachricht löschen lässt, Abschluss dieser Geschichte, oder war da ein Hauch von Sadismus dabei und sie löscht sie nur, um ihn leiden zu lassen. Ein kleiner süffisanter Anteil im Mundwinkel?
Mich lässt Du mit Kopfkino zurück und nicht nur mit einem radikalen Ende.