Beste Saphira,
Gratulation zu Deinem Geburtstag heute.
Als Du Deine Geschichte vor etlichen Jahren hier vorgestellt hast, war es schon damals ein zurückliegendes »Jugendwerk«.
Manche eigene Texte hat man einfach lieb gewonnen, auch wenn man aktuell anders schreiben würde. Besser? Es sind Zeitzeugen, und mit Milde darauf zu schauen, ist richtig.
Hanne-Lotte hat einen treffenden Kommentar dazu geschrieben, an den ich mich anschließen will. Nicht nur ein solches Outing wie in der Geschichte, sondern allgemein ist es wohl ein unsicherer Schritt, Wünsche oder Bedürfnisse in einer Beziehung zu äußern, wenn Beschämung eine mögliche Folge ist.
Für noch bedeutender halte ich Miris Reaktion: Miri ist verunsichert, welche Bedeutung der bisher erlebte Sex denn noch hat? Was helfen da Simons Versicherungen? Für Miri platzt die bisherige Illusion, dass sie als Liebhaberin »genügte«. Es gehört ja zum großen Glück beim Sex, jemanden zu befriedigen. Und nun das! Bei einem Outing steht nicht nur die Zukunft auf dem Spiel, sondern die gemeinsame Vergangenheit ebenfalls.
Mit ein bisschen Augenverbinden und so wird es auch in Zukunft nicht getan sein, fürchte ich. Regelmäßiges »Entgegenkommen« im Liebesspiel fühlt sich nicht gut an für einen Partner, denk ich. Ich möchte es nicht, dass sich jemand für mich verbiegt, nicht mal aus Liebe. Das Gefühl bedürftig zu sein und besänftigt zu werden, ohne der Leidenschaft auf der Gegenseite sicher zu sein, fühlt sich ärmlich an.
Hat sich etwas geändert, gebessert, in den letzten 40 Jahren? Die Verletzbarkeit durch Beschämung und Frustration ist zeitlos. Und die heute jungen Menschen haben es nicht wirklich einfacher. Aber die Aufweichung der starren Rollenklischees macht es vielleicht allen Simons und Miris heute etwas leichter, »aus dem Rahmen« zu fallen. Vielleicht etwas spielerischer heranzugehen.
Dumm nur, dass BDSM kein Spiel ist, und es auch nicht nur um Befriedigung geht. Auch das ist in Deine Geschichte hineingepackt.
Mit offenem Ausgang.
Wenn jede Versagung eines Menschen ein Gramm wiegt, würde die Erde schon längst im freien Fall sein.