Was tat sie hier? Was hatte man mit ihr gemacht? Was wollte man noch mit ihr machen? Sie war ihrem Herrn immer gehorsam gewesen und würde sicher nicht in dieser Extremsituation den ersten Fehler begehen. All dieses war ja nur ein weiterer Test, oder?
Fast im Dunkeln, lediglich von ein paar Kerzen in einer Ecke beleuchtet, lag sie regungslos in der Badewanne und starrte an die Decke. Hätte jemand ihren Blick sehen können, so hätte er erkannt, dass dieser leer und apathisch war. Sie blinzelte kaum und je mehr die Wärme aus dem Wasser wich, desto mehr Wachs verteilte sich von den Kerzen auf dem Fliesenfußboden. Ihr war schon länger das Gefühl für Zeit und Raum entglitten und so vermochte sie auch nicht zu beurteilen, wie lange sie hier schon lag. Sie konnte ihre Erinnerungen einfach nicht mehr aus dem Kopf bekommen, egal, was sie tat. Auch jetzt, wo sie so abwesend, kühl und ruhig wirkte, tobte es doch in ihrem Inneren und zerfraß sie förmlich.
Es war heute genau zehn Tage her, dass sie ihn das letzte Mal gesehen hatte. Es fing alles so harmlos und fast spielerisch an. Er ließ sie ihre Koffer packen und mit all ihren wenigen Habseligkeiten eine Ewigkeit auf dem kalten Boden im Flur warten. Er sprach irgendetwas von einer Versteigerung, einer Auktion und davon, dass er sie ja verkaufen könne, wenn man ihm eine entsprechende Summe bieten würde. Sie wusste, nein, sie war sich sicher, dass er das nur sagte, um ihr Angst einzujagen. Es war Teil des Spiels, eine Androhung, die es interessanter und realistischer machen sollte, ebenso, dass er von ihr verlangte, all ihre Sachen einzupacken. Kontrollierend lief er nun von Zimmer zu Zimmer, um zu überprüfen, ob sie auch nichts zurückgelassen hatte und ohrfeigte sie dann, weil sie noch etwas im Bad vergessen hatte, nachdem er ihr den Lippenstift und einen Kamm vor die Füße geworfen hatte. In dem Moment ahnte sie noch nicht, dass dieses das letzte Mal gewesen sein sollte, dass er sie berührte.
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