Ich will keinen Macho, sondern du sollst mir gehorchen, so wie du es gelobt hast, und du weißt verdammt genau, dass es das ist, was du brauchst! Du bist kein Held, du bist ein Sklave, und du brauchst nicht zu versuchen, auszubrechen, wann siehst du das endlich ein?
„Prost, das müssen wir begießen, Männer!“ Ulli hob die Flasche, stieß sie gegen zwölf weitere Flaschen. Gegröle um ihn herum in der qualmgeschwängerten Höhle von Polly`s Bar.
Der Wirt schwitzte unter seiner Augenklappe und hantierte unter dem Schild „Ich nix pumpen - du böse; ich pumpen, du nix zahlen - ich böse: Besser du böse!“. Ein Mann mit einer frischen Schramme quer über dem Gesicht band das blaurote Halstuch mit dem Aufdruck „Wild Boar Riders“ neu und schlug dann Ulli auf die Schulter. „Mann, Ulli, deine Idee, fünf Mann in dem alten Schrottbus zu verstecken, war genial! Denen sind die Schusser raus gefallen, als sie hinter sich auf einmal auch noch welche von uns gesehen haben!“
Die anderen fielen ein: „Ja, den Schock in den Fressen werd' ich nie vergessen! Ich hab dem, mit dem ich zu tun gehabt hab', gleich mein Auspuffrohr auf den Kopf gedeppert, als er sich umsah - das hat ihm den Rest gegeben!“
„Die sind gerannt, Mann, was sind die gerannt! Die sehen wir so schnell nicht mehr wieder!“
„Zehn Monate haben sie uns genervt! Für die nächsten zehn Jahre sind wir die los!“
„Hector`s Bulldozers! Dass ich nicht lache! Die sind selber platt gewesen!“
Flaschen klirrten, Feuerzeuge schnippten, Fäuste schlugen auf die Theke. Polly schrieb eifrig Kreuze auf Bierdeckel.
Ja, er hat sie wohl tatsächlich gebraucht, diese Stunden, die ihm die Augen geöffnet haben, ihn am Schluss ankommen ließen. Klasse fand ich die Idee, die Geschichte in die Bikerszene zu legen, das Sujet der "harten Kerls" dem Protagonisten gegenüber zu stellen. Und was da alles auf ihn einstürmte, wirklich wunderbar inszeniert.
Danke für diese wunderbare Geschichte, für diese ganz besondere Odysee.
Puh, zwei vollkommene unterschiedliche Welten prallten aufeinander und doch scheint er am Ende dieser turbulenten Nacht wieder angekommen zu sein. Toller Mix aus zwei Sprachstilen und Gesellschaftskreisen.
"Sage mir, Muse, die Taten des vielgewanderten Mannes ..."
In der Tat ist es eine Odyssee, die der Protagonist hinter sich bringt - und wohl auch bringen muss - um endlich "anzukommen".
Der Text ist sehr interessant, anregend und gut geschrieben.
Das Thema und der ductus erinnert mich an die Literatur der beat generation (Kerouac, Burroughs et al.): rastlose, hektische, rasante, fulminante, nicht endende Suche.
Ungewöhnlich ist m. E. die Art der Auseinandersetzung mit dem sujet in einer "SM Geschichte" .
Allerdings kenne ich mich im Bereich "SM Literatur" nicht aus.
Und: ich finde keinen Widerspruch zwischen Harleys und abgebrannten Kindsköpfen. Manchmal bedingen die einander.
diese Gedankenfetzen, so nenne ich sie einmal, die den Protagonisten in dieser, für ihn so bedeutsamen, Nacht begleiten, und in krassem Widerspruch zu seinen Taten stehen.
Eine wirklich sehr gelungene Mixtur.
Was mir nicht so gut gefällt ist der seltsame Widerspruch der Biker in sich.....auf der einen Seite "Jungvolk" und "Kindsköpfe" und, wie der Text den Anschein erweckt, chronisch pleite, und auf der anderen Seite...BMW und Harleys.....*grins* und vor allem DIE Mischung....
*sich an ihre Jugend erinnert und lächelt*
was mir besonders gut gefällt ist der Schluss....diese, wie "hingeworfene" Bemerkung, die doch so viel aussagt über den Protagonisten.
Naja, wer Homers Odyssee nicht kennt, wird diesen Text nicht wirklich genießen können. Macht nix, es gibt ja genug andere Geschichten in den schattenzeilen, und ich hoffe, ein paar Lesern wird er den Spaß bereiten, den er mir beim Schreiben bereitet hat!
Nicht meine Welt. Keine Erotik, keine Gefühle und das nur im Kursiven angedeutete Spannungsverhältnis wird unterdrückt statt ausgesprochen. Wohin soll das führen?