Mit einigen Sätzen kann ich das zerstören, was wir in mehreren Jahren aufgebaut haben. Ich bin größer und stärker als Ellen, schneller und schärfer in der äußeren Welt. Aber hier ist meine innere Welt. Die gehört allein mir und sie ist so, wie ich will.
»Sei dankbar, dass ich es auf diese Art mit dir mache!«, rief Ellen scharf.
»Ich bin glücklich darüber«, antwortete ich und freute mich still an ihren katzenartigen Bewegungen.
»Es bestehen auch andere Möglichkeiten«, erklärte sie mir. »Aber ich möchte eine natürliche Empfängnis. Dabei ist für mich wichtig«, sie holte aus und versetzte mir einen leichten Schlag ins Gesicht, »dass du dort liegst, wo dein Platz ist, mein Liebster. Wo ist dein Platz?«
Ich spürte ein Kitzeln, ganz vorn, warm und nass.
»Unten«, sagte ich, »unter dir, Ellen.«
»Ich hätte dich auch auf die Seite legen können«, erklärte mir meine Frau lächelnd.
Sehr schön geschrieben, v.a. weil er nicht so klischeehaft, weinerlich, unterwürfig sondern im Gegenteil sehr selbstbewusst dargestellt ist. Die innere und die äußere Welt, eine faszinierende Beschreibung.
Ein ambitioniertes Unterfangen, diese Zeugung nach Zeitplan. Für unsere große Tochter hab ich mindestens ein Morgenseminar geschwänzt, wenn die morgendliche Messung die richtige Basaltemperatur versprach und wir daher das Aufstehen kurz verschieben mussten.
Aber Ellen traue ich das durchaus zu, sie hat alles im Griff, nicht nur Gregor, auch sein Geld und seine Sorgen. Mir hat dieses selbstbewusste sich unterordnen gut gefallen. Wobei ich manchmal fast den Eindruck hatte, Gregor findet Ellen auch ein bisschen amüsant. Aber man spürt, dass er sich wohlfühlt und ein guter Vater wird er ganz bestimmt.
ich find Deine Geschichte stilistisch gelungen. Dass Du einen geplanten Zeugungsakt mit Neigung und mit einem Schuss Humor verknüpfst, ist originell. Die beiden Personen sind sich vertraut einig. Und die Szene ist mit wenigen Details stimmungsvoll und intensiv. Sogar dem stundenlangen Nachbrennen gewinnt die Szene noch etwas ab.
Ich mag diesen Schreibstil, der dem Leser genug Freiraum lässt. Die Selbstunterwerfung des eigentlich physisch Stärkeren kommt hervorragend rüber. In dieser Episode - sie scheint mir eher das zu sein, als eine kurze Geschíchte - steckt viel Potenzial für einen Ausbau, den allerdings der Leser auch selbst leisten kann.
Selten haben so wenige Zeilen so viel Eindruck bei mir hinterlassen! Der stärkste war wohl der, hier auf ein Paar getroffen zu sein, dass in vielen Bereichen wahre Stärke zeigt. In der Beziehung, in der Neigung, jeder für sich am gewählten Platz aber eben auch in der Gemeinsamkeit. Wie so stark ausgedrückt, in der inneren und der äußeren Welt (Danke fürs Erklären...). Der Akt an sich, zeugt zudem von großer Hingabe, von Wollen auf beiden Seiten und dem klaren Wissen, worauf es ihr aber eben auch ihm ankommt.
Ich danke Dir für Deine freundlichen Worte und folge Deiner Aufforderung zu einer Erklärung des Widerspruches zwischen innerer und äußerer Welt aus Gregors Sicht.
Die innere Welt eines Menschen ist eine Mischung aus Erfahrungen, Gefühlen und Gedanken. Sie gehören einem, man kann sie nur selbst machen, haben und denken. Es ist eine große Leistung, seinen Partner dort hinein zu lassen. Ich glaube, je weiter man das schafft, desto tiefer wird die Beziehung.
Noch in kaum einer Geschichte begegnete ich bislang dem devot-masochistischen Mann so aufgestellt, wie ich es bei Gregor tue. Dafür kann ich mich gar nicht genug bedanken, denn ich bin diese Figuren leid, die immer so trottelig daherkommen und über sich am Ende alle lustig machen.
(Die übelste Variante ist, wenn dergleichen dann auch noch von einem vermeintlich dominanten Mann geschrieben wird, der mir damit mehr als deutlich zeigt, wie wenig souverän seine eigene Dominanz ist.)
Aber zurück zu dieser Geschichte, die ich bestechend klar und gleichzeitig als sehr berührend empfinde. Ich sehe ein starkes Paar, nicht nur gemeinsam, sondern jede(r) für sich mit seiner Neigung. Und Gregor ist nicht nur draußen stark im – Achtung Vorurteil – Haifischbecken der Führungskräfte, sondern auch drinnen in seiner privaten Welt mit Ellen. Beide zusammen verdienen sich diesen lustvollen Zeugungsakt aber sowas von!
Eine Frage bleibt: „Aber hier ist meine innere Welt. Die gehört allein mir …“ und „Ich liebe Ellen. Sie lebt mit mir in der äußeren und inneren Welt.“ Das lese ich als widersprüchlich und hätte es gerne erklärt.