Warum Suse Patrick trotz seines Auftretens nicht der Wohnung verwiesen hatte, wusste sie später nicht zu sagen. Sie hatte eine Dessousparty gebucht, auf der hatte er nichts zu suchen. Wie auch immer, Suses ausgebliebenes Nein erwies sich für alle als überaus unterhaltsam.
Wenn Anne und Patrick gefragt werden, wie sie sich kennengelernt haben, sagen sie, dass es auf einer Verkaufsveranstaltung geschehen sei. Was der Wahrheit entspricht, aber ein delikates Detail verschweigt. Denn bei der Verkaufsveranstaltung hat es sich um eine Dessousparty gehandelt, zu der Annes Freundin Suse geladen hatte. Nur engste Freundinnen, so Suse. Sie hatte Prosecco versprochen, Snacks, natürlich auch sexy Wäsche, vor allem aber viel Spaß. Und tatsächlich, Spaß hatten sie gehabt, wenn auch ein wenig anders als erwartet. Denn zum vereinbarten Zeitpunkt hatte keine Frau vor Suses Wohnungstür gestanden, sondern ein Mann.
»Was wollen denn Sie hier?«, fragte Suse so laut, dass die Freundinnen im Wohnzimmer sitzend ihre Enttäuschung hören könnten.
»Hier steigt doch gleich die Party«, sagte der Mann. Die Stimme tief, der Ton selbstbewusst.
»Wie?«
»Bestimmt warten schon alle im Wohnzimmer auf die Show.«
»Ja, aber ...«
»Dann wollen wir sie doch nicht länger warten lassen ...«
»He«, hörten die Freundinnen Suse protestieren. »Also Sie können doch nicht, Sie können doch nicht so einfach ...«
Anne hatte durch die halb geöffnete Wohnzimmertür beobachtet, was geschehen war. Der Mann, etwa Mitte zwanzig, dunkelhaarig, kaum größer als Suse, aber schlanker, hatte sich samt einem großen Rollkoffer an der protestierenden Freundin vorbei in die Diele gedrängt. »Wo kann ich mich ausbreiten?«, fragte er.
»Auswas?«
»...breiten. Soll ja nachher schnell gehen, nicht wahr, damit keine Langeweile aufkommt. Wo also?«
»Wer sind Sie überhaupt?«
Der Mann kramte einen Zettel aus der Hosentasche, blickte dabei durch die Tür ins Wohnzimmer. »Bin der Patrick. Und ich hoffe, dass ich hier richtig bin.« Dann nannte er einen Namen und eine Adresse - Suses. Und den Zweck seines Kommens - Dessousparty.
»Stimmt alles, aber Sie als Mann, also das kann nicht sein, Sie können doch nicht ...«
»Ich kann. Und das richtig gut. Vertrauen sie mir.« Wieder galt sein Blick den Frauen im Wohnzimmer.
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Kommentare von Leserinnen und Lesern
Gelöscht.
08.01.2023 um 22:56 Uhr
Ein Fetisch. Sei gegönnt! Wer es mag, soll es ganz einfach tun. Selbstbewusst und ohne Scham! So die Botschaft der Geschichte. Ob das beschriebene Konstrukt funktioniert? Keine Ahnung und für die Story irrelevant. In Anlehnung an einen alten Spruch: wenn nur das Wörtchen hatte nicht wär.
Interessante Geschichte! Eine mir vollkommen fremde Sichtweise. Das Groz des Publikums gibt sich gewohnt und wie erwartet: proseccoenthemmt. Die Begeisterung einer Dame, für Männer in Frauenkleidern, erscheint mir dann doch recht ungewöhnlich. Mir gefällt die Geschichte, weil sie auf sympathische Art und Weise eine weitere Spielart von BDSM thematisiert. Sehr gut, Danke!
Ganz hübsch. Als Fetisch-Geschichte hätte man den Dessous noch etwas mehr Beachtung schenken sollen. Hat Patrick es genossen, hat es ihn erregt, Damenwäsche zu tragen? Oder war er einfach ein Kasper, der auch Chips hätte mitbringen können? Was haben die Frauen gemacht, als er sich durch Suses Schränke probiert hat? Nur gejohlt? Das hätte man ausschmücken können statt nicht nur distanziert zu berichten.
Eine heiße Geschichte, in der das Fetisch-Element letztlich unbedeutend bleibt und die selbstbewusste Persönlichkeit (naja, etwas penetrant schon...) in den Vordergrund tritt.
Sexy ist sie, weil sie allerlei Erwartungen weckt, auch wenn von denen am Ende wenig eingelöst wird: dieses Thema müssen die Protagonisten am Ende miteinander weiterspinnen.
Für mich ein ganz klein wenig zu kurz geraten. Trotzdem konnte ich sie nicht ohne ein schmunzeln auf den lippen lesen und fühlte mich glänzend unterhalten :)