1. Not macht erfinderisch
Susanne Fessler nähte in erster Linie Wohn-Accessoires, wie Kissen, aber sie nähte auch Taschen und reparierte Polsterstühle und Sessel. Eigentlich war sie Schneiderin, und um wenigstens ein wenig Geld zu verdienen, nähte sie zu Corona-Zeiten fleißig Masken. Sie schaffte es, durch ihre Qualität zu überzeugen. Bald hatte sie eine große Bandbreite an Mustern und Materialien für jeden Geschmack und war längst ein beliebter Anlaufpunkt geworden.
Eine Maske hatte es mir besonders angetan. Sie war wie eine Staubschutzmaske geformt und lag nicht direkt auf dem Gesicht. Dafür war sie aus luftundurchlässigem, beschichtetem Material und hatte Ventile mit auswechselbaren Kohlefiltern fürs Ein- und Ausatmen. Die glatte, gummierte Oberfläche übte auf mich einen solchen Reiz aus, dass ich gleich alle drei vorhandenen davon erwarb. Hätte ich das Gesicht der Verkäuferin sehen können, so hätte ich mich vielleicht spontan in sie verliebt. Aber wenigstens das Leuchten in ihren Augen war mir aufgefallen. Vielleicht war es aber auch, weil auch sie eine solch tolle Maske trug. Noch konnte ich mir nicht vorstellen, dass ihr hinter der Folie verborgenes Lächeln mir gegolten hatte.
Doch irgendetwas war auch bei mir wachgerüttelt worden und so besuchte ich mit Lockerung der Corona Maßnahmen den Laden noch einmal und fand von da an immer wieder etwas, was mich zu ihr führte. Wir waren auch inzwischen bei Du angelangt und es prickelte bei mir, sooft ich in ihrer Nähe sein durfte. Darum gab ich vier Stühle von mir in Auftrag, die ich mit dem gleichen Stoff beziehen lassen wollte, aus dem auch die Maske war. »Ich werde jeden Stuhl einzeln bringen«, kündigte ich mit der Ausrede an, dass ich die übrigen zum Sitzen brauchen würde.
Doch Susanne beschäftigte bereits etwas anderes: »Der Stoff trägt eine Latexschicht«, erklärte sie mir, ließ mich den Stoff fühlen und beobachtete dabei meine Reaktion. Sie war mehr als zufrieden, als sie eine Reaktion in meiner Hose zu erkennen glaubte, und ergänzte noch: »Das ist im eigentlichen Sinne auch kein Bezugsstoff und er wird sicher schneller abnutzen«.
Ich strahlte sie an und antwortete: »Dann muss ich eben zur Reparatur vorbeikommen. Am besten, du hast immer ein Stück von dem Stoff vorrätig!«
Ich schaute Susanne strahlend an und sah in ihr die ausgesprochen attraktive Frau, die sie war. Sie trug rötlich leuchtende Haare im Pagenschnitt, hatte ungewöhnlich kräftig gefärbte grüne Augen und ein nicht zu übertriebenes Makeup. Offensichtlich bevorzugte sie hautenge Kleidung, was ihre traumhafte Figur betonte. Lediglich ihr Busen wirkte nicht so üppig, schien aber fest zu sein, weil sie offensichtlich keinen BH trug. Ich konnte, wenn ich bei ihr im Laden war, meinen Blick kaum von ihr wenden, was ihr sichtlich gefiel.
Wieder auf den Bezugstoff zurückkommend zeigte sie mir ein Kissen, das auf ihrem Stuhl hinter dem Tresen gelegen hatte. Es war aus genau dem Material gefertigt, auf das ich so abfuhr. »Wie gefällt dir das?«, fragte sie.
Ohne zu überlegen bat ich: »Kann ich das Kissen kaufen?«
Doch sie wies darauf hin, dass es bisher nur dieses eine, von ihr benutzte Stück gäbe und darauf säße sie gern ohne Höschen. Ich ahnte, dass sie auch jetzt kein Höschen unter ihrem Rock trug und erklärte mit einem Hauch Schamröte im Gesicht: »Gerade deshalb möchte ich ja das Kissen kaufen«, und blickte Susanne mit gemischten Gefühlen an.
Sie überlegte jedoch nicht lange und antwortete: »Gut, du sollst es haben. Aber es ist ein Geschenk von mir in der Hoffnung, dass du sehr bald wiederkommst.«
Das konnte ich sicher zusagen, denn ich hatte längst Feuer gefangen und versprach: »Immer, wenn dein Duft aus dem Kissen nachlässt, werde ich kommen und es mitbringen.« Das wiederum ließ sie ein wenig erröten.
Mit Ende aller Corona-Sperrvorschriften betrat ich endlich auch einmal ihr Atelier und entdeckte sofort einen merkwürdigen Stuhl. Die Sitzfläche war mit glänzendem Neopren bezogen und an beiden Säulen gab es je eine breite Manschette aus dem gleichen Material. Sie war an der Lehne, die in die Stuhlbeine übergingen, knapp unter der Sitzfläche angebracht.
Ich grinste sie an und stellte fest, ein idealer Fesselstuhl für Singles.
Sie sah mich etwas verlegen an und errötete leicht. »Es ist eine Auftragsarbeit«, versuchte sie sich zu entschuldigen und schaute deutlich betreten zu Boden.
Doch dazu gab es keinen Grund. »Ich finde die Arbeit sehr ordentlich und würde den Stuhl am liebsten kaufen, zumindest aber einmal testen«, verriet ich ihr.
Sie sah, dass ich es ehrlich meinte und als ich bereits Anstalten machte, mich zu setzen, forderte sie unerwartet streng: »Bitte erst die Schuhe ausziehen.«
Erst jetzt sah ich, dass auch an den Stuhlbeinen ähnlich gearbeitete Manschetten waren, durch die man wohl seine Füße fädeln musste. Schnell kam ich der Aufforderung nach und bemerkte, dass die Manschetten um die Fesseln immer etwas spannten. Da das Material gleichzeitig sehr stumpf war, ließ es sicher nicht zu, die Füße wieder herauszuziehen, ohne die Hände zu Hilfe zu nehmen.
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