Ein Motiv, drei Szenen, drei Geschichten, verbunden durch den roten Faden einer beliebten BDSM-Praktik. Und doch skizzieren sie verschiedene Menschen und ihren Umgang damit.
Das Honiglächeln tropfte förmlich aus der Heiligkeit ihrer Dienstbereitschaft. Das Kerzenlicht und die berechtigte Hoffnung, gleich unter Befehlsgewalt zu stehen, machten sie beinahe schön. Das Zwielicht des sanften Spiels aus Licht und Schatten zauberte alles Überflüssige weg, reduzierte sie auf holde Weiblichkeit, das Korsett presste Form in die Mitte, ließ den Busen üppig über die Brüstung schwappen, betonte die bestrumpften Schinken. Er war sich ein Moment nicht ganz sicher, ob er seine Hände mit feuchter Ölfarbe beschmutzen würde, wenn er nach dem Bild griff, das wie frisch gemalt wirkte, zum trocknen an die Wand gestellt, um es hernach in einen barocken goldenen Rahmen zu stecken.
Sie krabbelte auf ihn zu, was ihn wütend machte. Gerne wäre er der Illusion noch einen Moment nachgehangen, zu spät, schon hatte sie ihren Kopf wie ein Hund, der gestreichelt werden will, unter seine Hände geschoben und stupste ihn auffordernd an.
Er wusste genau, er musste ihr etwas zu tun geben, bevor ihm das impertinente Drängeln die Lust vollkommen verderben würde. Er war froh, den Abend in groben Zügen geplant zu haben, das machte ihm das weitere Vorgehen komfortabel.
„Geh ins Schlafzimmer und hol, was auf dem Bett liegt. Nein, bleib unten.“ Er verfolgte mittelprächtig interessiert das Gewackel ihres Hinterteils und versuchte, sich daran zu entzünden.
Die im Mund transportierten schmalgliedrigen Ketten, an die schon die Hand und Fußmanschetten befestigt waren, wurden brav vor ihm niedergelegt. Er ließ sie alles selber anschnallen, zwischen den Armen gewährte die Kette einen knappen halben Meter Spielraum, an den Füßen war er kürzer bemessen.
„Runter und ab in die Küche.“ Er schlenderte hinter ihr her und empfand die eingeschränkten Bewegungen heute nicht als niedlich, sondern eher trottelig.
„Brate mir ein perfektes Steak. Mit geröstetem Brot. Versau es nicht, es war teuer. Und Haferschleim. Du darfst aufstehen.“
Sie machte sich geschäftig ans Werk. Öffnete Schränke und stellte sich alles bereit. Hie und da ließ sie etwas scheppernd fallen, was er gleich als Aufforderung verstand, sie zu disziplinieren. Billig. Was früher seine Dominanz befeuert hätte, machte ihn nur noch müde. Sie blickte nach jeder Verfehlung über die Schulter, bemerkte, damit heute nicht landen zu können, und schien die Masche zu verwerfen. Holte andächtig das Steak aus dem Kühlschrank, befühlte sachte die marmorierte Oberfläche und steckte es sich von unten zwischen Bauch und Korsett.
„Was soll das, bist du Dschingis Khan, der das Fleisch unter dem Sattel weichreitet?“
„Nein, Chef, es ist zu kalt zum Braten. Ich wärme es auf.“
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Kommentare von Leserinnen und Lesern
Gelöscht.
29.11.2021 um 12:13 Uhr
1. Nicht zu fassen, noch verächtlicher geht's kaum. Warum läßt sie sich auf so einen gefühllosen Menschen ein?
2. Wozu? Um Hingabe zu üben? Müßte sie nicht wenigstens Lust dabei empfinden?
3. Aaah... verstehe! Ein starker Junge. :)
Drei zusammenhanglos wirkende Geschichten. Ein Napf. Drei ganz verschiedene Assoziationen um diesen Napf herum.
Alle Achtung. Den Bogen vom Abgestoßensein hin zum vergnügten Schmunzeln so zu spannen, daß sie den Leser ohne Gängelei und fast beiläufig mitschlendern läßt, ist hier sehr schön gelungen.
"FressnapfESSEN" der Begriff ist schon widersprüchlich an sich. Was unterscheidet Essen vom Fressen? Wer auf "Pet"-Spiele steht kommt vielleicht auf seine Kosten. Ein Fressnapf hat für mich leider keinerlei erotische Kodierung, so schafft es die Geschichte auch nicht, mir zu gefallen. Habe sie nicht mit Genuss gelesen. Allen Recht getan...!
Ich muss gestehen für mich hängt Part 1 an Part 2. Frage mich auch, ob dies nicht sogar so war. War mein Eindruck, könnte mich natürlich aber auch täuchen. Führt dann zu der Frage, ob die Besitzerin im 3. Part sich auch irgendwann zu langweilen beginnt. Der dritte Part war lustig, aber die ersten empfand ich als etwas unabgeschlossen. Ausserdem hätte ich sie noch verwoben. Auf eine direkte oder indirekte Art und Weise. Waren aber beide trotzdem gut gewesen. Eine Fortsetzung könnte genial werden.
Hier gehts mal um Innenansichten. Gefällt mir viel besser als so mancher Klamauktext hier. Nachvollziehbar geschrieben, fühlt sich sehr realistisch an, da weiß jemand, von was er schreibt. Gerne gelesen, danke!
Interessante Trilogie aus Ausschnitten, die sich um einen bestimmten Punkt oder passender gesagt, den Napf drehen.
Part 1 - Der Einstieg war bildgewaltig aber zugleich auch einen Tick verwirrend. Weil man erst ein paar Sätze braucht um herauszufiltern, wohin deine Beschreibung geht. Danach setzt du aber gekonnt auf die Charaktere oder zumindest auf die inneren Vorgänge des Doms, der von generverter Langeweile am Ende hin zu echter Abneigung übergeht. Was das Kopfkino mit der Frage anwirft, warum das geschieht oder warum er es nicht einfach beendet.
Part 2 - Der zweite Teil beginnt recht direkt und geht fließend in eine doch härtere/sadistische Spielweise über. Durch den Kontext der Geschichte bzw. die letzten beiden Sätze löst du das Ganze dann auf. Interessant fand ich hier deine Beschreibungen des "inneren Raumes" der Sub. Persönlich rutscht mir die Geschichte schon etwas in Richtung zu hart ab, aber wie gesagt, nur meine Meinung.
Part 3 - Im dritten Part gehst du meiner Meinung nach dann ins große Finale, zumindest fühlt es sich bei mir so an beim Lesen. Ich finde das Ende etwas seltsam, auch wenn ich die Thematik verstehe, dass nach der großen Peinlichkeit alles wurscht ist. Aber von Unerfahrung zu Alles-machen ist das nicht doch noch ein Sprung ?
Im Großen und Ganzen finde ich die Idee wie zu Anfang gesagt sehr interessant. Du bringst Ausschnitte ohne viel Erklärung, sodass der Leser viel mit dem Kopfkino arbeiten muss, um den Rest aufzufüllen. Das Konzept kenne ich aus Büchern wie "Auf die Länge kommt es an", Episodenfilmen wie "Four Rooms" und natürlich von den SZ-Übungen. Und ich muss sagen, du hast es gut rübergebracht
Zen gibt ja nichts, keine Antwort, keine Lehre, kein Heilsversprechen und bietet gerade darum Unendliches, darunter eine Freiheit durch das Fehlen der Beschränkungen einer Lehre, und so ermöglicht Zen dem Menschen, frei in sein Herz zu schauen und ich las, dass eine Sache nicht eine Sache sondern wie in diesen Stücken drei und mehr Sachen sein können und freute mich über intensive und tiefgehende Skizzen emotionaler Zustände aus verschiedenen Perspektiven.
Bin eine Weile nicht zum Lesen gekommen ... wenn die Geschichten mittlerweile so gut sind wie diese, habe ich wohl einiges verpasst.
Es sind ja eigentlich drei Geschichten und ich fand es beeindruckend, wie gut sich jemand in verschiedene Perspektiven versetzen kann. Eine gute Mischung, nicht von nur einfachem Spiel - Erniedrigung bis fast an die Grenzen, teils auch ein wenig rätselhaft und weniger erotisch.
Der Schreibstil gefällt mir sehr gut - passende Metaphern zu finden ist eine der besonderen Herausforderungen der Schreibkunst (finde ich) und die sind beeindruckend gut gelungen.
vielen Dank für 3 so derart unterschiedliche Geschichten, die alle das gleiche Thema hatten.
zu Part 1:
Du hast so wunderschöne Formulierungen und Metaphern genutzt, hast mit Worten die Situation geschildert, als würde man es wie im Film sehen. Aber ich empfand es als traurig, sehr traurig, wie er immer weniger Interesse an ihr zeigte, wie ihn nicht einmal ihr wackelnder Hintern anmachte. Sofort stand für mich die Frage im Raum: Wie lange wird es dieses Paar noch als Paar geben. Nichtsdesdotrotz hast Du mich in der Geschichte gehalten.
zu Part 2:
Ja, der Trotz, ist schon vielen Subbies zum Verhängnis geworden. Sie ist nun mal kein Ja Herr, nein Herr Püppchen - anscheinend ist er ein Herr, der so eine Widerspenstigkeit zu schätzen weiß. Auch diese Geschichte hat mir gefallen.
zu Part 3:
Grummel, grummel - wie kann er es wagen einfach aufzustehen und in Bad zu gehen. Gut, dass es der meinige nicht gewagt hat.
Ein an den Mund geführter Finger - mit der stummen Bitte sprechen zu dürfen in Richtung seiner Herrin wäre für mich die richtige Entscheidung gewesen. Aber so? Ich leibe dabei: Superschön geschrieben - aber für mich wäre es ein NoGo - wie kann er seine Herrin so blamieren?
Aber auch hier: Liebe Mai, Du verstehst Dein Handwerkszeug, verzauberst Deine Leser, nimmst sie mit. Ich iene Mai, war bis zum Ende bei Dir!