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Ich kann ja gehen, wenn ich will

Eine nebenberufliche Hostess trifft auf einen Kunden, der sie vom ersten Augenblick an auf besondere Art interessiert. Dem ersten Treffen folgt ein weiteres und auch dabei bleibt es nicht. Allerdings hat der Kunde ein außergewöhnliches Handicap.

Eine BDSM-Geschichte von Alexa.

  • Info: Veröffentlicht am 25.04.2021 in der Rubrik BDSM.

  • Urheberrecht: Veröffentlichung, Vervielfältigung oder Verwendung sind nicht erlaubt. Mehr.

Jo rief gegen Mittag in der Bank an. Ich war gerade dabei, Belegdaten einzutippen. Jo ist Medizinstudent. Ich kannte ihn von einem Begleitservice, bei dem ich seit beinah einem Jahr gelistet war. Ich stand auf.

»Warte«, sagte ich auf dem Weg aus dem Schalterraum.

Draußen war es kalt. Leichter Schnee fiel. Wir hatten einen dieser Wintertage, an denen man sich wünschte, bis zum Frühjahr durchzuschlafen.

»Was ist, Jo«, fragte ich.

»Gestern war einer da«, fing er an. »Guter Typ! Er hat sich für dich entschieden! Der Haken? Gleich heute! Kannst du um fünf?«

Jo war immer so einsilbig. Und manchmal dachte ich darüber nach, wie er wohl später als Arzt mit seinen Patienten reden würde. Ich überlegte. Meine Bürokleidung wirkte nicht allzu bieder, meine Haare hatte ich in der Früh gewaschen.

»Kein Problem, Jo«, sagte ich also.

»Gut, dann ...« Man hörte Jo die Erleichterung darüber an, eine Anfrage weniger auf dem Tisch zu haben. »Treffpunkt wie immer«, wies er mich noch an, bevor er auflegte.

 

Viertel vor fünf machte ich mich auf ins »Violini«. Dienstags war das Lokal nicht allzu voll. Mein angestammter Tisch war frei. Ein Zweiertisch am Fenster. Von hier besaß man den besten Überblick. Dennoch sah ich ihn nicht eintreten. Auf einmal stand er neben mir und zog den Mantel aus, während er mich begrüßte. Die silbernen Fäden in seinem Haar fielen mir als Erstes auf. Anscheinend war er um einiges älter als ich. Er nahm mir gegenüber Platz. Nicht, wie manche, die gleich ihren Stuhl neben einen ziehen. Wir unterhielten uns vielleicht eine Viertelstunde. Nichts Besonderes. Small-Talk! Irgendwann fragte er, ob ich Lust auf einen Spaziergang hätte.

»Natürlich«, sagte ich und dachte kurz an meine hohen Schuhe.

Er half mir in die Jacke. Und selbst jetzt schien ihm nicht aufzufallen, dass ich für einen winterlichen Spaziergang nicht gerade ideal gekleidet war. Wir gingen in den nahegelegenen Park. Dort stellte er eine Frage nach der anderen: wo ich herkomme, was meine Eltern von Beruf sind, oder was ich beruflich mache. Ich erzählte von meiner Arbeit bei der Bank. Und dass ich eigentlich aus Bielefeld stamme. Er witzelte über Bielefeld. Als Nächstes fragte ich ihn nach seinem Beruf.

»Arzt«, antwortete er knapp.

»Und was für ein Arzt?«

»Gynäkologe!«

Er blieb stehen und zog mich an sich. Unumwunden küsste er mich. Seltsam. Ich presste meine Lippen nicht wie sonst aufeinander. Schließlich fragte er, ob mir ein Ort in der Nähe einfiele, wo wir ungestört wären. Überrascht und mittlerweile zitternd sah ich ihn an. Eigentlich war das der Zeitpunkt, ins Restaurant, Theater, Kino, oder ins Hotel zu gehen. Ich überlegte. Der Botanische Garten war nicht weit. Ich nahm seine Hand und ging voraus. Wir betraten das große Gewächshaus. Diese Atmosphäre, die exotischen Pflanzen, die feucht geschwängerte Luft mochte ich schon immer, wegen der kalten Füße aber an diesen Tag ganz besonders. Glücklicherweise gab es kaum noch Leute. Hinter dem großen Glashaus lag eine Werkstatt. Das wusste ich von früheren Besuchen. Und auch, dass die Angestellten um diese Zeit bereits Feierabend hatten. Also zog ich ihn hinter die Palmwedel zum Eingang des Anbaus.

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Kommentare von Leserinnen und Lesern

hexlein

Autorin.

14.12.2022 um 10:24 Uhr

Liebe Alexa,

 

ganz schön vollgepackt ist Deine Geschichte.

 

Und nach dem Lesen der vorherigen Kommentare beschleicht mich noch mehr ein "komisches" Gefühl.

 

Ist sie wirklich eine Masochistin?

Ist sie wirklich eine Sub?

 

wenn sie eine Sub wäre, würde dann das ihm dienen, egal auf welche Weise, nicht Befriedigung verschaffen?

wenn sie eine Masochistin wäre, würde dann die Benutzung mit den Übergriffen, die stattfinden, nicht Befriedigung verschaffen?

 

für mich ist sie beides nicht. 

 

Ich lese eher die Geschichte einer Frau, die gelernt hat, dass sie nichts wert ist, dass andere immer einen höheren Stellenwert haben werden, als sie selbst.

Durch dieses fehlende Selbstwertgefühl glaubt sie genau das verdient zu haben, was sie nun bekommt. Hinnehmen zu müssen, was ihr gegeben wird, denn mehr kann sie ja nicht erwarten.

Sie wird auch nicht gehen.

Deshalb ist für mich der Titel auch nicht so passend.

 

Deine Zeitsprünge sind Dir gerne verziehen. Bin ich selbst doch auch immer wieder in den verschiedensten Zeiten unterwegs. 

 

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Gelöscht.

13.12.2022 um 13:58 Uhr

Die Erfüllung von Sehnsüchten und Wünschen? Liebe? Befriedigender Sex? Von allem ein bisschen, imgrunde aber nichts davon. Selbstsucht, Unachtsamkeit, Verletzung u.v.m. Das ist alles. Menschen werden benutzt, um andere zu quälen. Selbst um den Preis, dass die eigenen Bedürfnisse und sogar man selbst auf der Strecke bleibt. Meine Meinung: gut, wenn solchen Egomanen Kinder verwehrt bleiben. Ansonsten: sie hätten sich verdient gehabt. So bezahlen Unschuldige deren Rechnung.

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Queeny

Förderer.

24.11.2021 um 19:56 Uhr

Eine interessante Geschichte, die jedoch nicht ganz meinem Geschmack trifft. Sie ist gut beschrieben und geschrieben, Danke das ich diese Geschichte lesen durfte.

 

QUEENY

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Fremde Angst

Autor.

20.11.2021 um 15:34 Uhr

Hallo Alexa,

 

eine Kurzgeschichte wäre gut mit einem der von Dir angeschnittenen Themen ausgekommen, wie schon Lanika ausgeführt hat.

 

Höhepunkt, Wendepunkt, Plotpunkt - allen voran der Mittelpunkt. Das hat etwas mit dem Spannungsbogen zu tun, aber auch mit der Richtung, in der sich eine Geschichte entwickelt, und mit der Stimmung.

Handelt eine Geschichte von einem Gang zum Eiswagen, dann ist der mittlere Höhepunkt der Moment, in dem Subbie das Eis in die Hand gedrückt bekommt. Vorher wird evtl. angekündigt, dass es gleich Eis gibt, Subbie freut sich schon drauf, die Spannung steigt - gibt es auch Erdbeere? - und das Essen des Eises ist nach Verpuffen der Spannung schnell erzählt und führt zum Ende.

 

Das wäre jetzt mal der klassische Dreiakter mit Einleitung, Hauptteil und Schluss. Für umfangreichere Geschichten gibt es auch ausführlichere Planungsmodelle.

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Gelöscht.

19.11.2021 um 15:02 Uhr

Ich habe die Geschichte jetzt ein zweites mal gelesen. Dann habe ich die Kommentare gelesen. Da ich bis heute wesentlich mehr Geschichten gelesen habe als zum damaligen Zeitpunkt, drängt sich mir noch ein anderer Aspekt auf. Viele Geschichten strotzen nur so von erfülltem, bestmöglichem BDSM-Sex. Dabei finde ich die unterschwelligen Konflikte oft viel interessanter. Sie werden wahrscheinlich auch noch viel zahlreicher sein als diese "Friede,Freude,Eierkuchen"- Beziehungen. Erwartungen, egal welcher Art, ändern sich im Laufe der Zeit. Erkenntnis ist nicht von Anfang an vorhanden. Das Leben ist ein dynamischer Vorgang. Gemeinsame Nenner zu finden bleibt der "Idealfall" Was ist aber das Gegenteil davon? In ungünstigstem Fall kommt nur noch einmal die "Spusi". Ich will keines Falls als kleingläubiger Moralist erscheinen. In einer anderen Geschichte, hier auf dieser Seite, ging es um einen 18 jährigen Jugendlichen, welcher die Darstellungen in zig Filmen falsch interpretiert hat. Wenn der `starke Mann` nur forsch und zielstrebig genug sein Ziel verfolgt, kann der Erfolg nicht ausbleiben. Nach erster, kurzer, inkonsequenter Gegenwehr ergab sie sich schnell und erwiderte den erzwungenen Kuss bereitwillig. Die Frage nach Masochismus oder Devotheit ist hier, glaube ich, zu früh gestellt. In den wohlwollenden positiven Findungsprozessen spielt das dann sicher eine Rolle. Aber was ist mit dem Rest? Diese Wirrungen sind klar unterrepräsentiert. Und da keine Geschichten mit positiver, erotischer Ausstrahlung zu erwarten sind, wird das auch so bleiben. Um so höher bewerte ich die literarische Auseinandersetzung mit diesem schwierigen Thema. Danke, auch wenn die Geschichte in diesem Sinne nicht "schön" ist. Sie ist bewegend.

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20.08.2021 um 22:03 Uhr

gut geschrieben

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Alexa

Profil unsichtbar.

04.07.2021 um 14:59 Uhr

Hallo Miamore und Sccotyy,

danke Euch. Das ist sehr lieb. In der Tat kenne ich mich im Grunde mit submissiven Gefühlslagen nicht wirklich aus. Aber wenn es stimmt, dass eine solche auf einige Menschen erotisierend wirkt, dann muss ja auch was dran sein, dass irgendwo in jemandem, auf den dies zutrifft, eine Sehnsucht nach dem "Dienen" liegt. Zugegeben: "Dienen" ist ein altmodisches Wort.

Aber in diesem Zusammenhang fällt mir meine Großmutter ein. Sie hat lebenslang gedient. Dem Dominus an ihrer Seite, den man früher Patriarch nannte. Doch sie hinterließ den Eindruck, sie sei bis ins hohe Alter verliebt in ihren "Egozentriker" gewesen.

Kann es sein, dass, würde sie heute leben, Eurer Community beitreten würde?

Herzlichst

Alexa

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Gelöscht.

31.05.2021 um 11:58 Uhr

Hallo Alexa,

 

auf dem Niveau von den anderen Kommentaren kann ich nicht mitreiten, ich komm da nicht mal aufs Pferd. Ich will dir trotzdem sagen, dass mir deine Geschichte gefallen hat. Einmal wegen der melancholischen Stimmung. Und auch wegen dem "im Dienst kann Ehre liegen", wie Scooty gesagt hat. Das halte ich für Submissive gar nicht mal unwichtig.

 

Mia

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20.05.2021 um 00:52 Uhr

Auch im Dienst kann Ehre liegen, wenn es gewollt ist.

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dienerin

Autorin. Förderer.

19.05.2021 um 20:45 Uhr

Alexa

 

Sizila Luber Schade, dass es mir nicht gelungen ist, Dich für die Geschichte zu erwärmen. Aber so ist es beim Schreiben man kann nicht erwarten, von allen verstanden zu werden. Dennoch will ich mich mit dieser Einsicht nicht zurücklehnen. Ich werde mich bemühen, Deine Kritikpunkte bei der nächsten Geschichte im Auge zu behalten. Versprechen kann ich jedoch nichts.

 

Danke, dass Du geantwortet hast!

 

dienerin Danke für den Dank. Und ja, sie ist nicht ganz glücklich. Aber vergiss nicht! Sie ist allem Anschein nach doch eine Masochistin. Unter dem Aspekt ... Sieht die Sache da nicht ganz so einfach aus?

 

Schlaf gut, Dienerin.

Danke Alexa

Mein auch unter den Aspekt sieht es für mich nicht anders aus. 

Auch aus Masochistin möchte ich nicht menschenverachtend vorgeführt werden.  So empfinde ich es, wenn mir die Ex vor die Nase gehalten wird. Etwas hart formuliert vielleicht.

 

Aber wenn du Masochismus so siehst,...

Ok

 

Dienerin

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