Das kann doch nicht so schwer sein! Warum gelingt es mir nicht, meinem Herrn zu schreiben, dass ich keinen Bock auf einen Waldlauf habe - ohne ihn zu erzürnen? Ich verfluche ihn, wegen der Zwickmühle, in die er mich bringt. Normalerweise fragt er so etwas gar nicht. Was hat ihn da nur geritten?
Diese kurze Nachricht im Messenger von meinem Herrn lässt mich erröten. Habe ich mir doch für heute vorgenommen, einmal so rein gar nichts zu machen. Mich einfach mit einer Flasche Cola und einer Tüte Chips vor den Fernseher zu setzen und mir die blödeste Sendung anzuschauen, die heute läuft. Einfach mal, hm, wie soll ich das nennen, »rumfläzen« wäre, glaube ich, das passende Wort dafür. Denn mein Herr ist auf Dienstreise und ich war in den letzten Tagen eh schon ein wenig nachlässig mit mir. Nicht rasiert, keinen Sport gemacht. Keinen Antrieb dazu. Aber, wenn ich ihm das, was ich tatsächlich vorgehabt habe, jetzt schreibe, dann weiß ich genau die Konsequenz dafür. Denn normalerweise wäre heute auf meinem Trainingsprogramm ein Waldlauf gestanden. Mein Herr hat ja auch nicht unrecht damit, dass er mir dieses Sportprogramm verordnet hat. Sogar jede zweite Woche bezahlt er eine Stunde mit einem Personal Coach. Jemanden, der mich dazu bringt, meinen inneren kleinen Schweinehund davon zu überzeugen, dass er gefälligst in seiner Hütte bleibt. Okay, das gelingt auch schon besser, aber gerade eben diese Woche nicht. Ich weiß auch genau, warum. Ich kann es gar nicht so richtig beschreiben. Diese Phasen kommen und gehen auch wieder. Mal sind sie stärker und manchmal kurz und richtig heftig. So wie jetzt. Früher habe ich das »chronische Unlust« genannt. Doch das ist es nicht. In diesen Zeiträumen bin ich nicht ich selbst.
Ja, dieser innere Kampf, das Ringen um die richtigen Worte, das kann einen schon manchmal echt zum Verzweifeln bringen. Besonders dann, wenn der innere Schweinehund dazu beiträgt.
Ich fand es gut, wie Du diese Zerrissenheit eingefangen hast. Wahrscheinlich hat eine ähnliche Situation jede(r) von uns schon erlebt, kann sie nachvollziehen, kann mit leiden, mit überlegen, wie man denn nun die richtige Ausdrucksweise findet.
Das ach so "normale", alltägliche Ende kam wirklich abrupt und überraschend. Aber so ist es im wirklichen Leben halt.
Danke für kurze intensive Zeilen, die ich gern gelesen habe.
oh ja, der innere kanpf ist der schwerste. sei es bei der motivation zum sport oder bei der wahl einer passenden formulierung. und überhaupt das anfangen, das sch… anfangen. super gut rübergebracht und mit jedem satz ein ganzes universum an gedankenfetzen eröffnet, bis zum lakonischen ende: viel lärm um nichts!? sehr gelungen!