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Jogginghosen

Sie starrt mich an, erst fragend, dann fassungslos und schließlich wütend. »Wie bitte?« Ich erhalte zwei Ohrfeigen, diesmal etwas stärker, spüre den Hacken ihres Stiefels auf meinem linken Fuß, der zudrückt. »Ich komme hierher, um einen Kaffee zu trinken und es gibt keinen Kaffee? Bist du komplett verblödet?«

Eine BDSM-Geschichte von Robert S.

  • Info: Veröffentlicht am 18.01.2025 in der Rubrik BDSM.

  • Urheberrecht: Veröffentlichung, Vervielfältigung oder Verwendung sind nicht erlaubt. Mehr.

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Bild: Schattenzeilen, Midjourney

 

Ich sitze auf meinem Fahrrad und denke an die Worte des berühmten Schneidermeisters, während mir die schlabberigen Hosenbeine um die Waden schlagen.

Wer Jogginghosen trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren, sagte er.

Der Schneidermeister ist tot, seine Worte leben. Ich sehe in Gedanken das unscheinbare Männlein vor mir, das er vor Beginn seiner Karriere war, und dann diese beeindruckende Kunstfigur, die er aus sich gemacht hatte und bei der alles, bis ins letzte Detail, stimmte.

Bei mir stimmt nichts. Ich radle auf der Straße entlang und habe noch fünf Minuten. Hat da eben jemand hinter mir her geschaut? Vielleicht liegt es an der lustigen Pudelmütze mit Bommel, die ich auf dem Kopf trage, so ein Ding, das sich manchmal junge Frauen auf den Kopf setzen, um niedlich zu wirken.

Wenn mich Leute in diesem Aufzug auf meinem Fahrrad sehen, müssen sie glauben, dass ich nicht richtig ticke. Ich habe meine Operettenschuhe an, schwarz, glänzend, geputzt. Als ich mich vor einigen Minuten eilig anzog und zum Fahrrad eilte, habe ich über mein Schuhwerk nicht nachgedacht. Joggingtreter schienen mir nicht angemessen. Mehr dachte ich in der Kürze der Zeit nicht. Vor ein paar Tagen war ich mit meinen feinen Schuhen im Theater und jetzt nehme ich sie zum Radfahren. Sie passen zur Jogginghose wie saurer Hering zu Milchreis.

Da vorn muss ich links rum.

Ich habe noch vier Minuten. Kalt ist es, deshalb habe ich die Jogginghosen aus dem dicken Stoff angezogen. Sie sind ein wenig zu kurz. Dazu trage ich meine gefütterte, etwas längere Winterjacke.

Ich halte die Hand raus, muss zwei Autos abwarten, biege ab. Die Zeit passt, Pünktlichkeit ist wichtig, auch in leichten Stresssituationen.

Ein feuriger Schrecken durchzuckt mich. Mist, ich habe den Kaffee vergessen! Wie kann ich das noch regeln? Schaffe ich es, in drei Minuten zurückzufahren, Kaffee zu kochen und dann bis zum Parkplatz zu radeln? Keine Chance. Ist ein Imbiss in der Nähe? Nein. Das Versäumnis kann ich nicht mehr geraderücken.

Hoffentlich sieht mich niemand, den ich kenne. Die Straße steigt leicht an. Ich radle mit einem Gesichtsausdruck, der Eile ausdrücken soll. Nicht ungewöhnlich will ich wirken, eine selbstverständliche Erscheinung will ich sein wie ein Radfahrer unter vielen, trotz meiner ungewöhnlichen Kleidung. Ich rede mir beruhigend zu. Manchmal zieht man sich schnell etwas über, wenn die Zeit drängt, achtet nicht zu sehr auf sein Äußeres. Vielleicht gab es einen Anruf, während ich unter der Dusche stand, etwas Wichtiges zwang mich, schnell die Jogginghose anzuziehen, die Jacke. Es sieht ja niemand, dass ich nichts drunter trage.

Noch zwei Minuten. Dort vorn ist das Gewerbegebiet, der Parkplatz. Mittags ist hier niemand. Die Leute stellen früh ihre Fahrzeuge ab, gehen arbeiten, kommen am Abend wieder und fahren nach Hause.

Am hinteren Rand des Parkplatzes, neben einer Hecke, stelle ich mein Fahrrad ab. Ich warte, drei Minuten, sieben Minuten. Vielleicht hätte ich doch noch die Zeit gehabt, einen Kaffee zu kochen, in meine Thermoskanne zu füllen und mitzubringen.

Ich schaue zur Straße. Einer dieser schrecklichen SUVs biegt auf den Parkplatz, fährt langsam neben mich, hält.

Sie steigt aus, kommt um das Fahrzeug herum. »Sag mal, wie siehst du denn aus!« Sie spricht betont langsam, schaut mich voller Unverständnis an, während sie mich in den kurzen Pausen zwischen jedem Wort ohrfeigt. »So traust du dich hierher?«

Gespannt darauf, wie es weitergeht?

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Kommentare von Leserinnen und Lesern

Devana

Autorin. Korrektorin. Teammitglied.

21.01.2025 um 16:06 Uhr

Robert S

Köstlich, dein Bild Devana, ich vermute, dass du das warst. Genau das ist er, mein Protagonist.

Ja, das Bild habe ich erstellt. Freut mich, dass es gefällt! Wenn man auf Bildern Personen darstellt, kann es immer geschehen, dass es nicht der Vorstellung des Autors entspricht. Schön, dass es hier nicht der Fall zu sein scheint.

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Schwarze Rute

Autor.

20.01.2025 um 08:23 Uhr

Meine Güte, das möchte man nicht erleben. Für mich wäre es zuviel, trotzdem eine gute Geschichte, die mir sehr gefallen hat. Welche Grenze hat Devotion, und ab wann ist es schädlich? Das muss wohl jeder für sich selbst entscheiden, hier ist mein Empfinden, dass es irgendwie ungesund ist.

Zu diesem Beitrag im Forum.

Robert S

Autor.

19.01.2025 um 20:26 Uhr

Köstlich, dein Bild Devana, ich vermute, dass du das warst. Genau das ist er, mein Protagonist.

Ich möchte eigene Geschichten nicht kommentieren, aber die im Forum gelesene Diskussion über Klischees in Geschichten in Bezug auf typisches Verhalten submissiver oder dominanter Menschen, ob nun Mann oder Frau, hat beim Entwurf meines Textes eine Rolle gespielt. Kann ein Mensch, der sich für eine Session wie ein Clown kleidet, sich in ziemlich unerotischen SM-Praktiken lächerlich macht und erniedrigt, dazu die Gefahr auf sich nimmt, von einer der etwa 3 Millionen deutschen Überwachungskameras gefilmt zu werden, dennoch intelligent sein oder/und sympathisch dargestellt werden? Ich weiß es nicht.

In diesem Zusammenhang danke ich für Eure bisherigen Kommentare, Naira, Lonely in the prairie, poet, sklave thorsten und Obscurius Optissimus.

Unabhängig von der Fragestellung war das eine ganz normale Femdom-Geschichte, nur etwas anders als meine anderen.

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poet

Autor. Förderer.

19.01.2025 um 17:09 Uhr

Gut geschrieben, inhaltlich nicht mein Ding.

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18.01.2025 um 20:02 Uhr

Der Anfang der Geschichte hat sich gut gelesen . Aber für mich ging es dann steil bergab . Zunächst einmal das Auto bashing. Warum ist ein SUV bitte schrecklich? 

Die eigentliche Session erinnert mich an die vielen Möchtegern Dominas die im Internet ihr Unwesen treiben. 

Klar ist alles Geschmacksache aber solche Sachen und dann auch noch öffentlich sind meiner Ansicht einfach nur peinlich.

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18.01.2025 um 12:27 Uhr

Überhaupt nicht meine Spielwiese, schon gar nicht einpinkeln in der Öffentlichkeit. Aber ich schau ja trotzdem gern auch mal in den Kopf der Männer-Subs und freue mich, wenn da mehr Gedanken drin sind als immer nur  an das eine. Da war deine Fantasie mal richtig erfrischend. 👍🏻Die Geschichte ist auch wirklich gut geschrieben, manchmal habe ich sogar lachen müssen... vor allem über das Outfit und die hilflos ehrlichen Antworten des Mannes, einmal aber auch über mich selber, weil ich statt "Hunderteuroschein" erst "Hunde-Retourschein" gelesen habe und nicht wusste, was das sein soll und warum. 😁

 

Deine Geschichte hat mich gut unterhalten. Vielen Dank!

 

Grüße

Naira

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18.01.2025 um 05:04 Uhr

Hallo Robert S,

 

als ich die Ankündigung einer neuen Geschichte gelesen hatte, war ich sehr neugierig und voller Freude darüber.

 

Ich fand den Anfang sehr gelungen. Du hast den Mann auf dem Rad in seiner Jogginghose und Pudelmütze für Mädchen, super dargestellt und es war spannend, weiter zu lesen.

Man wusste nicht was passiert.

 

Ja die Szene wechselte dann auf den Parkplatz und wie Obscurius Optissimus schon sagte, erinnert es sehr an ein "Chash & go"

Ich fand den Wechsel sehr gelungen und erst da verstand man, warum der Mann in so einer Aufmachung auf dem Rad fährt.

Was ich lustig fand, war der Moment als mir klar wurde, daß er nackt unter der Jacke war.

 

Ich empfand auch die Machtdemonstration sehr deutlich. Sie elegant gekleidet,  großer SUV, er auf den Fahrrad und irgendwie lustig gekleidet, dazu die eingenässte Hose.

 

Das ist auch was mich nicht angesprochen hat, da die Frau überhaupt nicht emphatisch reagiert hatte als er nicht Pippi machen konnte. Auch die Situation mit den Klammern als sie die zurück haben wollte und dann aber doch erst ab machen sollte wenn er alles andere erledigt hatte. Das verwirrte mich.

 

Dennoch habe ich die Geschichte sehr gerne gelesen und bin dankbar über diese neue Geschichte.

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Obscurius Optissimus

Autor. Förderer.

18.01.2025 um 00:46 Uhr

geändert am 18.01.2025 um 00:49 Uhr

Hallo Robert S,

 

Nach der Ankündigung für diese Geschichte, habe ich mich einige Tage darauf gefreut, sie zu lesen.   

 

Der Einstieg hat mir richtig gut gefallen. Da war eine Spannung beim Lesen, weil die Situation unklar war und sich nach und nach erschlossen hat. Da hatte ich offene Fragen, was mich voll in den Text gezogen hat.

 

Der Übergang auf dem Parkplatz kam sehr abrupt. Da war noch keine Stimmung und trotzdem ging es voll los. Das ist interessant, weil ich mich beim Lesen dadurch ähnlich vor den Kopf gestoßen fühlte, wie vermutlich der Protagonist. Also quasi aus heiterem Himmel ins Geschehen gestürzt. Das ist also entweder ein glücklicher Zufall oder sehr clever.

 

Ich glaube, ich muss einen neuen Begriff erfinden, um die darauffolgende Session zu beschreiben. Dieser "dreckige SM", bei dem nicht nur Außenstehende, sondern auch die Beteiligten sich fragen, ob das noch gefällt. Rücksichtslos, hart und wenig Empathie (zumindest an der Oberfläche)

Ich fand das tatsächlich extrem geil. Wie sie ihn beleidigt, schickaniert, demütigt.

Ich musste an Chash-and-Go denken. Wobei sie ja noch erstaunlich viel obendrauf gesetzt hat.

 

Ich glaube, die Szene hätte mir noch etwas besser gefallen, wenn du bei den Beschreibungen etwas expliziter geworden wärst. Also statt "gibt Ohrfeige/Backpfeife" etwas ausführlicher " mit der Hand, ins Gesicht trifft" mit etwaigen Ausschmückungen.

Ich habe immer das Gefühl, dass man die Bezeichnungen eher überliest. Die Beschreibungen machen das Bild lebendiger.

 

Über den Schluss muss ich noch etwas nachdenken. Ich glaube, dass da etwas drin steckt, was ich noch nicht ganz erfassen könnte. Vielleicht komme ich noch drauf.

 

Ich bin jedenfalls sehr froh, dass du diese Geschichte hier veröffentlicht hast. Ich werde sie bestimmt noch ein paar Mal lesen. Danke dafür.

 

Edit: Entschuldige, natürlich ist dein Name Robert S

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