Er führt sie in ein verlassenes Bunkersystem, kettet sie dort nackt an und hinterlässt ihr einen in Eis eingefrorenen Schlüssel zur Befreiung.
Ein Tunnelspiel also im wörtlichen und im übertragenen Sinn. Die Gestalten bleiben namenlos. Die Szenerie ist nichts für klaustrophobe Menschen. So kalt der Tunnel, so ist auch die Erzählweise temperiert. Inhalt und Form sind aufeinander abgestimmt.
Was treibt die weibliche Person um? „Vorfreude mit der Kälte und trostlosen Dunkelheit dieses Ortes.“ Eine seltsame Legierung ist das, die ich persönlich schwer nachvollziehen kann. Desto stärker wuchs meine Erwartung, was die Geschichte hergibt.
Was treibt ihn um? Tja. Jetzt wird’s noch dunkler. Man darf spekulieren. Er lässt sie allein zurück, erwartet aber, dass sie sich befreien kann und den Weg in der Dunkelheit zurückfindet. So sind Tunnelspiele nun mal. Auch der aktive Part, der sonst so aufpasst, gibt die Kontrolle ab. Eher untypisch für alle „Doms“, die in den meisten Geschichten hier aufleben.
Nach meiner persönlichen Auffassung sind üblicherweise die „Passiven“ die mutigeren in der bdsm-Konstellation, weil sie sich anvertrauen (nicht nur wollen, sondern auch können). Die Aktiven brauchen die Kontrolle, und vielleicht partizipieren sie stellvertretend vom reichen Urvertrauen ihrer Subs. Dominante sind „Gefühls-Symbionten“ .
Gerade das ist bei Tunnelspielen ausgehebelt. Auch der Aktive muss dann vertrauen: in einen Vorgang, in ein Gerät, ins Schicksal, in … irgendwas nicht mehr Beeinflussbares. Einmal in Gang gesetzt lässt es sich nicht abbrechen.
Entweder viel Vertrauen oder Naivität; beides tuts. Ich kann mir nur vorstellen, dass so etwas nur Aktive inszenieren, die bislang unfallfrei durch's Leben gehen und meinen unangreifbar zu sein. Oder im Gegenteil aus einem Wiederholungszwang heraus. Beides sind keine Vertrauenspersonen. Wenn nicht einmal die Selbstkontrolle intakt ist, ...
Aber egal, geht ja nicht um mich; und führt nur weg von der Geschichte. Will auch niemanden in eine Ecke stellen.
Eine interessante Geschichte, die sich stark von vielen anderen abhebt. Nichts zur Erbauung, aber anregend