Das perfekte Nikolausgeschenk hätte es werden können, wäre alles so gekommen, wie sie es organisiert hatte. Es gab keinen Anlass zu dem Glauben, dass dieser Abend nicht so funktionieren würde, wie sie ihn bestellt hatte. Doch dann begegnet ihr der Nikolaus. Und mit ihm das Leben. Nämlich ihr eigenes.
Ein wenig nervös bin ich schon, seitdem ich nach Einbruch der Dunkelheit hier in meinem Sessel vor dem Fenster sitze. Ein still vor sich hin dampfender Tee steht vor mir, aufgrund der Hitze noch unberührt. Draußen versinkt die Welt gerade unter einer weißen Decke, ich kann mich nicht erinnern, wann das letzte Mal so früh Schnee in solcher Menge gefallen ist. Ebenso kann ich mich nicht zurückbesinnen, wann ich die Zeit um Weihnachten herum allein ohne Partner verbracht hätte. Nicht, dass ich zimperlich dabei wäre, das eine oder andere Mal meinen Gespielen auszutauschen, aber so kurz vor Weihnachten werde selbst ich ein wenig sentimental. Sehr unklug von mir, Paul vor ein paar Tagen gesagt zu haben, dass er mich langweilt und es besser sei, wenn er so schnell wie möglich verschwinde.
So, nun wissen Sie´s, das ist der Grund, warum ich ausgerechnet heute, einem Samstagabend am fünften Dezember, dem Nikolausabend, meinen Tee allein trinke und den weißen Flocken beim Herabfallen zuschaue. Zu zweit vor dem Kamin zu lümmeln wäre jetzt angesagt, mit einem Glas Champagner und dem festen Vorsatz, einige Stunden später nicht ohne den einen oder anderen Orgasmus zu gehen. Das war eine Spezialität Pauls, so sehr er mich sonst auch langweilte. Nun gut, spätestens nach den Feiertagen würde er durch einen anderen seiner Art ersetzt werden.
Es gibt allerdings noch einen anderen Grund, warum ich hier an einem der Vorderfenster meines Hauses sitze und nach draußen starre, und das hat mit der Überraschung zu tun, die ich mir mangels anderer Gesellschaft heute Abend gönnen werde. Doch so sehr ich die langsam zuschneiende Einfahrt fixiere, meine Überraschung scheint sich erheblich zu verspäten.
Melde dich bitte an.