Eva war das Gegenteil der Fee, von der Adam träumte, und Adam war alles andere als der Krieger, den Eva sich wünschte. Aber vielleicht konnten sie gerade deswegen einander vertrauen und gut miteinander reden. Doch was an diesem Tag geschah, hatte es nie zuvor gegeben.
Es waren einmal ein junger Mann und eine junge Frau, beide Mitte zwanzig, nennen wir sie einfach mal Adam und Eva. Adam war Student und ziemlich unbeholfen, was Frauen betraf und daher schon seit Jahren solo. Fast jeden Abend befriedigte er sich selbst vor dem Fernseher, in dem damals ab Elf schwachsinnige Sexfilme liefen, und ging dann traurig ins Bett. Eva war das vollkommene Gegenteil. Sie hatte die krassesten Typen, Skinheads und Rocker, aber meist nur kurz, denn das lief nie gut ab. Für sie war Sex eine Art von Kampf. Entsprechend wild trat sie auf, Afro-Mähne, Cowboy-Stiefel und schwarze Lederjacke, und schockte ihre Umgebung durch freizügige Reden - am liebsten auf spießigen Familienfeiern.
Eva war vor Jahren die Freundin eines Kumpels von Adam gewesen, bevor der Schluss machte, weil er meinte, sie wäre verrückt. Seitdem trafen sich Adam und Eva gelegentlich, gingen was essen oder trinken, und redeten. Eva liebte es, von ihren Abenteuern zu erzählen, und Adam hörte fasziniert zu. Manchmal war Eva ganz durcheinander von ihren chaotischen Affären, und dann tat es ihr gut, wenn Adam ihr einfach zuhörte. Umgekehrt konnte Adam von seinen meist unglücklichen Versuchen berichten, eine Freundin zu finden, und Eva versuchte ihn zu beraten. Im Grunde waren beide einsam, obwohl sie einen ganz verschiedenen Ausdruck dafür fanden, und das machte sie zu Freunden, fast zu Geschwistern, obwohl sie so verschieden waren. Es war ihnen klar, dass sie nie ein Paar werden konnten, denn Eva war das Gegenteil der Fee, von der Adam träumte, und Adam war alles andere als der Krieger, den Eva sich wünschte. Aber vielleicht konnten sie gerade deswegen einander vertrauen und gut miteinander reden.
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