Wie unwirklich, wie pervers das alles ist. Sich wildfremden Personen hinzugeben, ohne sie je zu sehen. Es kann gefährlich sein, sie könnte einmal an die falsche Person geraten. Und trotzdem macht sie es jeden Freitag wieder. Was sie wohl diesmal erwartet?
"Zimmer Nummer 37, bitte." Das Mädchen lächelt den Concierge an.
"Luisa Ruffato?"
"Ja genau", lächelt sie, als er ihr den Schlüssel reicht.
"Voilà, madame", sagt der Concierge und versucht, sie nicht allzu offensichtlich anzustarren. Obwohl sie eher businesslike-streng gekleidet ist, beinahe schon konservativ, zumindest für ihr Alter, welches er auf knapp dreißig schätzt, ist sie doch sehr nett anzuschauen. Ziemlich groß, so um die 1,75 Meter. Lange, kastanienbraune Locken umrahmen ein hübsches Gesicht mit großen, dunklen Augen, schmalen Wangen und vollen Lippen. Einzig die Nase passt nicht ganz, die ist etwas schief und auch ein wenig zu lang. Aber genau diese Nase verleiht ihr das gewisse Extra, bewirkt, dass die Leute ihr einen zweiten Blick zuwerfen, wenn sie auf der Straße an ihr vorbei gehen oder wenn sie in einer Bar am Tresen lehnt und ein Glas Wein trinkt.
"Danke. Oh, und ich möchte nicht gestört werden bis Morgen früh um zehn."
"Sehr wohl, die Dame, ich wünsche einen schönen Abend."
"Danke, den wünsche ich Ihnen auch."
Der Concierge schaut ihr nach, als sie die Lobby durchquert und die Tür zur Bar aufstößt. Nette Beine und ein strammer Hintern, denkt er noch, bevor der nächste Gast seine Aufmerksamkeit in Anspruch nimmt. Wohl ein Escort-Mädchen, aber so lange die diskret sind und sich nicht in der Bar oder der Lobby an die Gäste heranmacht, ist ihm das einigermaßen egal.
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