Sturzbäche an Tränen laufen über ihre Wangen. Tränen, die in den langen Wochen ohne ihn ungeweint blieben, weil sie ja so stark sein muss für die Anderen, die nicht wissen dürfen, dass sie so ist, wie sie ist.
Lange war er wieder im Ausland. ER hatte nicht immer Internetanschluss, und auch das Handy funktionierte nicht immer so, wie SIE sich das gewünscht hätte.
Aber nun, da ist er wieder da. Sie holt ihn ab am Flughafen und still und mit gesenktem Kopf steht sie in der Menge und wartet, bis er aus der Zollabfertigung kommt. Mit schnellen Schritten eilt er auf sie zu. Ein Lächeln umspielt seine Mundwinkel. Er freut sich wirklich, sie hier in der Ankunftshalle stehen zu sehen, denn auch er hat sie vermisst. Sie lässt sich von ihm in die Arme nehmen und erwidert seine Umarmung zärtlich und sehr genießerisch. Auch sie lächelt und Tränen der Freude stehen in ihren Augen. Sie hat ihn so sehr vermisst. Sie war nicht mehr ganz da. Oft hingen ihre Gedanken bei ihm, und sie konnte ihrer Arbeit nicht mehr konzentriert nachgehen. Doch nicht nur Sehnsucht liegt in ihrem Blick. Da ist noch etwas anderes, etwas, dass die Tränen vor seinem Blick verbergen.
Was mich an dieser Geschichte so berührt, ist die Art, wie er es schafft, sie aus ihrem wütenden, aufgeladenen Zustand zu befreien. Quasi eine Art Verwandlung von Wut/Verzweiflung zu Erregung. Auch die Hintergründe der Protagonistin, das immer sich verstellen zu müssen, niemals sein zu können, wie man wirklich ist, macht mich nachdenklich. Es ist schwierig und anstrengend auf Dauer so etwas durchzuhalten. Vielleicht sogar unmöglich für sie immer stark zu sein und sich nichts anmerken zu lassen.
Wir spielen unsere Rollen - als zuverlässige Mitarbeiter, verständnisvolle Eltern, freundliche Nachbarn, interessierte Zuschauer - gehorsame Sub. Manche Rollen kosten viel Kraft. Und wo bin ich mir am nächsten?
Manchmal finden wir einen, der im gleichen Stück spielt, da schmerzt Enttäuschung am meisten. Wessen Unvermögen? Wessen Schuld? Nicht so wichtig, solange das Stück weitergeht.
Eine Geschichte, die sehr gut ist,aber auch berührt. Man merkt, dass sie trauert, weil er weiter weg ist, selten da ist. Sie ist wütend, traurig und enttäuscht. Er spürt und weiß es. Doch noch immer wendet er sich dem Handy zu. Für mich ist das Ende auf zwei arten zu verstehen. Vielleicht reden sie nach der "strafe" miteinander und finden Lösungen, geht es jedoch so weiter ohne Kimmunikation, sehe ich eher kein Happy End.
Eine wirklich sehr emotionale Beschreibung von Gefühlen, die sich leicht nachvollziehen lassen. Den Grund für ihre Aufgebrachtheit kann man spüren, die Art, mit der er sie (er)löst ebenso. Toll geschrieben!
Ich konnte ihre Wut gut nachvollziehen und manchmal fehlen einem die richtigen Worte oder überhaupt Worte um seine Gemütslage auszudrücken. Nein, ich möchte damit nicht sagen, das Schläge in Ordnung sind, eine heftig zugeknallte Tür hätte es vermutlich auch getan. Aber ich konnte auch herauslesen, dass er wusste, wie er an sie heran kommt und der letzte Absagt sagte mehr über ihn aus, als alles andere. Wir müssen reden, normal und in einem ruhigen Ton. Ja - reden ist so wichtig, nur was soll man tun, wenn einem die passenden Worte fehlen oder man dich dem Moment nicht ausdrücken kann?
Danke für Deine sehr berührende und nachvollziehbare Erzählung, die sehr spannend und voller Emotionen geschrieben wurde. Toll gemacht!
Beim Lesen spürt man, dass dieses Erlebnis von irgendwo tief drinnen kommt.
Ihre starke Aufgewühltheit lässt Du den Leser sehr gut spüren - man möchte SIE eigentlich in den Arm nehmen. Trotz all düsterem Realismus ist das Ende durchaus anregend - oder vielleicht gerade deswegen?