Mir ist schlecht. Was mache ich hier? Ich verfluche mich, weil ich mich habe überreden lassen. Mich zur Verfügung zu stellen, fremden Menschen, denen ich noch nie vorher begegnet bin. Die mich ungestraft entwürdigen können. Ich weiß nicht, ob ich das ertragen kann.
Ich stehe vor der fremden Wohnungstür und mir ist schlecht. Was mache ich hier? Welcher Teufel hat mich geritten, mich darauf einzulassen? Ich kann mich nicht überwinden, an der Türglocke zu läuten. Aber auch nicht, einfach auf dem Absatz umzudrehen und zu gehen. Das automatische Licht schaltet sich schließlich ab und da ich mich nicht bewege, stehe ich im Dunklen, unfähig, mich zu entscheiden.
„Lass dich darauf ein“, hast du gesagt, „es wird eine ganz neue Erfahrung sein für dich.“ Ich verfluche dich, weil du mich überredet hast. Ich verfluche mich, weil ich mich habe überreden lassen.
„Es wird dir gut tun, einmal die Kontrolle abzugeben“, hast du gesagt und nicht geahnt, wie genau du damit ins Schwarze triffst. Einmal nicht die Verantwortung haben, nichts organisieren müssen, nicht die Querelen zwischen den Kindern schlichten müssen, nicht für die Mahlzeiten zuständig sein, nicht dafür, dass saubere Wäsche da ist, dass die Hausaufgaben gemacht sind und sie ausreichend Schlaf bekommen, nicht die Sprunghaftigkeit des Chefs ausgleichen müssen. Nicht ständig mit zusammengebissenen Zähnen Last auf den Schultern tragen.
Und trotzdem: So lange ich die Kontrolle habe, kann ich mich wehren, kann ich mich vor Verletzungen schützen. Oder ist das nur eine lächerliche Illusion? Sonst hätte mir das Leben keine Wunden schlagen können, und doch trage ich sie mit mir herum.
Aber mich einfach zur Verfügung stellen, fremden Menschen, denen ich noch nie vorher begegnet bin? Die mich ungestraft entwürdigen könnten. Kann ich das ertragen oder springe ich sehenden Auges ins nächste Messer?
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