Die Knie weit auseinander geschoben, lagen ihre Hände mit den Handflächen nach oben auf ihren Schenkeln und ihr Blick blieb gesenkt. Selbst wenn er noch eine Stunde beschäftigt sein würde, würde sie hier so knien bleiben.
Draußen zeigte sich das Herbstwetter von seiner ungemütlichsten Seite. Es regnete bereits den gesamten Tag und der Wind peitschte den Regen immer wieder an die Fenster. Es war Oktober und die Tage wurden zunehmend kürzer. Zusammengefasst hatte für Laura die schrecklichste Zeit des Jahres begonnen. Die Sonne kam so gut wie nie hinter der dichten und trüben Wolkendecke hervor. Die Menschen hasteten durch ihren Alltag. Die Freundlichkeit und Lebenslust des Sommers wechselte gegen Angespanntheit und Gereiztheit.
Vielleicht war es ja nur so, weil sie selbst diese Wochen des Jahres nicht mochte. Schon jetzt auf den Dezember und noch mehr auf den Januar wartete, wo die Sonne wieder öfters hervor kam, die Tage vor allem wieder länger wurden. Doch auch am heutigen Tag hatte sie in der Gemeinschaftspraxis, in der sie seit gut fünf Jahren als Arzthelferin arbeitete, großteils nur ungehaltene und vor allem ungeduldige Patienten beobachten können.
Heute war es wieder besonders schlimm gewesen. Es begann schon frühmorgens. Laura hatte Frühdienst gehabt. Frühdienst bedeutete um sieben Uhr, eine halbe Stunde vor Praxisbeginn, anzufangen. Als sie gerade den ersten Patienten aufrufen wollte, klingelte das Telefon und sie nahm ab. Am anderen Ende der Leitung meldete sich die Frau eines Patienten, der laut Terminplan erst für später angemeldet war.
Eine stimmungsvoll geschriebene Geschichte, die glaubwürdig den Spagat zwischen ihrem realen Leben und dem Ausleben ihrer Neigung beschreibt. Die einfühlsam darstellt, wie die Rollen verteilt sind und das sie das Spiel auch nutzen kann, um abzuschalten und zur Ruhe zu kommen. Aber auch eine Geschichte, die eine innige Liebe erzählt.
Ich mochte die Beschreibung von Laura, die zum einen Ihre Frau im Beruf steht und Ihrer privaten Leidenschaft, die sehr bewegend und glaubwürdig herübergekommen ist. Ich fand die Geschichte ausgesprochen gut geschrieben, besonders diese vielen kleinen Details, die sie abrundet, auch der Spannungsbogen ist Dir klasse gelungen. Danke für diese berührende und spannende Geschichte.
Vielen Dank an der Stelle für die abgegebenen Bewertungen und (die mir immer am liebsten) hinterlassenen Kommentare.
@ scharp: Sie war ja gar nicht gefesselt. Abgesehen von der Kette am Ende, mit der sie am Bett fest gemacht war. Von daher auch keine nähere Beschreibung dieses Mal. Und Kleidung/Aussehen... Einmal war hier mir gänzlich anderes wichtig, was ich aussagen/hervor heben wollte. Anderer Seits halte ich mich generell (bis auf sehr wenige Ausnahmen) von solchen Beschreibungen fern. Ob sie nun groß, klein, dick, dünn sind, und was sie anhaben, ist in meinen Geschichten fast immer eigentlich vollkommen egal. Zudem überlasse ich das gern der Phantasie des jeweiligen Lesers, der meiner Meinung nach nie zu viele Einschränkungen vor gegeben werden sollte.
Zu dem Anfang: "Stefan & Laura" entstand im letzten Jahr nach dem Abschluss einer mehrteiligen Geschichte. Mir war darum einfach nach einer abgeschlossenen Kurzgeschichte. Das Dumme daran nur, die Geschichte über Laura und Stefan ist in meinem Kopf schon länger auch eine große und damit mehrteilige Geschichte. Da gibt es ein wie sie sich kennen lernen, da gibt es einen Werdegang, auch mit Stolpersteinen. Da gibt es ein Umfeld und weitere Personen, die das teilweise auch mit beeinflussen. Ich bin mir aber weiterhin uneins darüber, ob ich da nun weiterhin nur einzelne Geschichte daraus nehme. Oder aber eine lange vollständige. Als ich mich dann hinsetzte und munter vor mich hin schrieb, war ich eben gefühlsmäßig auch bei dem ganzen komplexen. Fiel mir dann auch auf und ich sagte mir selbst, nee halt mal, wenn du nun so weiter schreibst, hast am Ende doch keine abgeschlossene Kurzgeschichte. Also mußt du da jetzt mal die Kurve kriegen. Ich wollte und will da aber irgendwie auch nix beim Anfang von raus nehmen. Also steht das da weiterhin so "langatmig" da.
*Schultern und Hände anhebt" Bin halt nur ein hobbymäßiger Schreiberling. *g*
Schöne Geschichte. Am Anfang hatte ich den Eindruck, dass sie stilistisch ein bisschen holprig ist, aber irgendwie hast du dich "warm" geschrieben und zum Schluss war ich mittendrin und habe mich bei dem gleichen Seufzer entdeckt, den vielleicht auch deine Protagonist sich an dieser Stelle geleistet hat. Danke schön dafür.