Hallo Werder und Miteinander,
Und was das Beschreiben von Gefühlen angeht, so vermeide ich es gern, diese direkt zu schildern - ich ziehe es vor, sie unter der Oberfläche zu belassen, wie mein großer Lehrmeister Old Hemingstein. Von dem ich auch die Devise "short and sweet" übernommen habe, was das Ablassen von heißer Luft aus Stories betrifft - Luft, die das Ganze sowieso nur aufblähen würden.
mit den "deutlichen" Worten habe ich kein Problem - wenn zwei Menschen so mit einander umgehen, dann tun sie das.
Womit ich Probleme habe, ist die Nichtumsetzung obigen Zitats des Autors. Ein Text, der Gefühle unter der Oberfläche lassen will, dann aber Formulierungen wie
als ihr Mann auf leisen Sohlen hereinschlich
Sie entgegnete kurz angebunden
fuhr sie ihn barsch an
Zornig ergriff sie die Badebürste
Versöhnlicher gestimmt meinte sie dann
aufweist, macht eben genau das nicht, nämlich die Gefühle unter der Oberfläche lassen, er schreit mir Gefühle und Stimmungen geradezu entgegen. Selbst in einem Text, der nicht subtil sein will, wäre mir das zu viel "tell". Mit Hemingway hat das natürlich nichts zu tun. Woran auch die Alltagssprache und all die Floskeln, mit denen der Text durchsetzt ist, ihren Anteil haben. Entsprechend halte ich den Text - gemessen an den erklärenden Worten Werders - für grundsätzlich gescheitert.
Ohne die erklärenden Worte hätte mir der Text auch nicht gefallen, da ich jegliche Tiefe vermisse. Schon das Prickeln eines gewissermaßen halböffentlichen Spiels wird wegerklärt mit 'nem privatem Badezimmer. Und das jemand Fremdes mitspielt mit, pöh, es interessiert den Typen nicht wirklich.
Ich wusste nach dem Lesen nicht (ist schon ein paar Nächte her), was mir der Text sagen will. Denn mehr als eine Spielbeschreibung ist da nicht. Und von der Sorte habe ich schon viele gelesen, die besser, weil detaillierter waren. Und mit "detaillierter" meine ich "lebendiger", weil tiefer in die Personen gehend.
DeIna