Profil erstellen Login

Blicke

Beim Lebensmitteldiscounter begegnete ich ihm. Dem Mann im Businesslook, umwerfend attraktiv. Ein Alphatier. Während ich für ihn nach Schokoladenbonbons suchte, ging meine Fantasie mit mir durch: Ich sah ihn mit gesenktem Kopf vor mir knien.

Eine BDSM-Geschichte von Jona Mondlicht.

  • Info: Veröffentlicht am 30.12.2019 in der Rubrik BDSM.

  • Folge: Dieser Text ist Teil einer Reihe.

  • Urheberrecht: Veröffentlichung, Vervielfältigung oder Verwendung sind nicht erlaubt. Mehr.

 

Es ist nicht so, dass mir mein Job Spaß bereitete. Weder zu den Regalreihen, für deren Befüllung ich verantwortlich war, noch zum Discounter selbst verband mich eine tiefere Liebe. Aber ich erledigte meine Arbeit fleißig und gewissenhaft, wälzte Waren um, kontrollierte Verfallsdaten, entleerte Paletten. War ein Rollcontainer falsch gepackt oder die Folie nicht richtig gewickelt, fluchte ich auch mal anständig. Aber stets nur hinten im Lager. Gegenüber Kunden wahrte ich immer eine Mimik, die einen verrückt anmutenden Enthusiasmus für akribische Logistik vermittelte, aber auf Ansprache jederzeit in völlig unkomplizierte Hilfsbereitschaft umschlagen konnte. Es kostete mich gelegentlich besondere Kraft und Selbstbeherrschung. Aber das konnte ich, das war mein Metier.

»Junge Frau«, hörte ich hinter mir eine tiefe, männliche Stimme, »wissen Sie eigentlich, wie faszinierend das ist?«

Ich schob einen Fünferpack Schokokugeln im Regal nach hinten. Hier war ein ganzer Karton abverkauft, ich würde auffüllen müssen. Eilig drehte ich mich um. Vor mir stand ein Mann im typischen Businesslook, Anzug, weißes Hemd. Einer aus der Personalabteilung oder darüber, vielleicht jemand, der Angestellte führt. Gut sah er aus. Attraktiv. Und erfolgreich.

»Was finden Sie faszinierend?«, fragte ich ihn, ohne seinem Blick auszuweichen, der fest und durchdringend wirkte, als wolle er mit mir in Verhandlungen einsteigen. Ein Alphatier, dachte ich, und das war der Moment, ab dem er für mich interessant wurde.

»Dass Sie hier standhaft bleiben. Inmitten all der unzähligen Leckereien.« Er legte den Kopf etwas schräg. »Ehrlich, ich würde schwach werden.«

Noch so ein Trigger. Für einen Augenblick sah ich ihn, in seinem Anzug, wie er den Kopf senkte, wie seine Aura aus Macht und Erfolg bröselte, von ihm abblätterte und schließlich auf dem Boden zu Staub zerfiel, wie er still darum bat, schwach sein zu dürfen, endlich. In meinen Händen. Durch meine Hände.

Ich riss meine Gedanken zurück. »Kann ich Ihnen helfen?« Ein Satz wie ein schroffer Eisblock. Das war sonst nie meine Art im Umgang mit Kunden und ich ermahnte mich. Strich mir das Haar über die Schultern.

Die BDSM-Geschichte weiterlesen?

Melde dich bitte an.

Profil erstellen Login

Wenn du noch nicht Teil der BDSM-Community bist, informiere dich über die Vorteile, die auf dich warten.

Du möchtest das nicht? Dann stehen dir nur die öffentlich lesbaren BDSM-Geschichten zur Verfügung.

 

Alle veröffentlichten Teile dieser Reihe

Deine Meinung

Du kannst Texte nur dann bewerten, wenn du sie voll einsehen kannst.

Kommentare von Leserinnen und Lesern

25.12.2023 um 01:26 Uhr

Eine kreativ geschriebene Geschichte... Danke

Zu diesem Beitrag im Forum.

27.06.2023 um 18:07 Uhr

Von beiden schön geschriebene Geschichten. Was man alles fantasievolles aus ein paar Blicken beim Einkauf im Discouter kreieren kann! Es hat Spaß gemacht sie zu lesen. Danke! Jetzt bin ich gespannt, welche Gedanken mir beim nächsten Einkauf kommen, wenn ich mich spontan und unbedarft umschaue. So ganz vergisst man die Ideen in den Geschichten nicht.

Zu diesem Beitrag im Forum.

Nora

Profil unsichtbar.

25.06.2023 um 15:23 Uhr

Ok, der Schreibwettbewerb zwischen Jona und Devana führte zu folgenden Ergebnis: Während Devana nur Vorletzte wurde, kann sich Jona  über den hervoragenden 2. Platz freuen!

 

Tolle Geschichte. Beide!

Zu diesem Beitrag im Forum.

Wildkätzchen

Gelöscht.

25.06.2023 um 15:03 Uhr

Puh, schwierig, hier müsste ich das Open End wählen, wenn ich mich entscheiden müsste. 🤔

 

Was mich fasziniert sind die total unterschiedlichen Ausgänge und Perspektiven. Plus die in Teil Eins. Jedes Ende kann man weiterspinnen und es führt in völlig andere Richtung. Eure beiden Geschichten sind wie ein Spiel oder ein Puzzle, das ihr zusammen aufgebaut habt. Ich hatte Riesenspaß!

 

Viele Grüße

Wildkätzchen

Zu diesem Beitrag im Forum.

River

Autor(in).

05.08.2022 um 21:37 Uhr

Genial! Ihr zwei seid absolut genial.

Ich bin ein Mensch, der Happy-Ends mag, aber in diesem Fall weiß ich nicht, welches ich mir wünschen soll.

Geht nicht auch ein Dreierding? ^^ das wäre dann mein Wunschende.

Auch wenn ich zugeben muss, dass ich nur durch die Kommentare anderer darauf aufmerksam wurde, dass dieses Schreibprojekt eine Kooperation ist.

 

Jona, bei dir finde ich klasse, dass du dich nicht auf nur eine Perspektive beschränkst.

Das macht deine Werke wahnsinnig vielfältig und es macht Freude sie zu lesen.

 

LG River

Zu diesem Beitrag im Forum.

Gelöscht.

29.12.2020 um 00:23 Uhr

Achtet gut auf eure Mitmenschen, dann könnte ein simpler Einkauf auch "open" oder "happy" enden. Und der Besuch beim Lebensmitteldiscounter ist im aktuellen (Wieder-)Lockdown immerhin - noch - möglich.

 

für diese Geschichte aus den zwei Blickwinkeln. Mein erster Lesestoff aus den Schattenzeilen und sicher nicht der letzte.

 

VG

Zu diesem Beitrag im Forum.

Gelöscht.

11.10.2020 um 18:57 Uhr

Ein tolles Beispiel für einen gelungen "Spannungsbogen", wobei mir bis vor einer Stunde noch gar nicht so ganz klar war was man darunter überhaupt versteht. Als Krönung gab es dann noch die Verzweigung in verschiedene Ausgänge der Geschichte. Ich bin total begeistert. Welch eine Bereicherung, dass ich über das Angebot der Schattenzeilen hier in die tolle Gemeinschaft hinein stolpern durfte, wo ich doch vor drei Tagen, nur mit Google nach einem kostenfreien guten deutschen sm-chat gesucht hatte.

Danke Jona für Deine tolle Geschichte

Zu diesem Beitrag im Forum.

Jona Mondlicht

Autor. Korrektor. Teammitglied. Förderer.

13.09.2020 um 14:17 Uhr

Hallo Lui,

 

danke für Deinen Kommentar. Die Geschichte soll genau so sein, wie sie ist: Drei verschiedene Szenarien aus einem Ausgangspunkt heraus. Die Enden haben daher nichts miteinander zu tun.

 

Viele Grüße

Jona

Zu diesem Beitrag im Forum.

Gelöscht.

13.09.2020 um 11:34 Uhr

Hallo Jona,

ich dachte erst, dass die Kassiererin devot ist und sich der dominante Mann sie laufen lässt. Aber es stellt sich heraus, das ist nicht sein Spiel. Ich vermute sogar, es war das Werk seiner Frau, die genau weiß, wie es sich mit den Angeboten verhält. Auf ihrem Weg findet die Wandlung der Kassiererin statt und sie übernimmt die Rolle der Führung, was die Ehefrau als aussehen läßt. Diese greift an, dringt nicht durch. Ich würde beide Enden verbinden, denn das ist eine weitere Wandlung. Warum sollen sie eigenständig stehen?

Danke für die Geschichte

Lui

Zu diesem Beitrag im Forum.

19.08.2020 um 12:20 Uhr

Sehr schöne Idee, eine Geschichte aus dem Blickwinkel von verschiedenen Akteuren, mit verschiedenen Variationen des Endes und das von zwei Autoren.

 

Vielen Dank für diese tolle Idee.

Zu diesem Beitrag im Forum.

Alle Kommentare zu dieser Veröffentlichung.