1.
Manche Dinge brauchen einfach länger. Alex und ich lagen kuschelnd im Bett und philosophierten über unsere Beziehung und deren Anfang.
»War das eigentlich von dir als Date geplant, damals, als wir uns zum Essen trafen?«, wollte ich von ihr wissen. Diese Frage beschäftigte mich immer noch, und das, obwohl wir bereits vier Jahre zusammen waren.
»Nein, Simon, überhaupt nicht. Ich mochte dich zwar, und wenn ich ehrlich bin, war ich auch ein bisschen in dich verliebt, aber es war so eindeutig, dass du nichts Engeres mit mir wolltest.«
»Hmm. Und warum hast du mir dann trotzdem deine Gefühle offenbart?«
»Du warst so fürsorglich. Und auch so zärtlich, wie du mich in den Arm genommen hast. Und dann bist du mit zu mir in die Wohnung gekommen. Da hat es einfach ›klick‹ gemacht. Ich konnte nicht anders, ich musste es dir sagen.«
»Und du hast meine Welt auf den Kopf gestellt. Es ist alles das passiert, was ich auf keinen Fall wollte.«
»Deinen Blick werde ich nie vergessen.« Alex lachte laut auf. „Du sahst damals aus, als ob dir der Clown von Steven King persönlich begegnet wäre.«
»Ja, so ähnlich habe ich mich auch gefühlt. Ich war in Panik, dass du mich gleich abservieren würdest, wenn du mein Geheimnis entdeckst.«
»Du meinst das da?«, fragte Alex und griff mir in den Schritt. Ihre Hand blieb auf dem Schrittrohr meines Keuschheitsgürtels liegen.
»Ja, genau.«
»Aber es hat sich doch gelohnt, oder?«
»Aus heutiger Sicht bin ich mehr als froh, dass du mich überrumpelt hast. Ich habe dich damals auch gemocht, aber ich hätte dich niemals gefragt.«
»Ich weiß, dein früherer Stress mit Frauen. Aber nicht alle Frauen sind so, oder?« Sie blickte mich provokativ an. Jetzt nichts Unüberlegtes sagen!
»Ich will es mal mit ›Silbermond‹ sagen. ›Du bist das Beste, was mir je passiert ist‹«, sang ich.
»Oh, du bist süß, Simon.«
»Eigentlich bin ich ja selbst erstaunt, dass ich mich damals darauf eingelassen habe. Du hast ja auch nichts ausgelassen, um möglichst unattraktiv zu sein. Weißt du noch, dein grauenhafter Schlabberlook und die maskuline Kurzhaarfrisur? Nur dein Lächeln hat mich total verzaubert. Ich liebe einfach deine Grübchen.«
Alex kuschelte sich noch enger an mich. Ihre langen, schwarzen Haare hingen mir halb über das Gesicht. »Ja, wenn ich selbst Bilder von damals sehe, kommt mir das Grausen. Magst du mich denn heute, wie ich aussehe?«
»Ich habe dich auch damals schon gemocht. Aber heute bist du einfach scharf. Ich liebe dich. Und ich liebe deinen heutigen Look!«
Sie drehte sich zu mir und gab mir einen Kuss. Ihre Haare kitzelten an meiner Nase. Ich hätte die Haare gerne zur Seite geschoben, aber das ging nicht.
»Ich liebe dich auch, Simon!«
Wie gerne hätte ich sie jetzt in den Arm genommen, sie an mich gedrückt, sie sanft gestreichelt, ihr mit den Fingern einen Orgasmus beschert. Aber es ging nicht. Um jede meiner Gliedmaßen schlang sich eine Ledermanschette mit einer Schnalle. Und von dort führte jeweils eine Kette zu jedem Pfosten des Bettes.
Sie liebte es, wenn ich so da lag, wehrlos, verletzlich. Wenn sie mit mir machen konnte, was sie wollte. Manchmal kuschelte sie nur, so wie heute. Manchmal reizte und quälte sie mich. Fuhr mit dem Nagelrad von meinen Knien bis zu den Brustwarzen. Oder setzte sich auf mein Gesicht und ich durfte ihr mit der Zunge einen Orgasmus schenken. Und ganz, ganz selten öffnete sie meinen Gürtel und ritt auf mir. Das waren immer die schönsten Momente, wenn wir beide gemeinsam einen Höhepunkt hatten. Oder um genauer zu sein, wenn ich einen meiner sehr seltenen Höhepunkte erleben durfte.
Sie hatte eine sadistische Ader, die ich dummerweise in ihr geweckt hatte. Sie tat mir nie wirklich weh, aber sie liebte es, mich zu quälen und mich leiden zu sehen. Meinen Hormonspiegel bis zum Anschlag ansteigen zu lassen und mir keine Erlösung zu gönnen, während sie ihre Befriedigung regelmäßig einforderte. Es war manchmal grausam, aber ich liebte es auch. Es war die zweitbeste Entscheidung meines Lebens, ihr die Schlüssel zu meinem Gürtel zu übergeben. Direkt danach, überhaupt mir ihr zusammen gegangen zu sein.
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