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Momentaufnahme

Meine Knie schmerzen. Ich spüre die kleinen Fliesen, mit denen das Bad ausgelegt ist. Ich habe mein Zeitgefühl verloren. Wie lange knie ich schon hier und warte auf ihn, so, wie er es befohlen hat? Wie lange kann ich das?

Eine BDSM-Geschichte von Ambiente.

  • Info: Veröffentlicht am 25.10.2020 in der Rubrik BDSM.

  • Urheberrecht: Veröffentlichung, Vervielfältigung oder Verwendung sind nicht erlaubt. Mehr.

Meine Knie schmerzen. Ich spüre die kleinen Fliesen, mit denen sein Bad ausgelegt ist, habe mein Zeitgefühl verloren. Wie lange knie ich schon hier? Ich höre noch deutlich seine Stimme: »Gehe ins Bad und warte da so auf mich, wie ich es dir beigebracht habe.« 

Also knie ich, auf den Fersen abgestützt. Meine Handflächen liegen geöffnet auf meinen Oberschenkeln. Ich mag diese Stellung, aber nicht so lange. Minuten, Stunden?

Ich tauche ein in meine Erinnerung. Wir hatten eine Session, eine sehr erfüllende Session. Schweißgebadet lag ich, eng an ihn gekuschelt. Ich spürte deutlich, wie die Anspannung von mir abfiel und ich in diese Nachsession-Gefühlswelt eintauchte. Das Glücksgefühl, ihn gefunden zu haben, die Sessions, die uns erfüllten und verbanden. Ich bekam kaum mit, dass ein Fernseher lief, bis zu dem alles verändernden Augenblick. Der Film auf der Videokassette war zu Ende, ging nahtlos in eine alte Aufnahme über. Er, mein Geliebter und Sensei, redete mit ihr, mit einer seiner Freundinnen vor unserer Zeit. Er nannte sie nicht beim Namen, aber er sprach sie mit dem Kosenamen an, den er mir geschenkt hatte. Ich zuckte zusammen, wurde starr und kalt.

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Kommentare von Leserinnen und Lesern

Gelöscht.

19.03.2021 um 19:17 Uhr

Etwas verstörend aber gut geschrieben. Die Reaktionen lassen erahnen, dass es nur Gedankenlosigkeit war. Das bruchlose Weiterführen des Spiels entzieht sich meiner Ratio. Aber Danke für den Einblick. Vielleicht funktioniert es nur so?

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dienerin

Autorin. Förderer.

23.01.2021 um 11:12 Uhr

Danke Ambiente

für diesen tiefen Einblick.

Sehr schön ge- und beschrieben

 

Dienerin

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Gelöscht.

23.01.2021 um 01:15 Uhr

Hallo Ambiente,

 

es ist sehr schmerzhaft wenn man ein Geschenk von seinem Geliebten und Vertrauten bekommt und dann feststellen muss, dass genau dieses Geschenk für ihn oder sie nicht als das wichtige Zeichen der Verbundenheit zählt, man selbst es aber dafür gehalten hat. Gut wenn man erkennt, dass nicht eine spezielle Sache oder ein besonderes Wort sondern das Gesamte, Ausdruck der Liebe, Verbundenheit und des Vertrauens ist. Ich sehe es halt so und finde super das du geblieben bist, deinen inneren Schmerz nicht zum Anlass genommen hast ihn zu verlassen.

 

Vielen Dank für diesen sehr persönlichen Einblick in deine Gefühlswelt. Es ist absolut nicht selbstverständlich, so vielen Leuten (vielen Fremden), den eigenen inneren Schmerz mitzuteilen. Dafür hast du Respekt verdient.

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Nachtasou

Autor. Korrektor.

29.11.2020 um 22:54 Uhr

Die »geliebte Geliebte« wiegte sich fälschlich in Sicherheit von Einmaligkeit, Unwiederholbarkeit und Unverwechselbarkeit. Er lässt sie in ihrem Schmerz allein mit sich, meditierend. Er lässt ihr die Wahl.

Die Geschichte ist, wie der Titel ankündigt, eine Momentaufnahme. Am Ende wiederholt sich der Moment, denn er wird an gleichem Ort aus der Erinnerung geschildert. Gleich geblieben ist das Knien und meditieren. Es ist wohl wieder etwas vorgefallen in der Gegenwart.

Vorfälle sind so sicher wie das Amen in der Kirche. Wie ist mit der Beschämung, der ungewollten Demütigung, mit den Worten, die nicht mehr ungesagt werden können und nie vergessen werden, umzugehen? Ein Entschuldigen gibt es nicht, auch keine Rechtfertigung. Nur das Hoffen auf ein Gefühl von Zugehörigkeit, dass vielleicht konstanter ist als die Gerechtigkeitswaage, die Schlagseite bekommen hat. Wer aufrechnet, hat schon verloren.

Auslieferung findet nicht nur im BDSM statt, sondern in jeder Art von Liebe.

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Oldschool

Gelöscht.

01.11.2020 um 21:50 Uhr

Sicherlich eine schöne Gedankenwelt aber nicht anregend.

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Ronja

Autorin.

30.10.2020 um 19:34 Uhr

Diese wirklich kurze Geschichte berührt mich zutiefst. Trotz dieser Verletzung weiter seinen Anweisungen zu gehorchen, finde ich wirklich schwierig. Weiß nicht, wie ich reagiert hätte. Aber das hat alles zu einer glücklichen Beziehung geführt, die immer noch Bestand hat. Vielen lieben Dank für diesen Einblick.

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Ambiente

Autorin. Förderer.

30.10.2020 um 14:26 Uhr

Liebe Hanne Lotte,

 

Ich habe mich nicht angegriffen gefühlt. Keine Sorge!

 

Es hat mich damals getroffen, ich dachte, es wäre allein mein Kosewort.

 

Wichtiger in dieser Momentaufnahme war für mich, dieses innere Gefühl, was tue ich und der willen, zu gehorchen,  war wichtiger. es war MEINE Entscheidung, seinem Befehl zu folgen.

 

Wie lesen uns

Ambi

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hanne lotte

Autorin. Förderer.

30.10.2020 um 12:49 Uhr

Liebe Ambiente

 

ich hoffe, du hast dich durch meinen Kommentar nicht angegriffen gefühlt. Ich konnte nicht ahnen, dass die Geschichte diesen persönlichen Hintergrund hat

Das Beispiel zeigt mir auch, wie gefährlich es ist, eigene Erfahrungen eins zu eins zu spiegeln.

 

Du schreibst "Es war richtig, es fühlte sich richtig an." Das hatte ich so nicht gelesen. Aber vielleicht bin ich auch ein unverbesserlicher Pessimist. (Dder Kater würde jetzt weise nicken ...)

 

Danke für die erhellenden Erklärungen

Gruß

hanne

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Ambiente

Autorin. Förderer.

30.10.2020 um 09:54 Uhr

Liebe Hanne Lotte,

 

ja, ich bin geblieben. Warum?

 

Als wir uns kennenlernten, war ich 40 und verheiratet. Er war 27 und Student. Wir hatten Beide ein Leben bevor wir uns trafen. Und wir wußten Beide sehr schnell. Owir gehören zusammen.

 

Er war damals ein Fan von Hermann van Veen, von dem die Wortkombination geliebte Geliebte stammte. Er hatte es mir irgendwann erzählt.

 

An diesem Tag hatten wir eine sehr tiefe Session, eine der Sessions, die einem im Gedächtnis blieben. Hafteten.

 

Ich genoß und litt und fühlte mich großartig.

 

Danach kuschelten wir uns an und sahen den Film zu Ende, den wir vor der Session begonnen hatten.

 

Bis zu dem Augenblick, als ich ihn zu Ihr sagen hörte - geliebte Geliebte. Es gab mir einen Stich und ich zuckte zusammen. Das hat er gespürt und wußte - ich muss reagieren. Daher gab er mir den Befehl. Er gab ihn mir nicht als mein Freund, er gab ihn mir als mein Sesei.

 

Ich war zu der Zeit so tief in unserem SM vertieft, dass ich einer Anweisung bedingungslos folgte.

 

Daher ging ich ins Bad und gehorchte.

 

Ja, ich war versucht aufzustehen, aber mein Gefühl sagte mir, es wäre nicht richtig. Ich gehorchte.

 

Es war richtig, es fühlte sich richtig an.

 

Heute, 28 Jahre später, sind wir glücklich verheiratet und leben unser SM. Nur mit dem Unterschied, dass sich unser SM verändert hat. Selten kommt meine devote, Masoschistische Seite hervor. Zu 90 % unserer Sessions dominiere ich ihn.

 

Daher bin ich damals geblieben, und wir sind Beide glücklich darüber. 

 

Wir lesen uns

Ambi

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hanne lotte

Autorin. Förderer.

28.10.2020 um 19:25 Uhr

geändert am 28.10.2020 um 19:30 Uhr

Geschickt mit den Zeitformen gespielt, so dass man erst am Ende erkennt, dass die Situation, an die sie sich erinnert, schon länger her ist.

 

Ich verstehe den Zwiespalt und die Verletzung, aber nicht, warum sie geblieben ist. Warum sie es nicht schaffte, sich hochzustehen sondern einfach blieb und wartete.

 

Er hat sie nie wieder geliebte Geliebte genannt. Sie hat es nicht vergessen und ich lese zwischen den Zeilen, dass es noch immer schmerzt. Und kniet trotzdem. Warum? 

 

Kann man so eine Verletzung überhaupt heilen?

 

Danke für verschiedene Fragen

hanne

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