Nie zuvor erlebte ich so etwas Abgefahrenes. Jetzt kämpfe ich darum, dass mein Körper mir gehorcht. Während Julian und Pascal ihre Unterhaltung fortsetzen, als wäre nichts passiert, sinke ich auf den Boden, genau zwischen Pascals Beine.
Es ist ein Samstagabend. Wir, das sind mein Freund Julian (25), sein bester Freund Pascal (29) und ich mit Anfang 20. Wir sitzen wie immer in meinem kleinen Appartement im Wohnheim, genießen ein paar Drinks, essen Tortillachips und chillen. Wir sind leicht beschwipst und freuen uns, endlich nur zu dritt in einem Raum zu sein. In letzter Zeit haben wir viel Zeit mit anderen Freunden verbracht, sodass dieser intimere Abend lange auf sich warten ließ.
Obwohl wir, Pascal und ich, beide liiert sind, haben wir stets unseren Spaß, miteinander zu flirten. Julian ist da ganz entspannt und manchmal habe ich den Eindruck, es gefällt ihm sogar. Ich erinnere mich nur zu gut an unsere Silvesterparty, bei der Pascal mich beim Strip-Poker gründlich besiegt hatte. Halbnackt stellte ich mich damals in Pose, um ihn zu provozieren. Und ihm zu zeigen, was er alles nicht haben kann. Er blieb cool und brüstete sich damit, mich besiegt und in die Schranken gewiesen zu haben. Eigentlich hätte ich damals schon wissen müssen, was am Ende passieren würde.
Irgendwann im Laufe des Abends mache ich einen Witz auf Pascals Kosten. Irgendeine Beleidigung über seinen Musikgeschmack. Einfach nur, um ihm eine Reaktion zu entlocken. Es funktioniert sofort.
»Zwing mich nicht, meinen Gürtel zu holen«, zischt er, ohne mit der Wimper zu zucken. Sein Gesicht wird so komisch ernst, dass ich anfange zu lachen.
»Du wagst es nicht«, feuere ich zurück. Ich ziehe mein rotes Haar aus dem Nacken und lege es verführerisch über meine Schultern. »Ich habe meinen nicht dabei, aber wenn du einen übrig hast ...«
Genial und anregend geschrieben! Die Beschreibung der "inneren Explosion" finde ich wunderbar und spiegelt m.E. sehr schön die immensen Energien wieder, die entstehen und sich auf vielfältigste Weise entladen können.
neee, nicht wirklich, liebe Nora, das wüßt ich, glaub ich! aber danke für deinen Vergleich, den ich mal als Kompliment auffasse - vlt. bist ja n Papa-Kind, wie meine eigne Tochter auch
Habe jetzt zwar nicht alle Kommentare mir durchgelesen und denke, dass das bischen Alkokohol, das hier im Spiel war eher den Charakter eines gewissen Angeklimpert-Seins widerspiegelt, und nicht wie von vielen hier die zentrale Rolle gespielt hat. Insofern kann ich diese fast puritanisch anmutende Kritik überhaupt nicht nachvollziehen, denn keiner der Protagonisten ist hier stockbesoffen oder ist nicht so beschrieben, dass er nicht wüßte, was er täte. Es sind keine Drogen im Spiel, keine k.o.Tropfen, keine Aufputschmittel nichts dergleichen. Die Situation ist m.E. durchaus realistisch wiedergegeben und dürfte bei jedem gemütlichen Beisammesein dreier junger Leute an jedem Wochenende tausendfach so sich ereignen. Ich lese auch nichts darüber, dass an irgendeiner Stelle die Gefahr bestanden hätte, als liefe das Geschehen aus dem Ruder.
Viel interessanter finde ich den Aspekt, der auch bereits angesprochen wurde wie es Julian in der Szene ergeht. Hier würde ich mir wünschen, dass vlt. in einer Folgeversion seine Befindlichkeiten etwas näher beleuchtet würden, denn so wirklich unfroh schien er in der vorliegenden Szene nicht zu sein.
Ich habe diese Episode jdfs. trotz meiner weißen Haare mit Genuß gelesen und freue mich auf weitere Beiträge ähnlicher Art von dir Diedie Nerin.
Liebe Diedie Nerin, sorry - ich habe Deine Geschichte genossen! Du erzählst sehr lebhaft, verwendest zeitgemäße Floskeln und treffende Beschreibungen jugendlichen Benehmens. Ich mag finstere Vorstellungen und persönliche Abgründe und finde es ganz und gar nicht verwerflich, darüber zu schreiben, im Gegenteil. Vielleicht wäre ein neuer Button zu Beginn eines solchen Textes hilfreich, wie bei einigen Fernsehshows: "nicht nachmachen".