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Burg Schattenstein

Die erste Geschichte der Neverending Story führt auf eine Burg, die sich aus einem Waldstück erhebt und im Glanz der Abendsonne auf die ersten Gäste einer Party wartet. Eine berauschende, sinnliche und vor allem leidenschaftliche Nacht steht bevor.

Eine Fantasy-Geschichte von Jona Mondlicht.

  • Info: Veröffentlicht am 03.09.2001 in der Rubrik Fantasy.

  • Folge: Dieser Text ist Teil einer Reihe.

  • Urheberrecht: Veröffentlichung, Vervielfältigung oder Verwendung sind nicht erlaubt. Mehr.

Ein beinahe unerträglich warmer Sommertag liegt über dem Land, eine schwerdicke Hitze, die sich zwischen reifen Feldern, geduldig verharrenden Baumkronen und  einem gleichmäßig hellblau bespanntem Himmel staut und nun, da sich die Sonne an Kraft verlierend dem Horizont nähert, scheinbar selbst zu glühen beginnt. Das hochsommerliche Wetter hat den August zum Stillstand gebracht und es sieht nicht danach aus, als würde sich das in den nächsten Tagen ändern. Die bevorstehende Nacht wird ausgesprochen warm werden, nicht ein Hauch kühlender Luft, der den klaren Sternenhimmel zum Flimmern bringen könnte. Und das ist auch gut so.

Mein Blick streicht über ein kleines Meer aus Tannenspitzen, die zwar weit hinauf gewachsen sind, aber die hohen Mauern der alten Burganlage, aus der ich hinab sehe, nicht erreichen können. In einiger Entfernung endet der lichte Nadelwald, auf dessen moosbewachsenem Boden die Schatten der Baumstämme immer länger werden, und ich beobachte den grau schimmernden Streifen aus Asphalt, der in einiger Entfernung über die Felder hinweg von Ost nach West zieht. Dort pulsiert der Tag noch, zahllos spiegelt sich die untergehende Sonne in den Windschutzscheiben der Fahrzeuge, die westwärts über die Autobahn eilen. Ich frage mich, ob jemand von dort aus einen Blick auf die alte Burg wirft, die zwar nicht verlassen wirkt, aber sicher belanglos sein wird für Reisende, die schnell nach Hause kommen möchten oder ungeduldig auf den nächsten Rastplatz hoffen. Und doch werden sie alle von dort kommen, denke ich, in weniger als einer Stunde, wenn sie sich an die Einladung halten und ab der Zeit des Sonnenuntergangs die Burg betreten.

Ich streiche mit der Hand über die warmen, behauenen Steine der Burgmauer, während ich mich in Bewegung setze, um das beinahe kreisrunde Areal gemächlich zu umrunden. Die letzten Wanderer, die heute hergefunden hatten, um zu verweilen und den Ausblick zu genießen, habe ich schon vor gut drei Stunden aus der Burganlage gebeten, bevor ich das große Eisentor von innen verriegelte. Ich muss einen seltsamen Eindruck bei ihnen hinterlassen haben, denn ich trage mein schneeweißes Hemd mit den Schnüren an Armen und Brustausschnitt, welches einen schönen Kontrast bildet zu der tiefschwarzen und schweren Lederhose. Ich weiß nicht, ob sie mein Halsband gesehen haben, in jedem Fall aber schien ich ihnen nicht geheuer zu sein, denn sie drehten sich auf dem staubigen Feldweg, der von der Burg weg führt, mehrmals um und beobachteten mich, wie ich ihnen versonnen nachschaute.

Ich blicke zum Hauptgebäude der Burganlage, welches sich in der Nähe des Tors befindet und von außen einen riesigen, aber verwinkelten Eindruck vermittelt. Man vermag anhand der sichtbaren Ornamentfenster, die über die Außenwände verteilt sind, nicht erkennen, wo sich Zimmer und Treppen befinden. Ich überlege, ob dies vielleicht Absicht war in einer Zeit, in der Kriege mit Steinschleudern, Feuerpfeilen und tiersehnenbespannten Bögen geführt wurden. Ich weiß, dass dieses Gebäude von innen noch riesiger und noch verwinkelter erscheint, als es von draußen zu erahnen ist. Zahlreiche Zimmer, Gänge, Treppen und letztlich ein kaum überschaubarer Keller, der beinahe die gesamte Burganlage unterhöhlt, müssen damals Platz geboten haben für ein wahrhaftes Volk an Besuchern. Für einen Moment spüre ich die Lebhaftigkeit der vergangenen Tage, hier, in der Mitte des Areals, Mensch und Vieh, durcheinander rufende, johlende Menschen, reges Handeltreiben, mehrere Lagerfeuer, um die man saß und laut erzählte. Aus den Fenstern des Hauptgebäudes schaut man heraus, die gehobenere Gesellschaft tummelt sich nicht auf dem Hauptplatz, natürlich, ebenso wenig in den Kellern, in denen diejenigen geschlagen und gepeitscht werden, deren Anwesenheit von den Wissenden verleugnet wird. Der Gedanke an die Keller schickt ein wohliges Kribbeln über meinen Rücken.

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Kommentare von Leserinnen und Lesern

08.12.2021 um 20:23 Uhr

Äusserst raffiniert wie der Leser durch diese Geschichte geführt wird.Man könnte schmunzelnd meinen,dass eine Maklerin die Burg als ihr Verkaufsprojekt schildert,so exakt und genau,beinahe akribisch wird auf die architektonischen Gegebenheiten eingegangen.

Doch hinter alledem wird ganz gezielt ein Spannungsbogen aufgebaut,der wie beinahe zufällig eingestreut wirkt,es ist aber nicht ist.

Etwa die schwere Lederhose gepaart mit dem Halsband,das wohlige Kribbeln bei den Gedanken an die Keller,der hochaufgemauerte Brunnen usw.

Eine Fülle kleiner Symbole mit verheißungsvollem Charakter...sehr gekonnt und extrem luststeigernd geschrieben!!

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Gelöscht.

08.12.2021 um 19:07 Uhr

Viele, viele Adjektive zeichnen ein Bild mit Worten. Ist das eine Fortsetzungsgeschichte oder ein Stimmungsbild? Als solches funktioniert es ganz trefflich und läßt ein Bild im Kopf entstehen. Für etwas mehr Handlung wäre ich noch dankbarer.

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01.10.2020 um 23:35 Uhr

Schöne Idee so eine neverending Story, bin mal gespannt wie es weitergeht.

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hanne lotte

Autorin. Förderer.

11.02.2017 um 23:22 Uhr

Alte Burgen haben etwas Magisches, sind voller Geschichte und Geschichten, Glück und Leid, Erinnerungen.

 

Sieht so aus, als sollte in der Geschichte dieser Burg eine neue Seite aufgeschlagen werden.

 

Danke für die Einladung

hanne

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Meister Y

Autor. Förderer.

16.09.2015 um 12:35 Uhr

Schön, einfach nur schön. In Worte gefasste Details, die sich rasch zu einem großen Gemälde zusammensetzen. Zu einem Bild, bei dem man bei jedem Hinsehen Neues entdeckt. In jedem Satz meint man, die Altehrwürdigkeit des Gemäuers zu spüren. Die Massivität der Steine, den Rost, der Gitter, Ringe und anderes in Jahrzehnten überzogen hat. Die Kühle der Mauern. In jeder Zeile fühlt man sich als Jemand, der bei diesem Rundgang heimlicher Beobachter war.

Vielen Dank für dieses großartige Bild, für den Beginn einer Neverending Story.

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Gelöscht.

09.02.2015 um 14:49 Uhr

Macht neugierig auf mehr...

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Gelöscht.

10.09.2014 um 23:19 Uhr

sehr malerisch erzählt! wirklich schön!

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Gelöscht.

02.08.2014 um 08:47 Uhr

Diese Geschichte hat was mystisches und man wird in den Bann versetzt selbst dabei zu sein. Danke dafür.

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Gelöscht.

24.07.2014 um 19:48 Uhr

Das ist eine interessante Burg.

Ich freue mich schon darauf, wie es weiter geht.

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Gelöscht.

30.11.2013 um 23:11 Uhr

Spannung und interessant

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