Wer sich mit den schönen Leidenschaften nicht identifizieren kann, mag oft nicht nachvollziehen, dass SM ein Spiel ist, welches die Beteiligung beider Partner voraussetzt. Und wie wichtig es ist, dass ein gemeinsames Spiel von beiden Seiten verstanden werden sollte.
Manchem mag es seltsam erscheinen, dass diese eigentlich recht peinliche Geschichte hier auftaucht. Aber mein Bestreben liegt woanders als in der Darstellung von Peinlichkeit. Vielleicht hilft es einigen weiter, denen ähnliches passiert ist, oder aber es warnt Neulinge, nicht ebenso vorschnell zu sein. Egal, was ihr euch draus zieht, ich hoffe, es hilft.
Sie hatte sich schon einen Keks gefreut, als sie seine erste Email gelesen hatte.
Unverheiratet, nicht zu alt, wohnte nicht zu weit weg, keine Kinder, gesichertes Einkommen, eine eigene Residenz, völlige Übereinstimmung der Neigungen. Das klang alles zu gut, um wirklich wahr zu sein ... besonders, dass er sich auch noch für Sie interessierte. Schnell war eine Antwort geschrieben und ein hoffnungsvolles Strahlen in ihre Augen getreten.
Sie beschloss, den Abend mit ein wenig chatten zu beenden, jubilierte schon voller Vorfreude, hoffte, endlich einen Glückstreffer erzielt zu haben, als er plötzlich in ihrem Stammchat auftauchte. Ihr Herz tat einen Sprung und sank gleich wieder hinab, als er kaum fünf Minuten blieb und sie nicht mal beachtet hatte.
Sie rang mit sich, überlegte hin und her und getraute sich schließlich doch, ihn einfach anzurufen und nachzufragen, was los sei. Ihr Herz schlug bis zum Hals, als sie seine recht angenehme Stimme am Telefon hatte und ihre Nerven sich beruhigten unter seinen Worten, er sei einfach nur nicht mit dem System klar gekommen. Sie verabredeten sich zu einem weiteren Telefonat in zwei Tagen und sie ging diese Nacht mit einem glücklichen Lächeln unter die Decken.
Die ganze Woche verbrachten sie mit Telefonaten. Immer mehr und mehr schienen die Übereinstimmungen sich heraus zu kristallisieren, jubelte das Herz und befand der Verstand, dass jetzt schon Einiges geschehen müsste, damit diese Liaison zu einem Misserfolg würde.
Das Wochenende kam. Eilig fuhr sie nach der Arbeit noch mal nach Hause, warf sich in Schale und beruhigte die Nerven. Endlich saß sie im Auto in östlicher Richtung, fluchte leise vor sich hin, als sie in den ersten Freitag-Abend-Stau geriet, konzentriert suchte sie die Abfahrt und beschleunigte die Fahrt, wunderte sich auf dem letzten Parkplatz vor Ultimo, dass ihr Herz nicht bis zum Hals schlug, dass ihr Magen ruhig blieb und nichts in ihr rebellierte, wie sonst bei Nervosität, doch sie dachte sich nichts weiter dabei.
Endlich kam ihre Abfahrt. Sie erinnerte sich plötzlich, dass sie keinen Treffpunkt ab der Autobahn ausgemacht hatten, bog einfach auf einen Parkplatz ein und danke wieder mal dem Allmächtigen für ihr Handy, hatte ihn kaum angerufen, als sie auch schon seinen Wagen ausmachte und ihm hupte.
Er stieg aus und ihr sank das Herz. Er sah doch anders aus als auf dem Foto, welches er ihr geschickt hatte, aber sie lächelte, sprach sich Mut zu, woher sollte sie auch einen Adonis von Kerl verdient haben, schließlich waren andere Dinge wichtig.
Ich finde schon "normale" One night stands grenzwertig.
Und nun hier: Ich würde niemals zu jemandem fahren und das durchziehen, ohne den nicht mindestens vorher einmal gesehen zu haben, zu gucken, ob die Chemie stimmt und - nagut - auch die Optik. Und da müsste es ja quasi an die Liebe auf den ersten Blick grenzen, wenn das nächste Ereignis eine Session ist.
Kann die Leute da nicht verstehen. Ein bisschen ist man da an der Enttäuschung auch selbst schuld.
Der Typ an sich ist eigentlich nur jämmerlich. Er schickt ihr ein gefaktes Foto und mokiert sich dann über ein paar Kilo zu viel an ihr
Ich muss sagen, dass ich diese Zeilen inhaltlich wirklich stark geschrieben fand. Ungeschönt, offen, ehrlich. Eigentlich müsste man ja die Protagnonistin bedauern. In Wirklichkeit bedauere ich ihn, weil er dieses große Geschenk nicht wirklich annehmen konnte. Weil er zwar sich befriedigt, dabei aber eine große Chance vergibt.
Ja, es gibt sie wohl solche Männer. Nur auf sich bedacht, ohne Verantwortung, ohne Fürsorge. Ich kann wirklich nur hoffen und wünschen, dass diese Zeilen vor allem diejenigen lesen, die mit dem Gedanken an ein "erstes Mal" spielen.
Ich würde mal sagen, der typische Typ, ich habe mir etwas in den Kopf gesetzt und will es jetzt sofort. Mmh, mir ist dieser Typ sehr gut bekannt und es lauern große Gefahren, wenn Dinge kopflos durchsetzen werden wollen.
Ein sehr guter Text für Neulinge!
Ich hoffe mal Deine SIE ist eine fiktive Person und Du hast dieses persönlichen Angriff auf Deine Äußerlichkeiten ertragen müssen, denn dass sind Dinge die wirklich sehr nahe gehen.
Danke für diesen leicht "verketteten" (die Absätze mit den Ketten musste mehrfach lesen, bis ich allen Ketten folgen konnte!), aber sehr ehrlichen und lehrreichen Text.