Der Weg des Dienens (Teil 01)
Du hast gesagt, ich solle warten. Du hast nicht gesagt, wie lange es dauern würde. Ich verfluche mich, dass ich die Augenbinde so fest zurrte. Bewege die Handgelenke in den Schellen. Weiß nur zu genau um die viel zu große Nacktheit inmitten eines Hotelflures.
Ich hänge zitternd in den Posamentenfesselungen und kann nur hoffen, dass die Vorhänge in diesem Hotel sicher verankert sind. Ich spüre, wie sich meine Muskeln verkrampfen. Für dieses Stück des Weges wird es keine Lust mehr geben. Es ist der Moment des Schmerzes, und wir wissen beide, ist die Schwelle erst einmal gefunden und überschritten, wird auch dieser Schmerz zu Lust.
Ja, ich fühle mich gedemütigt, meiner Würde beraubt. Es sind eben jene Gefühle, die mich erst zu dem machen, was ich bin. Die tief in der Seele berühren und die wahre Sklavin an die Oberfläche fordern. Die jene Grenze berühren zwischen Frau und Sklavin, unabhängig oder gebunden sein. Zwischen frei entscheiden und Selbstaufgabe.
Als wir in den Hotelflur hinaustreten, erscheint mir alles noch normal. Ein Hotelflur wie jeder andere. Außer, dass ich mich im Stillen wundere, dass unser begleitendes Pärchen anscheinend Aufsehen erregen möchte. Als wir jedoch in der Lobby den Aufzug verlassen, wird mir mit einem Schlag vieles klar.
Ich zähle die Schläge, lasse die Demütigungen über mich ergehen, sinke immer tiefer in diese Welt und frage mich, ob es aus dem Abgrund je wieder ein Zurück geben wird. Solch eine Situation schlummerte bisher nur in den dunkelsten Ecken meiner Seele. Ohne dass ich wusste, ob ich sie real als lustvoll empfinden würde.
Ich bin noch gar nicht richtig wach, als der Zug in meinem Haar eindeutig anzeigt, dass du es bereits bist. Ich wende dir meinen noch etwas verschlafenen Blick zu und begegne deinem schmunzelnden Lächeln. Du bleibst stumm. Einfach nur dieser Blick, der mir etwas bedeuten will. Und so langsam sickert es in meinen müden Verstand: Wie oft sprachen wir über diese Situation, wie oft schrieben wir darüber? Und nun endlich die reale Möglichkeit!
Ich kann am Ende gar nicht mehr sagen, wessen Stimmung zuerst umgeschwungen ist. Nur noch wissend, dass deine locker auf meiner Brust ruhende Hand plötzlich bestimmter zugreift, abtastet und wie beiläufig in den Nippel kneift, so dass es mich unverzüglich in deine Gegenwart zurück wirft. Ich zische leise und spüre plötzlich deinen Atem an meiner Schläfe. Nichts weiter ist nötig, um mich wieder ganz werden zu lassen, was ich stets für dich bin.
Die Kälte kriecht mir in die Glieder und lässt sie steif werden. Wut auf dich, auf mich, auf die Situation. So sollte die wenige Zeit, die wir miteinander haben, nun wirklich nicht aussehen, so hatte ich mir das alles überhaupt nicht vorgestellt! Aber wer sagte je etwas davon, dass es meine Vorstellungen zu sein haben?
Als der Laudator das Eisen über die Bühne trägt und es dabei in die Menge hält, stockt mir der Atem und ich beginne zu begreifen. Mein Blick huscht zu ihr und ich kann keinerlei Angst entdecken. Sie lässt uns teilhaben an jedem Schlag, den er ihr versetzt.
Ich genieße das Bondage, welches er mit den breiten Seidenbahnen um meinen Körper windet. Ich kann nur noch auf den Zehenspitzen des rechten Fußes balancieren und mich ansonsten an der weichen, aber festen und unnachgiebigen Seide festhalten.
Nichts schwerer, als sich selber mit Worten zu demütigen, zu degradieren, Geilheit einzugestehen schon eine Überwindung für sich. Doch dies noch viel mehr abverlangt, sich selbst zu einem Stück Dreck machen, den Worten aller Anderen Raum verleihen, man sei nicht viel wert.