»Was denkst du?«, frage ich. »Los, wach schon auf!«
»Wie, was?«, fährt Stebbi hoch, starrt mich an.
»Konzentriere dich«, schimpfe ich. »Weshalb haben wir eine sternenklare Nacht? Warum stehe ich zwei Uhr dreißig in deiner Kammer?«
»Weil Sie nicht schlafen können, stehen Sie hier, Madame«, antwortet er. »Und eine sternenklare Nacht haben wir, weil keine Wolken am Himmel sind.«
»Du bist ein freches, renitentes Schweinchen«, sage ich ganz ruhig, schlage seine Bettdecke zurück, nehme seine rechte Brustwarze zwischen Daumen und Zeigefinger, drehe heftig. Wie üblich kommt die Reaktion. Er jault kurz auf, dreht sich aus dem Bett.
»Verzeihen Sie, Madame«, antwortet er ordentlich. »Was darf ich für Sie tun?«
»Du darfst dich anziehen, ich habe Lust auf einen Nachtspaziergang.«
Ich sehe ihm an, wie es in ihm arbeitet. Er ahnt, dass ich etwas vorhabe. Ein feiner Reiz ist seine Ungewissheit für mich. Sie schafft Spannung, drängt nach Auflösung. Meinen Partner in diesem spannungsgeladenen Zustand zu halten, ist ein Puzzleteil unserer besonderen Liebe. Seine Unsicherheit gibt mir Macht über ihn, bestimmt seinen Platz.
Wir gehen, nicht weit, gute zwei Kilometer hoch zum Wald, wandern ein Stück auf der Jakobsleiter. Der Mond steht hell am Himmel. Weißes Licht macht den Schnee auf Fichten und Tannen zu Federbetten.
»Alle Bäume sind zugedeckt, der Wald schläft«, sagt Stebbi. »Dazu die Stille der Nacht und ein Sternenhimmel, klar und weit, wie auf dem Meer.«
»Also gefällt dir meine Idee eines Nachtspaziergangs?« Ich schaue nach vorn. Hinter der Biegung sind wir am Ziel.
»Romantisch ist es, Madame. Ich danke Ihnen für die gute Idee. Ich freue mich, besonders, da wir das gemeinsam erleben.«
»Daran erkennst du, wie gut es dir mit mir geht.« Wir sind am Ziel. Der Schnee ist neben dem Weg platt getreten. Rechts geht es gut hundert Meter einen sanften Abhang hinunter.
»Du bist in Winterstimmung?« Ich bleibe stehen, sehe ihn an. »Was gehört zu einem Winter? Nenne mir fünf Beispiele.«
»Zuerst Schnee. Das ganze Land muss mit einer weißen Decke bedeckt sein. Dann Kälte, nicht feucht. Klare, trockene Kälte. Zum Winter gehören warme Sachen wie dicke Mäntel, gefütterte Stiefel, Mütze, Schal und Handschuhe. Ein gemütliches Zuhause gehört dazu, gut beheizt, Kerzen, winterliche Beleuchtung. Und zuletzt die Winterfreuden, also Wanderungen im Schnee, Skifahren, Schneemann bauen, Rodeln.«
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