Oh je. Er war schon den ganzen Abend extrem aufmerksam und einfühlsam. Immer wieder fragte er sie nach ihrem Befinden und ihren Gedanken. Und ständig suchte er ihren Augenkontakt. Da stand ihr in der Nacht wieder etwas Schönes bevor. Sie seufzte.
Er gab sich Mühe, war phantasievoll und immer äußerst vorsichtig. Kein Seufzer, den er nicht mitbekam, keine Regung, die er nicht auf die Goldwaage legte. Dabei wünschte sie sich nur einmal, dass auch er seine Phantasien an ihr auslebte und nicht ganz so viel Rücksicht nahm.
"Na schön!" sagte er plötzlich und klappte mit einem Knall sein Buch zu. "Ins Schlafzimmer, Sklavin!"
Sie verzog das Gesicht. Das war kein Befehl, sondern eine sanft vorgetragene Bitte. Mit hängenden Schultern folgte sie ihm ins Schlafzimmer. Wie immer hatte er sich viel Mühe gegeben. Leise Musik, gedämpftes Licht und Kerzen überall. Auf dem Bett lagen einige Dinge bereit. Es sah nach etwas Originellem aus.
Sie schlüpfte aus ihren Kleidern, kratzte sich und dachte: "Jetzt fang schon an!"
"Stell dich gerade hin!" Sein Ton war ungewöhnlich scharf. Er kauerte in seinem Sessel und brütete vor sich hin. Normalerweise sah er sie gerne an und pries ihre Schönheit. Er konnte einen richtig gut aufbauen.
Aber diesmal fühlte sie sich unbehaglich. Er musterte sie finster und sein halbes Gesicht verschwand hinter seinen ruhelosen Händen.
"Komm her!" forderte er schließlich. "Massiere mir den Nacken! Ich muss mir etwas für dich ausdenken."
Erstaunt kam sie dem nach. Das war neu.
Er war ziemlich verspannt und sie hatte eine Menge zu kneten, während er sich in düsteren Gedankengängen verstrickte.
"Also ich..." begann sie.
"Ich weiß," unterbrach er zu ihrer Überraschung. "Du möchtest auch mal, dass ich meine Phantasien auslebe und dich mit weniger Vorsicht behandle."
"Ich..." sagte sie verblüfft.
"Schweig!"
Sie klappte den Mund zu und bearbeitete weiter seine Schultern.
"Mein Problem ist, dass deine Erregung meine höchste Befriedigung ist. Seile, Peitschen, Gewichte sind ganz nett, aber eben nur Beiwerk. Allein dein Seufzen, Stöhnen und Zittern ist meine größte Lust. Jetzt verstehst du vielleicht mein Dilemma."
Sie fühlte, wie sehr ihn das beschäftigte. Aber sie wollte nicht noch mal ungefragt sprechen und ihn verärgern. Schließlich befanden sie sich schon halb im Spiel.
Melde dich bitte an.